Der Giftmischer von Siena

Schlagwörter

• Familie
• Gender/Geschlecht
• Historisches

Teaser

Giai, als Findelkind im “Haus des Frühlings” bei liebevollen Herbergseltern aufgewachsen, wird im Alter von 11 Jahren von einem Fremden namens Javidan als Reisegefährte gewählt. Giai merkt, dass der Mann vor ihm vieles verschweigt. Er scheint Gift zu mischen und er wird verfolgt und gerät in Gefahr. Giai ist klug und flink und kann ihm helfen. Durch die gemeinsam erlebten Gefahrensituationen lernen sich der Mann und der Junge näher kennen und treffen Verabredungen für ihr Zusammenleben.

Beurteilungstext

Giai, als Findelkind von der Familie Salgari, die in den italienischen Alpen eine Herberge betreibt, aufgenommen, träumt manchmal das, was später Wahrheit wird. Er träumt von dem Kirschbaum vor der Herberge: dort hatte er in einem Sack gehangen, als die Familie ihn fand. Wer waren seine Eltern? Giai würde es zu gern wissen und warum sie ihn weggegeben haben. In dem Jahr als Giai 12 Jahre alt wird, kommt ein Fremder zu ihnen und der Junge weiß sofort, dass er seinetwegen gekommen ist. Er entscheidet sich, mit dem Fremden zu gehen, zumal dieser seinen Pflegeeltern viel Geld anbietet. So hat der Junge das Gefühl, den geliebten Menschen etwas zurückgeben zu können.
Giai hat von einer Krähe im Baum geträumt, und der Fremde hat einen schwarzen Mantel, Giai nennt ihn in Gedanken den Krähenmann. Er muss sich an die Regeln dieses Mannes namens Javidan erst gewöhnen. Er merkt, dass dieser nicht immer die Wahrheit sagt, Medikamente aus einem Kloster entwendet und auch Gewalt anwenden kann. Javidan scheint viel von Arzneien zu verstehen und verfolgt einen Auftrag, den der Junge lange Zeit nicht kennt, der aber gefährlich zu sein scheint. Zum Glück lernt Giai ein Mädchen kennen, das auf der Straße lebt und ihm oft behilflich ist. Für Giai sind das nach seinem Aufwachsen in einer liebevollen Atmosphäre ganz neue Erfahrungen.
Bert Kouwenberg versteht es, aus der Sicht des Jungen ein spannendes Abenteuer zu entwickeln. Der Leser weiß immer so viel, wie Giai herausfindet und begleitet diesen Jungen, der sehr aufrichtig und sensibel ist, auf der Suche nach seinen Wurzeln. Dabei kommt dieser auch dem Krähenmann näher. Je stärker die Beziehung zwischen den beiden wird, desto mehr Macht bekommt der Junge. Schien er zu Beginn des Buches diesem unheimlichen Fremden ausgeliefert, rettet er diesen später aus einer Gefangennahme und schenkt ihm Achtung und Zuneigung, die erwidert wird - wenn vielleicht auch etwas verhalten. Ein alter Freund des Mannes, zu dem Giai zur eigenen Sicherheit geschickt wird, klärt den Jungen über seine Vergangenheit auf.
Die Handlung spielt in Piemont, in Siena und in Florenz - eine Geschichte aus der Toskana zur Zeit der Renaissance. Anschließend an die Erzählung sind die Orte, Bauwerke und Kunstwerke in Skizzen und geschichtlich erklärenden Texten vorgestellt. So kann auch der jugendliche Leser den geschichtlichen Rahmen verstehen.
In der niederländischen Originalfassung heißt das Buch "De Reisgenoten", was viel neutraler klingt und dem Inhalt entspricht. Der deutsche Titel "Der Giftmischer von Siena" klingt sehr reißerisch und führt den Leser auf eine Spur, die den Fremden zu einem Giftmischer abstempelt. Ob er das ist, sollte der Leser selbst herausfinden. Nur so viel sei verraten: Giai wird sich dafür einsetzen, dass sein Reisegefährte anderen keinen Schaden zufügt.
Die spannende Erzählung spitzt sich immer mehr zu. Viel Vergnügen beim Lesen!