Die Insel, der Kater und der Mond auf dem Rücken

Autor*in
Domin, Hilde
ISBN
978-3-596-85360-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Junge, Alexandra
Seitenanzahl
64
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2009
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Von der Lyrikerin Hilde Domin (verstorben 2006) wird hier ein Buch vorgelegt, das Geschichten um den einohrigen Kater erzählt, den die Autorin während ihres Exils auf der Insel Santo Domingo “adoptierte”.

Beurteilungstext

Die Lyrikerin Hilde Domin wird zu Recht gelesen, geschätzt und bewundert für ihre einfühlsame Sprache, anrührenden Bilder und menschlichen Anliegen. Für die Rezensentin wird hier aber deutlich, dass Geschichten für Kinder ein völlig anderes Terrain ist.
Da die Autorin zwar immer beabsichtigt hatte, die Geschichten um den Kater einmal zu veröffentlichen, das aber nie tat, kann man annehmen, dass sie vorher eine sprachliche Überarbeitung vorgenommen hätte.
In diesem Bändchen steht der einohrige Kater “Gogh” (in Anspielung auf das abgeschnittene Ohr des Malers van Gogh) im Mittelpunkt, der der Autorin während ihres Exils auf der Insel Santo Domingo zuläuft und bei ihr bleibt. Ursache und Folgen des von den Inselbewohnern abgeschnittenen Ohres sind der Erzählanlass, der sicherlich bei Kindern tiefes Mitgefühl hervorrufen kann. Was aber das Umfeld dieser Geschichte angeht, so kann es bei sensiblen Lesern zeitweise zu nachhaltigem Entsetzen führen. So ist die Schilderung eines amputierten Menschenbeines in einer Kiste so schrecklich, dass es die Absicht der Autorin - nämlich die Ähnlichkeit von farbigen und weißhäutigen Menschen daran zu verdeutlichen - total überblendet. Auch werden sich manche Kinder fragen: Was ist das nur für eine schreckliche Insel, auf der Menschen ein Bein und Katzen ein Ohr abgeschnitten wird.
Weiterhin überwiegen in diesem Buch negative Schilderungen der Inselbewohner: Sie sind die Katzenohrabschneider, die Verurteiler, der Lügner (Kolonialwarenhändler). Lediglich Ophelia, die Köchin, bringt etwas Besänftigendes in das Menschenbild. So hinterlässt die Geschichte um den Kater, trotz des guten Endes atmosphärisch eine unangenehme Stimmung. Auch sprachlich geht hier manches an der gedachten Lesegruppe (ab 9 J.) vorbei: Oft wird der Ablauf der eigentlichen Erzählung unterbrochen durch z. B. Begriffserklärungen, die sich über eine ganze Seite hinziehen (“in den monte gehen”). Manche Sätze sind unübersichtlich: “Wenn man dann auf einer Insel ist, wo es immer Sommer ist und wo es den monte gibt, gleich nebenan, wo die Stadt aufhört und es auch keine Straßen mehr gibt, dann ist das alles viel einfacher, natürlich.”
Im sechseitigen Nachwort wird etwas zu Hilde Domins Exil erklärt, was jedoch sprachlich auch nicht dem Lesealter angepasst ist, bzw. nur sehr lesefesten Kindern entgegenkommt.
Die auf jeder Doppelseite eingestreuten, pastellfarbenen Illustrationen unterstützen die Geschichten optisch und geben etwas von der Fremdheit der Insel wieder.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RSchV.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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