Der zornige Herrscher - Heinrich VIII

Autor*in
Sandbrook, Dominic
ISBN
978-3-570-17907-9
Übersetzer*in
Krüger, Knut
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
354
Verlag
cbj/cbt
Gattung
BiografieBuch (gebunden)
Ort
München
Reihe
Weltgeschichten
Jahr
2022
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteratur
Preis
14,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der englische König Heinrich VIII. gilt als eine herausragende Persönlichkeit des 16. Jahrhunderts. Mit insgesamt sechs Frauen war er verheiratet; zwei davon ließ er hinrichten. Er war zudem verantwortlich für den gewaltsamen Tod vieler Menschen, die sich ihm auf irgendeine Weise in den Weg stellten, und ging gar auf Konfrontationskurs mit dem Papst. Dennoch hatte er auch seine ganz menschlichen Seiten, die in der differenzierten Beschreibung nicht unerwähnt bleiben.

Beurteilungstext

Geschichtsvermittlung kann ausgesprochen spannend sein. Dann nämlich, wenn es sich dabei nicht um eine bloße Auflistung von Jahreszahlen handelt, sondern um die Schilderung von Menschen und ihren Schicksalen, dem, was sie in ihrer Zeit erlebt und erlitten haben. Dies genau ist der Ansatz für den englischen Historiker, Autoren, Kolumnisten und Fernsehsprecher Dominic Sandbrook in seiner Buchreihe „Weltgeschichten“. Jetzt hat er einen neuen Band vorgelegt, der sich mit dem Leben des englischen Königs Heinrich VIII. und dessen sechs Frauen befasst. In lockerem Erzählstil gibt das Buch einen faszinierenden Einblick in die Welt des späten 15. Jahrhunderts bis etwa in die Zeit von 1550. Erwartungsgemäß geht der Autor vor allem auf die Verhältnisse in England ein. Sein Schwerpunkt liegt indes auf der Beschreibung der einzelnen Persönlichkeiten, der familiären Hintergründe, ihrer Charaktere und Verhaltensweisen. Entstanden ist eine Art Gesellschaftsbild, das sich zwar sehr eng an historischen Vorgaben orientiert, aber die geschichtlich relevanten Einzelpersonen nachvollziehbar vor allem von ihrer menschlichen Seite her mit ihren Beweggründen, Hoffnungen und Enttäuschungen beschreibt. Dabei mag manches auch Mutmaßungen des Autors entspringen, aber dies ist im Hinblick auf eine lebhafte Darstellungsweise gerechtfertigt.
Sandbrook zeichnet ein differenziertes Bild des jungen Heinrich, der zunächst dem Ideal eines modernen Monarchen zu entsprechen schien: Er war intelligent und wissbegierig, sprach fließend Französisch und Latein, war bewandert in Geschichte, Dichtkunst und klassischer Kultur, hatte fundierte Bibelkenntnisse und großes Interesse an Forschung und Erfindungen. Zudem war er ein exzellenter Musiker und Sportler, groß, muskulös, blendend aussehend. Und dazu unermesslich reich. Doch sein aufbrausendes Wesen, das keine Demütigung vertrug, dazu die intriganten Verhältnisse in seiner Umgebung, aber auch falsche Erwartungen an seine jeweilige Ehefrau machten im Laufe der Jahre aus ihm einen gefürchteten Herrscher und selbstsüchtigen Despoten, der rigoros jeden, der ihm im Wege stand, in den Tower werfen und hinrichten ließ. Darunter auch zwei seiner eigenen Frauen, die allesamt ebenso ausführlich als teils grundverschiedene Charaktere von unterschiedlicher Herkunft im Buch beschrieben werden.
Auf die turbulenten Ereignisse um die Reformation und die - maßgeblich auch durch Heinrichs Eheprobleme veranlasste - Ablösung der englischen Kirche vom päpstlichen Rom wird ebenfalls umfassend eingegangen.
Gerne benutzt Sandbrook das Bild vom „Rad des Schicksals“, das sich mitunter ganz anders als erwartet bewegt und aus kleinen Ursachen oft große Wirkungen entstehen lässt. Interessant sind in diesem Zusammenhang kurze Mutmaßungen am Ende des Buches: Wie wäre die Geschichte Europas möglicherweise verlaufen, wenn etwa bereits Heinrichs erste Frau Katharina von Aragon nicht eine Tochter, sondern einen Sohn als Thronfolger geboren hätte.
Für geschichtlich interessierte Jugendliche ab etwa 10 Jahren, aber ebenso auch für erwachsene Leser bietet dieser neue Band „Weltgeschichten“ abermals einen ebenso spannenden wie unterhaltsamen Einblick in eine historisch bedeutsame Epoche.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 12.12.2022

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