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• Emanzipation

Teaser

Joe ist ca. 17/18 Jahre alt und befindet sich in der Abschlussklasse seiner Highschool. Er liebt seine Nachbarin Kris, aber als Antonio, der smarte brasilianische Fußballstar auftaucht, verliebt sie sich in ihn. Die Ereignisse an der Schule entwickeln ihre eigene Dynamik und reißen alle Beteiligten in einen gefährlichen Strudel.

Beurteilungstext

Der sympathische Joe lebt mit seinem Vater, dem Besitzer einer Auto-Waschanlage, allein. Die Mutter, eine Französin, hat die Familie verlassen, als Joe noch ganz klein war. Der Junge hat keine Verbindung mehr zu ihr. Joe ist ein eher mittelmäßiger Schüler, jedoch ein Sport-As: Kapitän der Fußballmannschaft und der Ringer-Riege der Schule, hervorragender Läufer und (Rettungs-)Schwimmer. Mit Kris aus dem Nachbarhaus ist er seit Kindertagen befreundet, traut sich jedoch nicht, ihr seine scheue Liebe zu gestehen. Als Antonio, der Jung-Fußball-Star an der Schule auftaucht, ändert sich vieles in Joes Leben: Antonio beginnt die Fußballmannschaft der Schule zu dominieren, schießt glänzende Tore - und gewinnt die Zuneigung von Kris. Unterschwellig gärt eine uralte Fehde in der Schule: der Streit zwischen den Schülern aus den beiden Nachbarstädten Lawndale und Bankside. Auch Joe wird in den gewalttätigen Zwist hineingezogen - doch er entscheidet sich im entscheidenden Augenblick für den NICHT-Kampf , im Unterschied zu seinem Vater, der einst samt seinem Widersacher von der Schule verwiesen wurde. Joe aber gewinnt mit diesem Befreiungsschlag seine Zukunft - und vielleicht Kris zurück.
Der Autor erzählt mit außerordentlicher Präzision, Dichte und Authentizität. Sein Sujet ist eine amerikanische Highschool, die geprägt ist von den Schülern, die aus zwei (verfeindeten) Nachbarstädten kommen. Seit langem werden im Untergrund die Machtkämpfe zwischen den verfeindeten, aber etwa gleich starken Schülergruppen ausgetragen. Auch Joe, der psychologisch hervorragend gezeichnete Sympathieträger, kann dem gefährlichen Ritual nicht entkommen. Doch im entscheidenden Moment durchbricht er die Mauer der Gewalt und gewinnt damit eine Perspektive für seine Zukunft. Mit hoher Könnerschaft gelingt es dem Autor nicht nur, eine Reihe präziser, differenziert ausgearbeiteter Schülercharaktere darzustellen, sondern auch die (oft unterschwellig ablaufenden) emotionalen Prozesse in einer Schule glaubwürdig zu schildern. In einem fast sarkastisch zu nennenden Exkurs beschreibt er die eher hilflosen Versuche des stellvertretenden Schulleiters und der Polizei, mit strikten Maßregelungen, Überwachungskameras und Strafandrohungen den “Schulfrieden” herstellen zu wollen. Es gibt jedoch auch sehr positive Lehrerporträts - wie im wirklichen Leben!
Und so wirkt das Buch denn auch: wie aus dem wirklichen Leben gegriffen! Man wünscht dem TB viele Leser/innen ab ca. 12/13 Jahren und viele Diskussionen über die Entstehung von Gewalt, über Gewaltpotenziale und ihre (mögliche) Auflösung.