Der Feuerbaum

Autor*in
Bentele, Günther
ISBN
978-3-570-26180-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Bertelsmann
Gattung
Ort
München
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Deutschland zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Der junge Ulrich Georg Wennagel erhält dank seines Paten die Möglichkeit, Zimmermann zu werden. Er muss jedoch eine sonderbare Bedingung erfüllen. Am Ende seiner Wanderjahre soll Ulrich die Frage nach dem “richtigen” Haus beantworten. Seine Wanderschaft entpuppt sich als Auseinandersetzung mit Reformation und Bildersturm, Bautechniken und Menschentypen, Eigennutz und Mitmenschlichkeit.

Beurteilungstext

Was für ein spannender historischer Roman! Oft genug bleibt das Herz des Lesers fast stehen, so dramatisch entwickeln sich Situationen. Aber dieses Buch ist viel mehr als nur spannend: Es gewährt Einblicke in eine äußere und innere Welt ganz verschieden von der unsrigen, Einsichten in menschliches Verhalten und Fehlverhalten ganz ähnlich dem unsrigen und bietet darüber hinaus einen recht ausführlichen Grundkurs in die Geschichte der Reformationszeit und der Bauernkriege einerseits und die Theorie und Praxis des Zimmerhandwerks und der Zünfte andererseits. Dass die Geschichte trotz der zahlreichen Fachbegriffe und technischen Beschreibungen nie ihren Bogen verliert, dass fast eine Ehrfurcht vor einer vortechnischen, handwerklichen Baukunst entsteht, ist Bentele hoch anzurechnen.
Noch größer sind seine Verdienste um oft vernachlässigte Grundregeln menschlichen Zusammenlebens. Akzeptanz und Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Andersaussehenden, gegenseitige Hilfe und Mitmenschlichkeit, ohne sich selbst in den Vordergrund zu spielen, Offenheit für Veränderungen, wenn sie Verbesserungen mit sich bringen, das klingt alles selbstverständlich, ist aber - zumindest im Weltmaßstab - heute noch genauso unüblich wie Ende des Mittelalters.
Gerade für jugendliche Leser interessant dürfte bei den Schilderungen auch die Arbeits- und Sozialwelt des 16. Jahrhunderts sein: Leibeigenschaft, Rechtlosigkeit, Frondienste, kostenintensive Ausbildung im Zünftesystem, Aufstiegshindernisse und Klassenschranken, all das kennt heute keiner mehr, es ist aber wesentlicher Teil unserer Historie. Und wie stark der Alltag des damaligen Menschen von kirchlich geprägtem Recht und Moralvorstellungen abhängig war, ist aus heutiger Sicht ebenfalls schwer vorstellbar.
Ein überaus stimmiges, reizvolles Buch also, das über seinen individuellen Unterhaltungs- und Informationswert hinaus auch als Grundlage vielseitiger Unterrichtsgestaltungen geeignet ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von bh-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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