Der Sohn des Alchimisten
- Autor*in
- GÖßLING, Andreas
- ISBN
- 978-3-401-05884-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 360
- Ort
- Würzburg
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Um 1500 kommt der 15-jährige Sanno auf den Markt, gerät dort in die Finger der Inquisition, die ihm bis zu seinem abgelegenen Hof folgt, den in Schutt und Asche legt. In abenteuerlicher Flucht mit seiner Freundin gelangt Sanno an die Ostsee, wo er seinen Ursprung vermutet, und findet sich verstrickt in eine rätselhafte Alchimistenszenerie, in der Kinder gekidnappt werden, einer den anderen belügt und die Fischer sich aufmachen, dem Ganzen den Garaus zu machen. Dennoch gibt´s ein Happyend.
Beurteilungstext
Gößling ist ein begnadeter Fabulierer. Flüssig und schlüssig schreibt er über das Deutschland zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als es noch endlos ausgedehnte Urwälder gab, in denen nur das Gesetz des Stärkeren galt, die Leute auf abgelegenen Bauernhöfe sich gegen Räuber zur Wehr setzen mussten und Heimatlose wie der Held der Geschichte kaum Chancen hatten, jemals in die abgesicherten Städte zu gelangen. Die ersten 250 Seiten dieses Historienschinkens sind daher durchaus lesenswert - wer die Landschaften zwischen Spessart über Leipzig bis zur See heute kennt, kann sich kaum vorstellen, wie es dort vor 500 Jahren war: Gößling beschreibt es weitgehend zutreffend und dazu in eine spannende Geschichte verpackt, die die Suche des Jungen nach seiner Vergangenheit beschreibt. Dabei begegnet er Gauklern und Zigeunern, Verbrechern und gutmütigen Bauern, hilfsbereiten und ängstlichen Menschen. Er und seine Freundin magern immer mehr ab, ihr Hunger ist direkt spürbar. Vorahnungen des folgenden Unwahrscheinlichen lassen nur die beiden Vaterfiguren erahnen, die als “riesenhafte” Zauberer und Alchimisten auftreten.
Dann aber kippt die Geschichte zweimal in abstruse Richtungen. Die erste lässt eine Szenerie entstehen, wie sie sonst nur in Fantasy-Büchern auftritt: Endlose Verliese, Verstecke und Homunkuli, zwei Teufel in Gestalt der beiden riesenhaften Täter (wie klein soll eigentlich der 15-Jährige sein, dass er die beiden Alchimisten als Riesen sehen kann?), die sich Zeit ihres Lebens verfolgen und gegenseitig vernichten wollen. Dazu der Chor der gewalttätigen Fischer, der aber nur Drohgebärden zeigt, nicht handelnd eingreift, weil die beiden Bösen und ihr Gegenpart, der edle Knabe, sich gegenüber stehen in der unheimlichen Kulisse des Untergrunds, der droht, in die Luft gesprengt zu werden, und das alles vor den Laborutensilien eines Zauberers, der künstliches Leben schafft mit Hilfe gemordeter Kinder.
Der zweite Schwenk ist dann die Enthüllung dieses Wahns: es war alles Gaukelspiel, der große Alchimist war Versager, er hat nie neues Leben geschaffen (wohl aber gemordet) und kaschierte das mit der Verstümmelung des Sanno.
Der Böse verschwindet im Untergrund, sein Gegenspieler irgendwo in der Szenerie, für ihn hatte der Autor keinen Atem mehr - und die beiden jungen Helden versinken im Epilog in einer reinen Kitschszenerie.
Das Autor hätte gut daran getan, nach den ersten 250 Seiten einen qualitativ sinnvolleren Schluss zu finden, die folgenden 100 weitere Seiten wären besser nicht geschrieben worden.
Aber sie werden auch keinen Schaden beim Leser hinterlassen, so unsinnig sie erscheinen mögen.