Die Neuzeit

Autor*in
Bentele, Günther
ISBN
978-3-570-12915-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Spengler, Constanze
Seitenanzahl
301
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In 14 Kapiteln erzählt der Autor Anrührendes und Sachliches zur Geschichte von 1350 bis 1759. Jedes der Kapitel besteht aus einem kurzen geschichtlichen Abriss, objektiv erzählt und einer dazu passenden persönlichen Geschichte eines an diesem Geschehen Beteiligten. Die Erzählungen sind unterschiedlich, alle aber sehr persönlich gehalten: Ein kompetenter Einblick in einen Augenblick der Geschichte, der immer aus der Sicht der einfachen Leute erfolgt, die die großen Namen der Geschichte erleben.

Beurteilungstext

Dem Erzählband zu Grunde liegt die Einstellung, dass Interesse an Geschichte durch Geschichten entsteht. Der Autor versucht kein Kontinuum zu schaffen, sondern lenkt den Blick und das durch das Lesen entstandene Interesse punktuell auf wesentliche historische Ereignisse. Nicht nur zu Hause kann das nachgelesen werden, sondern auch im Geschichts- oder Literaturunterricht ist Platz für diese Miniaturen:
1350: Die Pest hat das Land heimgesucht und wenige Überlebende müssen sich auf eine völlig neue Lebenssituation einstellen: Unverhofft ist mancher zu Geld gekommen, weil kein anderer Erbe überlebte. Die Bauern sitzen auf ihrem Getreide, weil es keine Abnehmer mehr gibt. Einer kommt auf die Idee, Webstühle zu kaufen und zu verschenken. Die Bauern können vom Weben des Leines leben und der Initiator baut sich aus dem Nichts eine neue Existenz als Tuchhändler auf.
1430: Die Wissenschaftsfeindlichkeit ist derart umgreifend, dass ein Rechengenie der Besessenheit beschuldigt wird und unerkannt in einem Kloster sein Leben beendet.
1492: Ein Tischlerlehrling erlebt die Herstellung des berühmten Behaim-Globus´. Aber er muss auch erkennen, dass nicht Forscherdrang das Motiv ist, sondern ausschließlich Interesse am Handel mit Produkten aus den neuen Welten.
1505: Der junge Albrecht Dürer ist in Venedig und entdeckt, dass seine Studien der Perspektive und des menschlichen Körpers nicht loszulösen sind von dem Menschen, den er malt. Beim Malen entsteht eine Nähe, vor der er eigentlich zurück scheut. Weil er aber ein junges Mädchen aus der Gosse und keine Heilige malt, wird er noch berühmter als er hier ohnehin schon ist und kann Preise verlangen, von denen er bislang nur träumte. Der signierende Künstler mit Namen ist geboren.
1515: Der (fiktive) Einsturz zweier Gewölbe im neuen Annaberger Dom lässt deutlich werden, dass Innovationen es schwer haben, Pfusch am Bau schon immer existierte (auch in Form von Sabotage von Neidern) und exakte Berechnungen eine Erfindung der Neuzeit sind: seinerzeit wurde nach dem trial-and-error-Prinzip verfahren.
1521: Der 16-jährige Friedrich Johannes erlebt auf der Wartburg Martin Luther und berichtet seinen Eltern darüber. Die wollen ihn als Spion gegen Luther nutzen, aber der Junge versteht den Reformator und seine Ideen von der Eigenverantwortlichkeit so gut, dass er in ernste Gewissenskonflikte gerät.
1525: In der Bauernschlächterei von Frankenhausen begegnen sich zwei Brüder, der eine bei den Aufständischen des Bauernkrieges, der andere bei den Gegnern. Der Jüngere, Sanftere, teilt das Schicksal der meisten Aufständischen: den Tod.
15..: Ein Umkehrtraum: Was wäre von der abendländischen Kultur noch übrig, wenn die Inkas und Azteken mit der gleichen Kraft der Zivilisationsvernichtung in Hamburg und damit Europa eingefallen wären wie die Spanier und Portugiesen in Amerika? Die Geschichte wäre nachhaltig völlig anders verlaufen.
1556: Kaiser Karl V. zieht die Bilanz seiner für ihn gescheiterten Regentschaft im Kampf gegen die Reformation.
1590: In Nördlingen wird eine Bürgerin als Hexe verhaftet. Die Tochter berichtet von dem entsetzlichen Wahn-Sinn der Zeit der Hexenverfolgung.
1618: Der Prager Fenstersturz aus der Sicht dreier Beteiligter: Als Verbrechen, als Strafe und als Farce.
1648: Mit zehn Jahren ist Barbara entführt worden und unter die Soldateska geraten. In der anarchistischen Kriegszeit wird sie von Soldat zu Soldat weiter gereicht und als sie als alte, vom Krieg zerstörte Frau von 23 Jahren ein Kind bekommt, weiß sie nichts von der Welt und nichts vom Leben: sie wird als Kindsmörderin hingerichtet.
1747: Johann Sebastian Bach am Hofe Friedrich II.: Der König stellt dem Musiker ein unmögliches Thema und JSB schreibt daraus “Das musikalische Opfer”. Der Hofinstrumentenstimmer war dabei und erzählt die Geschichte voller Bewunderung für die beiden Großen.
1759: Die Schlacht von Kunersdorf (Kunowice) wird aus der Sicht von drei desertierten gepressten “Langen Kerls” Friedrichs II. beobachtet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh 07.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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