Der siebte Sonntag im August

Autor*in
Ludwig, Sabine
ISBN
978-3-7915-1236-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kreitz, Isabel
Seitenanzahl
218
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
Hamburg
Jahr
2008
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Es ist Sonntag, der letzte Tag in den Sommerferien, langweilig wie die gesamten Ferien es gewesen sind. Widerwillig räumt Freddy das alte Pausenbrot aus der Schultasche, lässt den Vater das Zeugnis unterschreiben und stellt sich den Wecker. Aber als sie aufwacht, läuten die Glocken - und es ist Sonntag. Das alte Brot schimmelt weiter in der Tasche vor sich hin und das Zeugnis liegt ununterschrieben auf dem Tisch, aber niemand außer Freddy scheint das zu merken ...

Beurteilungstext

Mittlerweile ist Sabine Ludwig ja durch ihre fantasievollen Bücher weithin bekannt und Kindern besonders durch das Schrumpfen der Lehrerin in guter Erinnerung. Und nun wieder ein Roman, der “Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft” ein bisschen ähnelt. Ähnelt insofern, als alles wie ein ganz normaler und stinklangweiliger Tag beginnt: Der letzte Ferientag bietet eine typische Familiensituation, mit Mia, der zickigen Schwester, die ständig auf Diät ist, dem Vater, der nichts als das neueste Rezept für seine Wachteln im Kopf hat, mit dem er die Fernsehshow “Deutschland sucht den Superkoch” gewinnen will, mit Vera, Freddys angeblich bester Freundin, die nur an sich selbst und ihre göttlichen Ferienerlebnisse denkt. Und dazwischen Freddy, aus der Perspektive sich das Geschehen vor dem Leser entfaltet. Freddy, die mit ihren Eltern in den Ferien an der Nordsee war, wo es ununterbrochen geregnet hat, und die nichts von dem zauberhaften heißen Italienurlaub Veras hören mag. Da bildet dieser triste Sonntag geradezu den würdigen Abschluss total missglückter Ferien, und als Freddys Mutter am Abend im Schulranzen das Pausenbrot des letzten Schuljahrs verschimmelt und das Zeugnis immer noch nicht unterschrieben findet, ist die Katastrophe nicht mehr fern.
Aber am kommenden Morgen wird Freddy nicht vom Klingeln des Weckers wach, sondern von den Kirchenglocken. Es ist Sonntag. Sonntag? Freddy glaubt, sie träume. Aber dann wiederholen sich die Dinge, nur ein klein bisschen anders als am Tag vorher, denn Freddy weiß ja nun schon, was passieren wird: Vera ruft an, Mia ist zickig, und die Wachteln brennen an. So sehr Freddy sich den Kopf zermartert, sie findet keine Erklärung des Problems - typisch für die Geschichten von Sabine Ludwig, in der mitten in den völlig normalen Alltag hinein etwas Unerhörtes, Unerklärliches geschieht, das sich nicht rational erklären lässt. Ein bisschen Magie oder Zauber, und wusch, weg sind Langeweile und Routine, und die Welt ist aus den vertrauten Fugen geraten, die ganz plötzlich erstrebens- und wünschenswert erscheinen.
Mit diesem letzten Sonntag im August entfaltet sich eine heiter-besinnliche Geschichte, die trotz aller Wiederholung nie langweilig wird, im Gegenteil. Da Freddy die Einzige ist, die von dieser Zeitschleife Kenntnis hat, ist sie auch die Einzige, die versuchen kann, den Dingen schnell eine andere Richtung zu geben: damit der Radfahrer nicht verunglückt und der kleine Junge nicht im Brunnen ertrinkt und vielleicht sogar die Wachteln nicht wieder anbrennen. Vergebens. Freddys Rettungsversuche erweisen sich zwar als durchaus lobenswert, aber wenig praktikabel. Und vor allem: Am nächsten Tag ist schon wieder Sonntag, und wieder schimmelt das Brot vor sich hin, und wieder liegt das Zeugnis ohne Unterschrift des Vaters da. Ein Kreislauf des Geschehens beginnt, der amüsant und spannend zu lesen ist und hie und da durchaus ein paar Denkansätze liefert, einen ernsteren Ausblick, eine Nachdenklichkeit ins Spiel bringt.
Bei all dem Übernatürlichen bleibt der Roman vor allem durch die überzeugende Gestalt Freddys fest in der Wirklichkeit verankert; Freddys Beziehung zu den anderen, zu der vermeintlichen, aber unaufrichtigen, selbstsüchtigen Freundin Vera, zu Zoe, die eine echte Freundin werden wird, oder zu Daniel, den sie ein klein bisschen lieber hat als sie zugibt, offenbart Sabine Ludwigs Talent der ernsten Charakterzeichnung, das sie aber meisterhaft mit humorvoller Unterhaltung und liebevoll spöttischer Ironie zu verbinden weiß.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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