Der Schatten meines Bruders

Autor*in
Avery, Tom
ISBN
978-3-407-82049-5
Übersetzer*in
Freund, Wandel
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
152
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kaia ist 12 Jahre alt und hat ihren tödlich verletzten Bruder gefunden. Die Mutter trinkt seither und Kaia versinkt in der Schule in ihren Gedanken und wird zum Außenseiter. Sie selbst fühlt sich wie eingefroren. Erst, als ein wilder Junge in der Schule auftaucht, kann Kaia ganz langsam auftauen und zu ihm Kontakt aufnehmen und Schritt für Schritt kehrt sie in die Welt und ins Leben zurück.

Beurteilungstext

Die Geschichte um die 12jährige Kaia berührt den Leser zutiefst. Kaia ist eingefroren. Sie hat keinen Kontakt mehr zur Welt, zu ihren Mitschülern zu ihrer Mutter. Wie durch ein Fenster nimmt sie ihre Umwelt wahr. Und obwohl sie sich nach den Menschen sehnt, kann sie nicht zu ihnen gelangen. Sie ist eingefroren, denkt sie sich. Der Leser versteht dabei am Anfang nicht, worum es geht, was genau mit Kaia ist. Vielleicht ist sie verrückt. Ganz allmählich öffnet Kaia dem Leser ihre Erinnerungen. Sie hat ihren toten Bruder blutverschmiert aufgefunden. Seither hat die Mutter jeden Halt verloren, trinkt, wirft Sachen herum, geht nicht mehr arbeiten. Kaia hat sich in sich selbst zurück gezogen, spricht kaum noch. Das bewirkt, dass Lehrer und Mitschüler in der Schule ihr Verhalten bald komisch finden, sich von ihr abwenden, keine Geduld mit ihr haben. Kaia zieht sich nur noch mehr zurück. Bis eines Tages ein wilder Junge auftaucht. Dieser spricht mit niemandem, vielleicht kann er gar nicht sprechen, aber Kaia und er haben Blickkontakt, beginnen sich wortlos zu mögen. Von ihm kann Kaia eine Berührung an der Schulter aushalten. Er führt sie langsam in das Leben zurück. Die sprachliche Gestaltung der Geschichte ist außergewöhnlich. Es gibt Halbsätze, angefangene Gedanken, die Spielraum für den Leser lassen. So endet auch die Geschichte. Nach einem Fahrradunfall liegt Kaia lange im Koma. Als sie erwacht, fragt sie alle, wie es dem wilden Jungen geht, der auch beim Unfall beteiligt war. Aber keiner weiß etwas. Es bleibt beim Leser, sich zu überlegen, was es mit dem wilden Jungen auf sich hat. In der Geschichte taucht er nicht wieder auf. Aber Kaias Mutter ist aufgerüttelt. Sie sucht sich wieder eine Arbeit und seit Kaias Koma keinen Alkohol getrunken. Ein Ausblick auf eine bessere Zeit.

Die Geschichte ist so hervorragend, weil sie breite Interpretationsspielräume lässt, weil jeder Leser einen anderen Blick auf die Geschichte werfen kann. So kann ein Lehrer oder Erzieher den Gedanken haben, bei seltsamem Verhalten seiner Schüler genauer auf die Hintergründe zu schauen. Jugendliche können reflektieren, wie schnell man sich von einem Menschen abwenden sollte, wenn dieser sich nicht gesprächsbereit oder abweisend verhält oder was man gegen Mobbing von Außenseitern unternimmt. Das Thema Tod und Trauer, welches in der Geschichte eine große Rolle spielt , hat in unserem Kulturkreis keinen festen Platz. Menschen sind betreten und wissen nicht recht, damit umzugehen. Auch dafür bietet das Buch Raum, sich damit auseinanderzusetzen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von IBR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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