Der kleine Raubdrache. Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen

Schlagwörter

• Abenteuer
• Freundschaft
• Komik/Humor
• Mut
• Streit/Konflikt
• Ungleichheit

Teaser

Drachen und Prinzessinnen – ein bewährtes, aber widersprüchliches Duo. Sie können nicht mit-, aber auch nicht ohneeinander. Häufig muss die ,hilflose‘ Prinzessin von dem ,bösen‘ Drachen entführt und anschließend vom Prinzen gerettet werden. Es gibt jedoch einen jungen Drachen, der diesem Stereotyp einen Strich durch die Rechnung macht und seinem eigenen Weg folgt. Seine Geschichte wird in diesem äußerst amüsanten Werk beschrieben.

Beurteilungstext

Der kleine Drache als Protagonist unterscheidet sich von seinesgleichen. Er sieht keinen Sinn im Rauben von Prinzessinnen, vor allem nicht, wenn diese sich selbst dagegen sträuben. So macht es ihm Prinzessin Caramella, seine erste Raub-Prinzessin, nicht leichter, Motivation zu finden und den Drachenlehrer stolz zu machen. Sie und der kleine Drache lernen sich über die Zeit näher kennen. Dabei beginnt der Drache ihre anfangs sture und untypische Prinzessinnen-Art zu verstehen, so dass auch er etwas von ihr lernen kann.

Es ist der erste Band einer neuen Buchreihe, der mit der Aufhebung und Entkräftung von bekannten Stereotypen und Rollenklischees spielt. Das Werk ist klar strukturiert und die Geschichte folgt einem roten Faden, was den Inhalt leicht nachvollziehbar macht. Die dazugehörigen farbenfrohen Illustrationen stützen das Verständnis der Handlung immens. So sind die einzelnen Figuren in einer Art dargestellt, die dem Comic ähnelt. Zudem unterstützt auch die verwendete Sprache, durch eher kurze Sätze und einige Wortwiederholungen das Verständnis der Handlung, insbesondere für Erstleserinnen und Erstleser. So ist das Buch entsprechend sprachlich sowie optisch kinderfreundlich gestaltet.

Es zeichnet sich jedoch nicht nur durch die einzigartigen Illustrationen aus, sondern auch durch prägnante und stets wiederholende Sprüche jedes einzelnen Charakters. Damit werden typische Märchenmerkmale modifiziert berücksichtigt. So sind die Sprüche „Feuer, Qualm und Schuppendreck!“ (S. 35) oder „Feuerglut und Drachenblut!“ (S. 51) leitmotivisch zu lesen. Außerdem heben sich jene Zitate typografisch vom Rest des Textes ab. Sie sind farbig und fett gedruckt und können deshalb schnell erkannt, erfasst und selbst gelesen werden. Zusätzlich sind sie charakterbezogen gestaltet, d.h. jeder Charakter hat seine eigene Schriftgestaltung mitsamt Schriftzug und Farbe. Auch dieser Aspekt erleichtert das Leseerlebnis für Kinder.

Der erste Eindruck der Märchenvariante wird nach der vollständigen Lektüre bestätigt – eine absolut tolle Arbeit mit einer zeitlos aktuellen Thematik: Das Hinterfragen von Rollenklischees wird hier auf zeitgemäße Weise verhandelt. Gleich zu Beginn empfand ich das Lesen als eine lustige Erfahrung, an die ich hohe Erwartungen setzte. Dabei wurde ich rückblickend auch nicht enttäuscht. Der Gesamteindruck ist demnach nur positiv. Vor diesem Hintergrund kann ich das Buch wärmstens empfehlen. Gerade für Kinder im Grundschulalter ist es optimal, bereitet aber auch Erwachsenen eine Freude. Es ist eine Lehre für Klein und Groß: Nur weil etwas üblich ist, heißt es nicht, dass man es tun muss!