Goldfieber

Autor*in
GÖßLING, Andreas
ISBN
978-3-414-82213-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
447
Verlag
Boje
Gattung
Ort
Köln
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der beispiellose Eroberungszug des Spaniers Cortez veränderte die Welt. Mit wenigen hundert Konquistadoren besiegte er um 1520 die tausendfach stärkeren Azteken in Mexiko. Die Gier nach Gold war die treibende Kraft, Missionseifer und Sendungsbewusstsein kamen hinzu. Der 16-jährige Page Cortez´ erlebt den Feldzug an der Seite des Feldherrn. Seine Liebe zu einer Aztekenpriesterin verhilft ihm, dem Massaker in der Hauptstadt der Azteken zu entkommen.

Beurteilungstext

Gößling findet genau den Ton, den ein junger Leser braucht, um in das abenteuerliche Geschehen eintauchen zu können. Und er findet eine kluge Erklärung des rätselhaften Siegeszuges gegen eine zahllose Übermacht und gegen ein mörderisches Klima in einer Zeit ohne Maschinen, Klimaanlagen und Funktechnik, alleine das ist heute kaum noch vorstellbar. Gößlings Cortez ist ein machtbesessener Mensch, der ein unglaubliches Gespür für Stimmungen, Haltungen und die Gefühlslage Anderer hat. Er ahnt im Voraus, was sein Gegner plant und entscheidet im richtigen Augenblick richtig. Das geschieht aber nicht nur intuitiv, sondern er weiß um die Qualitäten der Menschen, die ihn umgeben. Der junge Page Orte(guilla) ist ein unverbogener Mensch, der aufmerksam beobachtet, zuhört und schnell fremde Sprachen lernt. Cortez schützt ihn und nutzt seinen gesunden Menschenverstand. Und Ortez Liebe zu der jungen Sklavin Carlita, der entflohenen Aztekenpriesterin, setzt Cortez´ zielgenau ein: nur sie kennt die Stadt Tenochtitlan genau, weiß um deren Geheimgänge, weiß, wo das begehrte Gold lagert.
Ortes Bewusstsein entspricht wenig dem des 16. Jahrhunderts, er sieht Menschen, auch fremde, eher wie ein Junge des 21. Jahrhunderts - dem des potentiellen Lesers. Klugerweise teilt der Ich-Erzähler nicht alle seine Gedankengänge seinen Kumpanen mit, sondern teilt seine Gedanken nur mit dem Leser (Auch wenn es durchaus auch seinerzeit schon Solitäre wie Las Casas gab, die Ähnliches erkannten - unter den Konquistadoren, reinen Landsknechten, ist das aber kaum zu erwarten).
Es trifft Orte wie ein Schlag, als er den Reaktionen der Indios entnehmen muss, dass sie die Spanier “als stinkende, barbarisch wilde Männer sehen, die von ihren Sitten und Gebräuchen nichts verstehen”. Die Gegner halten sich gegenseitig jeweils für Wilde! Und während die Indios den Wert des Goldes einfach schätzen, drehen die Spanier regelmäßig schier durch, wenn sie der Goldmassen ansichtig werden, nur Cortez´ harte Hand hindert sie daran, gleich alles zu greifen und die Eigentümer zu erschlagen. Selbst der christliche Glaube, der immer wieder vorgeschoben wird, erweist sich als Schimäre, wenn der Oberpriester seine Opfer mit Genuss bestialisch foltert, um die gewünschten Geständnisse zu bekommen. Selbst das Glaubensgebäude gerät ins Schwanken, als die Europäer erkennen, dass die “Teufel” einen wohlgeordneten, friedlich erscheinenden Staat haben, in ihren Reihen geht es bedeutend chaotischer zu, eigentlich Merkmal der “teuflischen Ordnung”, der Satan versucht immer die göttliche Ordnung zu zerstören.
Orte soll die Ohren am Menschen haben, er hat das auch an dem von ihm heiß verehrten Feldherrn, er erkennt, dass Cortez wirkliche Ideale hat, nicht nur Gold und Macht sucht. Das hindert ihn aber nicht daran, rücksichtslos über Leichenberge zu gehen, nicht anders als seine Kompagnons, die ausschließlich das Gold sehen und suchen.
Die Azteken führen (nicht nur nach Gößling) ein beispiellos blutiges Regime, Hekatomben von Menschenopfern hinterlassen blutige Spuren auf den Stufen der Tempel. Und eine absurde Logik führt Gößling vor: Um diese Menschenopfer zu verhindert, schlachten die Spanier die Indios zu Tausenden ab - nicht nur die Krieger.
Gößlings Personal bietet eine Fülle von klaren Charakteren an: den Erzähler, einen jungen, zweifelnden, aber gut beobachtenden Pagen des kalt berechnenden Cortez´, die junge Carlita und beider Liebesgeschichte, die sich ständig steigernd über die ganzen gut 400 Seiten hinzieht, die unterschiedlichen Krieger, darunter einen polternden Käptn-Haddock-Typ, die differenziert beschriebenen Azteken-Häuptlinge und Könige.
Wer dieses Buch gelesen hat, erahnt etwas von dem Fieber der Entdeckerfahrten des 16. und 17. Jahrhunderts . cjh11.13

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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