Ein Elefant macht Handstand

Autor*in
Orths, Markus
ISBN
978-3-89565-408-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Meyer, Kerstin
Seitenanzahl
93
Verlag
Moritz
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Frankfurt
Jahr
2021
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Lola soll für die Schule eine Geschichte schreiben und fragt ihren Vater, der Autor ist, um Rat. So entspinnt sich ein zugleich originelles und lehrreiches Gespräch zwischen Lola und ihrem Vater, bei dem sie gemeinsam tatsächlich eine Geschichte entwickeln, erzählen und schreiben.

Beurteilungstext

Mit diesem Kinderbuch überrascht der Moritz Verlag RezensentInnen und Pädagoginnen gleichermaßen. Cover und Titel lassen uns zunächst wiederum ein schönes Kinderbuch aus der bewährten Feder von Markus Orth im Verein mit der Illustratorin Kerstin Meyer erwarten. Damit liegt man nicht ganz falsch, eine schön erzählte Geschichte ist dieser Text sicherlich auch, aber der Clou dabei ist, dass die Kunst des Geschichten-Erzählens und Schreibens in einem glaubwürdigen Zwiegespräch zwischen dem schriftstellernden Vater und der 7jährigenTochter vor dem abendlichen Schlafengehen diskutiert und verhandelt wird und ganz en passant Lola die von der Lehrerin geforderte Alltags-Geschichte entsteht.
Zunächst geht es darum, dass man ein Thema, einen Stoff braucht. So wie die Oma beim Nähen, stellt Lola fest. Schließlich ist das Wort Text vom lateinischen „textere“ = weben/flechten abgeleitet.
Lolas Zweifel, ob etwas Gewöhnliches aus dem Alltag überhaupt interessant genug ist zum Erzählen, räumt der Vater mit dem Hinweis aus, dass man ja „neue, schöne, ungewöhnliche Wörter finden“ kann und man so das alltägliche auch einmal „anders sehen“ kann als vorher. Lolas Idee für ihre Geschichte – es soll in den Zoo gehen und zuerst zu den Papageien – kann nun beginnen. Ihr Papa leitet sie an, eine farbenfrohe Beschreibung der Papageien zu schreiben – so zaubert sie ein Bild in seinen Kopf. Nun muss in der Geschichte etwas passieren und zwar etwas ganz und gar Überraschendes, Unerwartetes – man braucht eine Idee, damit es lustig, spannend oder gruselig wird. Lola entwickelt im Kopf nun eine Kettengeschichte, bei der ihre Figur Sophie bei jedem Tier etwas auszusetzen hat und zum nächsten Tier läuft.
Dabei muss natürlich noch eine „Po-Ente“ gefunden werden, damit die Geschichte schließlich einen guten Abschluss findet, meint ihr Papa: „Eine Po-Ente ist eine Pointe. Das spricht man Poääääähnte. Das ist Französisch. Der Schluss. Die Spitze vom Witz. Oder von einem lustigen Satz Der Moment an dem man endlich loslachen kann.“
In diesem eingängigen und überzeugenden Stil leitet der Vater die Tochter an, lässt unangenehme Themen wie Schreibhemmungen oder Überarbeitungen nicht aus. So leuchtet aus dem jedem/r Deutschlehrer/in bekannten leidigen Thema des abwechslungsreichen Schreibens bei Orths das funkelnde Kleinod der Sprache auf, z.B. wenn es um das Ersetzen des Verbs „machen“ geht. Er kritisiert: Der Elefant macht ein Rad. Macht einen Handstand. Macht einen Salto. Macht einen Überschlag. Ja, wendet die Tochter ein, aber das machen sie ja auch alles. Und er: „Aber weißt du, was das Schöne ist an der Sprache? – Dass es so viele verschiedene Wörter gibt… Und die Wörter funkeln wie Diamanten! Die glitzern auch. Aber es wäre doch langweilig, wenn man immer nur rote Diamanten hat, oder?“ So ersetzen sie das „machen“ durch andere Verben und Lola erfindet sogar noch ein ganz neues Wort einen „Purzelsalto“.
Diese herausragende Anleitung zum Geschichtenschreiben ist in großzügigen Zeilenabständen mit viel Luft und in farbig verschieden gesetzten Zuordnungen der SprecherInnen ein echtes Lesevergnügen. Bereichert und veranschaulicht wird der Text durch die kleinen, farbigen Zeichnungen, Vignetten, Bilder von Kerstin Meyer, die besonders die vielen Metaphern und sprachlichen Bilder vorzüglich in Szene setzt, z.B. wenn Lola ihren Vater ermahnt, er möge den Schnabel halten, sieht man ihn mit Schnabel und sie hält ihn zu.
Zum Schluss geben Vater und Tochter noch eine Reihe von Tipps und Tricks, sprechen aber auch ein paar Verbote aus.
Dieses Buch gehört nicht nur in jede Schulbücherei der Grundschule, sondern in jede LehrerInnenhand. Und am liebsten möchte man es sofort mit Kindern dialogisch lesen und als Schreibschule mit Kindern ausprobieren.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SRAn; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 29.10.2021

Weitere Rezensionen zu Büchern von Orths, Markus

Orths, Markus

Billy Backe und der Wilde Süden

Weiterlesen
Orths, Markus

Opa fliegt

Weiterlesen
Orths, Markus

Baddabamba und die Insel der Zeit

Weiterlesen
Orths, Markus; Orths, Lola

Ein Elefant macht Handstand

Weiterlesen
Orths, Markus; Orths, Lola

Ein Elefant macht Handstand

Weiterlesen
Orths, Markus; Orths, Lola

Ein Elefant macht Handstand

Weiterlesen