Die Rebellen von Salento
- Autor*in
- Morosinotto, Davide
- ISBN
- 978-3-522-18537-0
- Übersetzer*in
- Cornelia, Panzacchi
- Ori. Sprache
- Italienisch
- Illustrator*in
- Lacopo, Bruno
- Seitenanzahl
- 288
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- Stuttgart/Wien
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiKlassenlektüreVorlesen
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Eine elternfreier Raum wird zur Chance, erwachsen zu werden.
Beurteilungstext
Elternfreie Räume spielen in der Kinder- und Jugendliteratur eine große Rolle. Sie können dystopisch sein wie bei William Goldings „Herr der Fliegen“ oder humoristisch wie bei Charles Schulz, utopisch allerdings selten. Doch immer spielen sie mit dem Muster der Anarchie, manchmal positiv und manchmal abschreckend. Und im Grunde geht es immer darum, „uns und den Erwachsenen zu zeigen, wozu wir imstande sind.“ (Morosinotto 2021: 276). „Die Rebellen von Salento“ reiht sich in die Tradition der elternfreien Räume ein, die notwendig werden, weil die Bestimmungshoheit der Eltern ihren Kindern beengend, bedrohlich oder hinderlich am „groß-werden“ ist.
Paolo und seine Freund*innen stoßen auf einen Freibrief, der das Grundstück, auf dem Paolos Familie lebt, während der italienischen Nationenbildung zum Freistaat erklärt hat. Die Kinder nutzen dies, um nun ihrerseits den Freien Staat der Kinder zu gründen – und mittels sozialer Medien erhalten sie einen enormen Zulauf.
Von nun an müssen sie ihre Belange selber regeln. Das gilt nicht nur für die heiklen Erwachsenenmarker wie Freundschaft, erste Liebe oder Widerstand gegen ungerechte Lehrer und überfürsorgliche Mütter. Nein, hier werden die Repräsentanten des Staates zum Gegner. Denn der Bürgermeister hat mit dem Fabrikdirektor gemeinsame Sache gemacht, um an das Land von Paolos Familie zu kommen. Und dem Bürgermeister steht ein ganzer Polizeiapparat zur Verfügung, um seine Interessen durchzusetzen. Den Kindern hingegen nur ihre eigene Freundschaft und die leise Hand des Großvaters, der im Hintergrund sich schützend vor sie stellt.
Am Ende ist auch dieser Freistaat der Kinder keine anarchistische Utopie geworden. Die Kinder finden durch den Austausch des Bürgermeisters ihr Vertrauen in die Institutionen des Staates zurück und die Gründung des Freistaates von Paolos Urahn stellt sich als weniger heroisch heraus, als es schien. Aber die Kinder sind allesamt glücklicher und freier geworden. Was sich eher wie eine mittelmäßige Narration über die Notwendigkeit der Staatlichkeit liest, ist zum einen eh wohl nur ein Problem der lesenden Erwachsenen und zum anderen für die Kinder so spannend und selbstermächtigend geschrieben, dass in einer Anschlusskommunikation an das Buch darüber gesprochen werden könnte, was die Kinder für Institutionen brauchen, um ihnen ein selbstbestimmtes Aufwachsen und Kind-sein zu ermöglichen.