Der karierte Tiger
- Autor*in
- Usatschow, Andrej
- ISBN
- 978-3-314-01517-5
- Übersetzer*in
- Peil, Simone
- Ori. Sprache
- Russisch
- Illustrator*in
- Junge, Alexandra
- Seitenanzahl
- 25
- Verlag
- Nord-Süd
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- Gossau
- Jahr
- 2007
- Preis
- 12,80 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der kleine Tiger kommt wie alle Tiger ohne Streifen zur Welt. Diese werden erst nach der Geburt mit schwarzer Farbe aufgemalt. Papa will Längs-, Mama Querstreifen. Den darüber entbrennenden Streit löst der kleine Tiger, indem er sich die Farbe selbst aufträgt - kariert. So wird er etwas ganz Besonderes und bleibt das auch, als ein Regenguss ihm alle Längsstreifen abspült.
Beurteilungstext
Der kleine karierte Tiger wird nicht nur wegen seines Karomuster zu etwas Besonderem, sondern vor allem auf Grund seines gutmütigen Charakters, der ihm viele Freunde einbringt, die die Karos zu Spielzwecken nutzen. Zum Wunderkind wird er nicht, weil der eine oder andere Mathematiker Aufgaben auf seinem Rücken löst, sondern weil er so gelehrig ist, dass er sich mit zwei Jahren bereits das Rechnen abgeguckt hat und einen Preis im Kinderschach gewinnt. Deshalb bleibt er der Alte, ganz Besondere, auch als seine Längsstreifen verschwinden und er äußerlich nun allen anderen Tigern gleicht. Eine schöne Aussage für die kleinen Bilderbuchbetrachter, die hoffentlich für ihre Eltern auch etwas ganz Besonderes sind.
Der malerische Stil der Illustrationen jeweils über eine Doppelseite mit integriertem Text ist sehr ansprechend. Besonders der gelb-orangefarbene Tiger als Identifikationsfigur wirkt warm und freundlich. Für den größeren Betrachter entbehren die Aufschriften, z.B. “Farbe für Längsstreifen” im Baumarkt, nicht einer gewissen Komik.
Bereits auf den Umschlaginnenseiten werden Längs- und Querstreifen aufgegriffen. Der Unterschied wird auch in den Illustrationen verdeutlicht, als Gedankenblasen über den Köpfen der Eltern, auf den Farbdosen, und sie werden geschickt im Karomuster zusammengeführt. Also nicht nur ein Bilderbuch über Identität, sondern auch eines, das die Begriffe längs und quer hinreichend festigt.
Auf den Seiten des Verlages kann man mit Hilfe der auf der Buchdeckelinnenseite vermerkten Nummer eine Hörbuchversion herunterladen. In reichlich sieben Minuten wird das Bilderbuch von Andreas Krämer vorgelesen; das Erklingen einer Klaviermelodie ist das Zeichen zum Umblättern. Krämer liest mit einer sehr anheimelnden, einfühlsamen Stimme, in behaglichem Tempo, und das, was die Leute über den kleinen Tiger sagen, wird sogar mittels eines kleinen Halleffektes wiedergegeben. Die Zeit zum Betrachten der Seiten ist an der Länge des Textes ausgerichtet. Sie reicht meistens aus; abseitige Entdeckungen sind in einem vorgegebenen Tempo jedoch nicht zu machen. Und - auch das ein Argument für das “leibliche” Vorlesen - Schrift auf den Illustrationen wird nicht mit vorgelesen und kann so ihre (witzige) Wirkung nicht entfalten.
Kann das Hörbuch das Verlangen nach dem immer wieder Vorlesen auch in Situationen befriedigen, in denen die Eltern nicht greifbar sind, sollte das Kind darüber jedoch nicht verlernen, sich auch allein mit einem bereits bekannten Bilderbuch zu beschäftigen und in einem selbstbestimmten Tempo in den Geschichten, die die Bilder erzählen, zu versinken. Und Eltern sollten nicht vergessen, dass es die besondere Nähe der Vorlesesituation ist, die für Kinder wichtig ist. Und nur im realen Gespräch bei einer Bilderbuchbetrachtung können die für die Sprachentwicklung so förderlichen Effekte eintreten.
Also: Ja zum zusätzlichen Angebot des Hörbuchs, wenn es nicht als Vorwand für die Eltern gilt, sich aus der Rolle als Bilderbuchpartner zu verabschieden.