Der Bund der Sieben

Schlagwörter

• Abenteuer
• Gender/Geschlecht
• Historisches

Teaser

Während des 30-jährigen Krieges brechen zehn Mädchen aus einem Kloster aus, einerseits haben sie genug von den Schlägen und dem Hass der Nonnen, denen sie ausgeliefert waren, und zum andern fanden sie in einem geheimen Verließ einen Schatz. Sie ziehen nachts, im tiefsten Winter in die Fremde und finden eine verlassene aber intakte große Burg, in der sie sich einrichten. Sie renovieren und arrangieren sich, schließlich durchbrechen sie die Feindschaft der nachbarlichen Dorfbevölkerung.

Beurteilungstext

Dieser erste Band der Fortsetzungsreihe spielt in der gleichen Zeit wie die Sonnleitner-Romane, nur müssen die Mädchen nicht alles neu erfinden. Dennoch dauert es seine Zeit, bis sie sich auf dem Burghof etablieren können. Hilfe erhalten sie nur (neben dem Schatz natürlich) durch die erstaunlich reichhaltige Ausstattung der Burg, durch eine alte Dorfbewohnerin und schließlich den Schmied, dessen Sohn sie auf die Reise mit nahmen, weil der Vater den Jungen im Suff fast totgeschlagen hat. Aber der Vater, ein wahrer Riese und mit Bärenkräften ausgestattet, bekehrt sich und wird an die Burg geholt, wo er sich zum Lebensretter der Mädchen entwickelt: die Angriffe der Dorfgroßen wehrt er souverän ab.
Die Mädchenkonstellation (drei gehen verloren, da waren es nur noch sieben) entspricht grob der der “Lord of the Flies”, aber sehr moderat und - Mädchen sind nun mal anders als Jungs - alles bewegt sich im Rahmen des Miteinanderkönnens . Dennoch gibt es natürlich Rivalitäten, Zickenkriege und Eigenheiten, diese aber wiederum sind in ihrer Unterschiedlichkeit sehr Gewinn bringend für das gemeinsame Ziel verteilt.
Dennoch bekommen die Mädchen nur wenig Charakter, ganz anders als bei Golding. Es bleibt sehr beim Erzählen der Handlung, über die Innenwelt wird nur wenig berichtet.
So bekommt die Handlung einen größeren Stellenwert als ihr gut tut: Dass im 30-jährigen Krieg Anarchie herrschte, weiß man seit Grimmelshausen, auch dass es immer wieder Ruhepausen, auch Jahre lange gab. Aber dass ein ganzes Schloss oder eine ganze Burg nahezu unversehrt über 10 Jahre verlassen wurde, nicht zerstört, nicht geplündert, ist völlig unglaubhaft. Dass sie überhaupt spurlos verlassen wurde, soll wohl in einem Folgeband erklärt werden, die Andeutungen sind danach. Aber dass selbst in der Zeit der Menschenentleerung Mitteleuropas eine große Burg keine weitere Nutzung findet, noch nicht einmal das benachbarte Dorf sich darüber hermacht: kaum vorstellbar.
Ebenso wenig glaubhaft ist der Handlungsstrang des kleinen Jungen, der von den Mädchen mitgenommen und aufgepäppelt wird: nach dem Erreichen der Burg verschwindet er spur- und kommentarlos, taucht erst spät wieder auf. Zwar schreibt Klugmann dann, dass der Kleine sich in der Burg und der Umgebung selbständig gemacht hat - aber dass unter den sieben, anfangs ja noch zehn Mädchen, nicht mindestens eines ist, das ihn adoptiert, verhätschelt, erzieht, sich über ihn ärgert oder freut - das glaube ich einfach nicht. Er taucht erst wieder auf, als er für die Fortsetzung der Handlung gebraucht wird.
Spannend und flüssig erzählt ist diese Geschichte, nur schade, dass vielerlei derartige Misstöne zu hören sind.
So bleibt es ein Lesefutter, das natürlich immer noch besser ist als gar kein Buch. Und dafür sorgt, dass junge Leserinnen bis zum Ende durchhalten und vielleicht sogar die Fortsetzungen fordern. Das alleine ist ja schon was wert.