Die Spione von Oreborg

Autor*in
Wegelius, Jakob
ISBN
978-3-7941-6006-8
Übersetzer*in
Haefs, Gabriele
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Wegelius, Jakob
Seitenanzahl
160
Verlag
Gattung
Krimi
Ort
Düsseldorf
Jahr
2003
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Auf der Schäreninsel Snarholmarna geht das Leben einen geruhsamen Gang. Schullehrer Olle Nillebu ist zufrieden mit sich und seiner Welt, bis der Kommandant der Insel ihn als Spion nach Oreborg versetzt. Trotz seiner völligen Arglosigkeit spielt Nillebu eine entscheidende Rolle in einem bedeutenden Spionagefall und geht als Meisterspion “Magister” in die Annalen der Stadt ein.

Beurteilungstext

Olle Nillebu ist ein Lebenskünstler, der sich schon in verschiedenen Berufen versucht und schließlich auf Snaholmarna eine - nicht ganz so leistungsorientierte - Schule gegründet hat. Er liebt wie alle Snarholmarner einen gemächlichen Lebensstil und liest gern. Im Gegensatz dazu ist der Kommandant der Insel ein zwar harmloser, aber doch eitler und fantasieloser Mensch - bis Nillebu ihn in seine Bücherei führt. Der Kommandant leiht sich eine Abenteuergeschichte über Agenten aus, wird dann mehrere Tage nicht mehr gesehen und verpflichtet schließlich in einem konspirativen Treffen Olle Nillebu als Insel-Spion. Da es aber auf Snarholmarna nichts zu spionieren gibt, muss Nillebu in die nächste größere Stadt, Oreborg reisen. Er fügt sich in dieses ungeliebte Schicksal. Obgleich Olle Nillebu keine Ahnung hat, was er in Oreborg eigentlich ausspionieren soll, geschweige denn, wie er dabei vorgehen sollte, wird er sofort in einen Spionagefall über geheime Fahrrinnen durch das Schärenmeer verwickelt. Der Autor spinnt dabei eine äußerst unterhaltsame Geschichte mit fantasievoll ausgestalteten Charakteren und Schauplätzen. Nillebu ist durch die Ungeschicktheit des erfolglosen Spions “Sperling” in den Besitz einer Seekarte gelangt, die den Piraten des Schärenmeeres Zugriff auf die Handelsschiffe des einflussreichen Reeders Fikonvik verschaffen würde. Nillebu hält die Karte für einen unwichtigen Zettel, mit dem er sich seinen zu großen Schuh ausstopft. Mit mehr oder weniger großer Raffinesse versuchen nun die Spione des Reeders und die der Piraten dem arglosen Olle Nillebu diese Karte wieder abzujagen. Doch durch Zufälle und Verwicklungen misslingt dies immer wieder. Nillebu lernt dabei die berühmtesten Spione der Stadt kennen - ohne zu wissen, dass es sich um Spione handelt -, die sich in dunklen Spelunken oder abgehalfterten Schiffen treffen. Nillebu selber dagegen verdächtigt unschuldige Kaffetanten der Spionage und bringt sich dabei mit seinem ausgeprägten Pflichtbewusstsein in Teufels Küche. Als die Situation sich gefährlich zuspitzt, gelingt ihm unenttarnt die Flucht und schließlich die Rückkehr nach Snarholmarna, wo sein Kommandant - nach einem längeren Aufenthalt in der Bücherei - sich schon längst nicht mehr für Spione interessiert, sondern nur noch für Sport.
Obgleich sich der Autor in seinem Buch in beinahe jedem Satz über Spionage-Klischees lustig zu machen scheint, ist ihm ein nicht nur absolut witziges, sondern auch spannendes Buch gelungen. Seine Protagonisten bewegen sich in einer Welt, die ein bischen an Ottfried Preußlers Kinderklassiker erinnert: Zwar durchaus real, aber voller schillernder Figuren und mit vereinfachten Strukturen. Jede einzelne Rolle ist liebevoll ausgestaltet und mit einem ganz persönlichen Profil ausgestattet worden, das zwar natürlich in das jeweilige Klischee passen muss, aber ganz und gar nicht platt ist. Der Autor wählt eine direkte, schnörkellose Sprache, die voller trockenem Humor steckt. Er beschreibt das Geschehen scheinbar unbeteiligt, lässt alles seinen scheinbar unaufhaltsamen Gang gehen und schafft damit eine prickelndere Spannung, als es eine raffinierte Inszenierung der Geschichte je gekonnt hätte. Olle Nillebu bewegt sich unbehelligt durch eine Stadt voller dunkler Halbweltgestalten, immer haarscharf an der Gefahr vorbei.
Die schwarz-weißen Illustrationen des Buches, die der Autor selbst gezeichnet hat, sind ganz hervorragend. Die Charaktere sind mit Überzeichnung ihrer Merkmale perfekt herausgearbeitet und immer auch mit einer Prise Humor gewürzt. Die Zeichnungen haben einen eigenständigen künstlerischen Wert.
Positiv herauszuheben ist auch die aufwändige und sehr ansprechende Gestaltung des Bucheinbandes. Sie allein macht schon Lust aufs Lesen.
Insgesamt ist “Die Spione von Oreborg” ein in Inhalt und Aufmachung absolut gelungenes Werk von weit überdurchschnittlicher Qualität.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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