Die große Chance

Autor*in
Meißner-Johannknecht, Doris
ISBN
978-3-551-36363-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
158
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2005
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,50 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Johnny weiß zunächst nicht was er davon halten soll, als ihn ein wohlhabender Mann von der Straße aufliest und ihn bei sich wohnen läßt. Die einzige Bedingung ist, dass er sich wieder ordentlich in die Gesellschaft eingliedert, sich pflegt, zur Schule geht usw. Ab und zu erledigt er für seinen Ziehvater Botengänge, die ihm zwar nicht ganz geheuer sind, aber er will es auch nicht so genau wissen. Erst durch Lea und mit ihr kommt er dem Geheimnis des Mannes auf die Spur.

Beurteilungstext

Johnny Winter - der Ich-Erzähler dieser Geschichte - lebt schon recht lange auf der Straße, als er von einem älteren Herrn angesprochen wird. Der will ihm ein neues Zuhause geben unter der einzigen Bedingung, dass Johannes (so nennt ihn sein neuer Ziehvater) sein Leben wieder in geordnete Bahnen bringt und sich dem Lebensstil seines Gönners Herrn von Probst anpasst. Auch wenn Johnny ein wenig misstrauisch ist - alles im Leben hat seinen Preis - , kann er doch den Verführungen dieses Angebots nicht widerstehen: Er hat ein Dach überm Kopf, sogar ein ziemlich komfortables, er kann sich gut ernähren, er hat ein Riesenzimmer mit Computer, Fernseher usw. und er geht zurück in die Schule, bekommt Nachhilfe, wenn er sie braucht. Außerdem ist sein Ziehvater viel unterwegs, auch im Ausland, so dass Johnny dann schalten und walten kann wie er will. Auftauchende Probleme, wie z.B. dass er im Zorn einen Jugendlichen verletzt oder die Schule schwänzt - alles regelt Herr von Probst für ihn.
Nach einigen Monaten bittet er ihn schließlich um einen Gefallen: Johnny soll einen Brief persönlich in eine andere Stadt bringen und dort in einem Haus jemandem übergeben. Dies tut er auch, aber erstens ist er ein eher ängstlicher Typ, dem dieser Job sehr unangenehm ist und zum anderen irritiert ihn dies nun wirklich. Er fühlt sich verunsichert, beobachtet und sogar beschattet. Immer häufiger soll er nun solche Aufträge erledigen. Aber trotz aller Verunsicherungen ist er ein phantastischer Verdrängungskünstler und merkt nichts davon, was die Leser schon geahnt bzw. vermutet haben: Herr von Probst mit seinem Hund Wotan und den sehr deutschen Ansichten und Werten arbeitet für die Neonazis. Johnny kommt aber nicht dahinter bis er Lea kennenlernt, die auf der anderen Seite kämpft und in antifaschistischen Gruppen aktiv ist. Wegen ihr und mit Erkan, seinem türkischen Freund, geht er auf eine Demo gegen rechts und ist dann groß in der Zeitung zu sehen. Das hat natürlich Folgen für seine Situation…
Meißner-Johannknecht erzählt linear und durch die naive Brille des Jugendlichen, der irgendwie nicht wahrhaben will, was wirklich gespielt wird, der das Offensichtliche nicht sieht und bei einem gefährlichen Spiel nur ein Joker ist. Dann rettet ihn, wenn es denn Rettung gibt, die selbstbewusste, schöne Lea, die politisch bewusst gegen all das kämpft, was sein Ziehvater verkörpert.
Wie glaubwürdig die Konstruktion dieser Geschichte ist (obdachloser Jugendlicher, der nach 2 Jahren auf der Straße so naiv ist, älterer Herr, der so ohne weiteres alle behördlichen Dinge für ihn regeln kann usw.) ist schwer zu sagen. Reizvoll ist sie dennoch vor allem durch die Spiegelung der Innensicht durch die sprachliche Gestaltung des Textes, die es erlaubt über dem Horizont des Ich-Erzählers zu stehen und so auf verschiedene Weise mit ihm zu bangen und zu hoffen. Sehr gut ist auch das offene Ende - es werden drei verschiedene Finale angeboten. Hier öffnet eine Autorin auch ihre Schreibwerkstatt und ermöglicht einen direkten handlungsorientierten Zugang zu diesem Jugendbuch. Dies ist einer der Gründe, warum es sich gerade auch für die schulische Verwendung gut eignet. Ein anderer ist die Überschaubarkeit und gute Strukturiertheit des Textes und seine gelungene, auch sprachlich relativ einfache Gestaltung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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