Der unsterbliche Alchemyst
- Autor*in
- Scott, Michael
- ISBN
- 978-3-86604-823-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- –
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2008
- Lesealter
- 12-13 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 24,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die 15-jährigen Zwillinge Sophie und Josh werden in San Francisco unversehens in die Auseinandersetzung zwischen zwei Jahrhunderte alten Alchemisten verwickelt. Im Kampf um die Weltherrschaft spielen Sophie und Josh als die prophezeiten machtvollen Zwillinge zukünftig eine wichtige Rolle; im ersten Band werden jedoch nur die magischen Kräfte Sophies erweckt.
Beurteilungstext
Die Geschichte beginnt mit einer ausführlichen Kampfszene zwischen dem Alchemisten Dee, seinen Golems und Flamel, wobei die gute und die böse Magie mit Düften eindeutig gekenzeichnet werden - Flamels “Energie” richt nach Pfefferminze, die Dees nach faulen Eiern. Nach diesem fulminanten Auftakt kommt die Handlung eigentlich nie in ein ruhigeres Fahrwasser; die nächste große Entscheidungsschlacht findet im Schattenreich Hekates statt und endet mit deren Tod und dem Untergang ihres Reichs. Und nach erneuter Flucht lässt Dee die Toten auferstehen und schickt sie gegen Flamel und seine Verbündeten.
Scott führt eine Reihe von historischen und mythischen Figuren ein, was eine Vielzahl von Fakten und Erklärungen nach sich zieht, die für einen Roman einfach zu geballt vorgetragen werden und in der Hörform oft verpuffen. Neben den historischen Figuren tummeln sich die griechische Göttin Hekate, die altägyptische Katzengöttin Bastet, die irische Totengöttin Morrigan und viele andere. Mit dem sagenhaften Schwert Excalibur wird die Artussage zitiert, Verweise werden gegeben auf Johanna von Orleans oder Tutanchamun. Ohne Frage ist der Hintergrund dieser Figuren interessant, literarisch wirklich verarbeitet ist er jedoch nicht. Inwieweit hier intertextuelle Bezüge herangezogen werden können, wird von der Leseerfahrung des jugendlichen Hörers abhängen; da könnte z.B. das auch recht aktuelle Buch Mirjam Presslers “Golem stiller Bruder” gutes Hintergrundwissen liefern, und natürlich wird jeder bei Flamels Namen an “Harry Potter und der Stein des Weisen” denken.
Bei all den actiongeladenen Szenen und den notwendigen Erklärungen zur Einführung neuer Figuren bleibt die Zeichnung der Hauptfiguren merklich auf der Strecke. Weder in Flamel als Mentor der Zwillinge noch in diese selbst vermag sich der Hörer recht einzufühlen, da es an Identifikationsangeboten mangelt. In recht unmotivierten und aufgesetzt wirkenden Exkursen ergeht sich der Autor zwar darüber, welche Computerspiele Josh für gewöhnlich spielt und welche Musik die Geschwister mögen und zitiert dabei die Wirklichkeit des Hörers, im Gedächtnis bleiben jedoch die recht stereotypen Zuschreibungen des schnell aufbrausenden Jungen und des ihn mit aufgelegter Hand beruhigenden sanften Mädchens. Josh ist gegen Ende dieses ersten Teils angeblich neidisch auf seine bereits “erweckte” Schwester, aber dieses ja menschliche Motiv wird so wenig entwickelt, dass die einmalige Erwähnung dieser Gefühlsregung und John Dees Versuch, das für sich auszunutzen und Josh auf seine Seite zu ziehen, einfach unglaubwürdig bleiben.
Andreas Fröhlich verleiht einigen Figuren eigene Stimmfärbungen und überzeugt vor allem mit einer dunklen Erzählerstimme, kann aber Nachlässigkeiten der Übersetzung, die nicht beim Lesen, sondern nur beim Hören problematisch sind, nicht ausbügeln. So wird mehrmals für Sophie “die” eingesetzt, was genauso klingt wie der Name Dee; eine unnötige Verwirrung, die durch ein einfaches “sie” oder “diese” hätte vermieden werden können.
Insgesamt bleibt die Frage, ob und wie es dem Autor gelingt, die angekündigte Ausbildung der Zwillinge in den Folgebänden literarisch so zu gestalten, dass eine festere Bindung des Hörers bzw. Lesers zu ihnen entsteht und für den notwendigen langen Lese- und Höratem sorgt.