Der weiße Stein
- Autor*in
- Linde, Gunnel
- ISBN
- 978-3-8067-5050-8
- Übersetzer*in
- Kicherer, Birgitta
- Ori. Sprache
- Schwedisch
- Illustrator*in
- Menschik, Kat
- Seitenanzahl
- 200
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- –
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2004
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 12,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die schüchterne Fia, die von allen auslacht wird, weil ihre Mutter Klavierlehrerin ist, lernt Hampus kennen. Aus Fia wird dabei die mutige Fideli und aus Hampus wird der König der Gefahren. Fia besitzt einen schönen weißen Stein, den auch Hampus gerne besitzen würde. Die beiden stellen sich gegenseitig Aufgaben, die sie jeweils erfüllen müssen, um den Stein zu bekommen.
Beurteilungstext
Diese Neuerscheinung will nicht so recht ins Bild der modernen Kinder- und Jugendliteratur passen. Weder der Topos des armen Schuhmachers mit den vielen Kindern noch der reiche Amtsrichter, bei dem Fia und ihre Mutter ein Zimmer haben, sind Bestandteile heutiger Kinderwelten. Schaut man im Impressum nach, wird schnell deutlich, woher diese Fremdheit kommt: “Der weiße Stein” ist die deutsche Erstausgabe des 1964 erstmals in Schweden veröffentlichten Titels “Den vita stenen”, also bereits über 40 Jahre alt. Es sind zwei Außenseiter, die sich in diesem Buch treffen und zum ersten Mal so etwas wie Freundschaft und erste Liebe erleben. Fia wohnt mit ihrer Mutter bei einem Amtsrichter. Beide leiden unter der notorisch unfreundlichen und unzufriedenen Haushälterin. Fia erlebt sich und ihre Mutter als nutz- und wertlos. Klavierspielen ist in dem kleinen Dorf keine angesehene Tätigkeit. Hampus ist Waise und lebt bei seinem Onkel, dem Schuhmacher. Er sehnt sich nach einem verlässlichen Zuhause, denn immer wieder zieht die Familie nach kurzer Zeit weiter. Hampus hat kaum Gelegenheit, Freunde zu gewinnen. Beide legen sich für ihre Freundschaft eine neue Identität an, die ihren Ängsten, Hoffnungen und Fantasien Raum bietet: Fia wird Fideli und getraut sich, der Haushälterin oder ihren Schulkameradinnen gegenüber entschlossener aufzutreten. Hampus wird “König der Gefahren” und besteht die aberwitzigen Mutproben, die sich Fideli für ihn ausdenkt. Als Hampus aber erwischt wird, wie er nachts in das Schlafzimmer des Amtsrichters einbricht, wachsen die Probleme den beiden Kindern über den Kopf. Sie fliehen in das Geäst einer alten Linde. Als sie keinen Ausweg mehr sehen, pflückt Fia giftige Pilze, die sie gemeinsam essen. Doch die beiden werden gerettet und der Amtsrichter versucht mit viel Verständnis, die Situation zu klären. Dies gelingt ihm nicht ganz, aber zumindest kann er helfen, der Schuhmacherfamilie ein besseres Leben zu ermöglichen. Das Buch ist für Kinder nicht einfach zu verstehen, besonders der Schluss stellt hohe Anforderungen an die literarische Kompetenz der Kinder. Die Gliederung des Textes durch die verschiedenen Aufgaben, die Fia und Hampus einander stellen, erleichtert das Verständnis. Die modernen, schwarz-weißen Illustrationen verdeutlichen zwar das Geschehen, aber sie sind im Comic-Stil gezeichnet und passen somit nicht so recht zu einer Geschichte, die in einem beschaulichen schwedischen Dorf anfangs der 60er-Jahre spielt.