Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat

Autor*in
Kling, Marc-Uwe
ISBN
978-3-7456-0013-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Henn, Astrid
Umfang
40  Minuten
Verlag
Gattung
AudioErzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2018
Alters­empfehlung
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

"Klick! Klick!" Ach ja, das liebe Internet. Es ist einfach da und alle scheinen zu verstehen, wie es funktioniert und wissen, dass man es nie ausschalten kann. Aber eine Person kann das: die Oma. Sie hat das Internet kaputt gemacht. Neben dieser Geschichte findet sich auch noch eine märchenhafte Anekdote zu einer Prinzessin, die einen Popelkopf hat und einem Jungen, der eigentlich Weihnachtsmann laut Erbfolge und Tradition werden soll, aber das alles gar nicht leiden kann. Auf den Ostermann!

Beurteilungstext

Mit dieser CD liegt die auditive Version in Form eines Hörbuchs der Bücher "Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat", "Prinzessin Popelkopf" und "Der Ostermann" vor. Besonders schön und authentisch ist dabei, dass die Geschichten und Gedichte vom Autor Marc-Uwe Kling selbst gelesen werden. Bekannt durch seine wahnwitzige, die marxistische Theorie mehr als einmal zu tief inhalierte "Känguru-Reihe", schafft er es in diese, an Kinder adressierte Texte den Wortwitz, die scharfe Zunge und den tieferliegenden gesellschaftskritischen und dabei immer humoristischen Grundtenor beizubehalten. Die CD Hülle und das kleine Begleitheft sind mit frischen und peppigen Illustrationen von Astrid Henn ausgestattet und ermöglichen einen ersten visuellen Vorgeschmack. Die Lesung ist durch die ruhige, aber extrem variantenreiche Stimme von Kling geprägt. Es macht Freude dieser Stimme zuzuhören. Durch pointiertes Erheben und Senken seiner Stimme und durch die Lautstärken- sowie Dialektvariation wird das Hörbuch lebendig. Da die einzelnen Personen unterschiedliche Stimmen von Kling erhalten, ist es für Kinder besonders gut dem Hörerlebnis und dem roten Faden, sowie dem Erzählfluss zu folgen. Insgesamt ist das auditive Erlebnis von einer grundlegenden Entspanntheit und Unaufgeregtheit geprägt, sodass die Personen, die Geschichte und die Aussagen, sowie die Wortwitze, versteckten Bezüge und Hörwelten zur Geltung kommen und sich auch entsprechend entfalten können. Dennoch ist Kling durch eben jene facettenreiche Stimme in der Lage Akzente und Pointen so gezielt zu setzen, dass es einfach nur zum Brüllen komisch ist oder einen direkt zum Nachdenken anregt. Dafür sind alle drei Geschichten / Gedichte auch von Haus aus prädestiniert. Wenn die Oma das Internet kaputt macht, dann ist das nicht nur eine Kritik an unserer High-End-Tech-Welt und die zunehmende Digitalisierung, sondern auch eine Kritik an unserem sozialen Miteinander, das von dieser neuen digital- medialen Lebenspraxis beeinflusst, gesteuert und determiniert ist. Durch das fast schon als Gedankenexperiment zu deklarierende Ereignis des "Zerstörens des Internets" werden die Protagonisten in eine Zeit zurückversetzt, die kaum noch bekannt ist. Ein Leben in einer eins-zu-eins Direktkommunikation per Draht, elektromagnetischen Wellen oder dergleichen wird durch die face-to-face-Interaktion von real existent anwesenden Personen kurzzeitig ersetzt. Dies wirft wieder Fragen des Zusammenlebens, der Zeiteinteilung und der Art und Weise der Kommunikation auf, die schon fast vergessen zu sein scheinen. Diese kleine Geschichte regt definitiv kritische Gespräche über unsere digital-mediale Lebensart an und eignet sich damit in jedem Fach der Schule. Ebenso ist das Gedicht "Der Ostermann" einzuschätzen, denn diese großartige Parodie auf althergebrachte Traditionen und das Einhalten eingesessener und fester Regularitäten sprengt die Konventionen und ist durch die Reimform ein nicht nur lyrisch-sprachlich und literar-ästhetischer Genuss, sondern auch inhaltlich ein kleines Meisterwerk, mit dem man wunderbar in philosophische Gespräche eintauchen kann. Auch ist hier eine Diskussion über kindliche Rechte, Selbstverwirklichungs- und Emanzipationsbestrebungen naheliegend. Ein perfekter Aufhänger für wichtige Fragen. Zu guter Letzt sei auch "Prinzessin Popelkopf" beachtet, denn dieses Märchen hat wie jede märchenhafte Erzählung eine Moral und einen großen Funken Wahrheit. Auch diese Geschichte eignet sich besonders im Deutschunterricht um einen Vergleich zwischen einem klassischen und modernen Märchen anzustellen. Insgesamt ist diese CD ein Knüller und ein perfektes Sammelsurium für Lehrkräfte, die ihren Unterricht zeitgemäß, anspruchsvoll, kritisch und gleichzeitig mit einer dicken Portion Humor gestalten wollen. Ebenso ist es eine dringende Empfehlung für jedes Kinderzimmer!

Preise: Prädikat "Grandios" vom hörBÜCHERmagazin und 3. Platz "HÖRkulino - Hörbuch-Publikumspreis des Deutschen Buchhandels" 2019

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Diese Rezension wurde verfasst von KrAl; Landesstelle: Sachsen.
Veröffentlicht am 03.10.2020

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