Das NEINhorn

Autor*in
Kling, Marc-Uwe
ISBN
978-3-551-51841-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Henn, Astrid
Seitenanzahl
48
Verlag
Carlsen
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2019
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Marc-Uwe Kling und Astrid Henn erzählen eine Geschichte, die für viele Eltern und Kinder klassischer nicht sein könnte und die dennoch durch viel Wortwitz und das Zusammenspiel von Schrift- und Bildtext eine ganz neue Sichtweise eröffnet. Eine Erzählung über das kraftvolle Wort NEIN, die für Kinder und Erwachsene eine Bereicherung ist.

Beurteilungstext

N e i n ! N e i n ! N e i n ! O d e r v i e l l e i c h t d o c h ? !
Im hübschen Herzwald, der mitten im Land der Träume liegt, wird ein Einhorn geboren. Es wird von Einhörnern, Feen und weichen Knuddel-Engeln umsorgt und scheint trotzdem nicht zufrieden zu sein und sagt zu allem Nein. So wird es bald nur noch NEINhorn genannt und beschließt, den Herzwald zu verlassen, um das Land der Träume zu erkunden. Dabei erlebt das NEINhorn Abenteuer und es trifft auf charakterstarke Freunde, die es auf seiner Reise begleiten.

Bereits beim Aufschlagen taucht der Leser in eine neue Welt ein, da auf dem Vorsatzpapier eine zweiseitige Karte des Landes der Träume abgebildet ist, auf der die wichtigsten Ortschaften zu finden sind. Sie bettet die Geschichte ein und untermalt durch die Verwendung von Alliterationen und winzigen, aber bedeutsamen Unterschieden den Detailreichtum des Bilderbuches. In der Titelei wird den Leser*innen/ Zuhörer*innen der Protagonist von hinten bis vorne präsentiert, bevor nach dem Vortitel die Erzählung beginnt.

Astrid Henn stellt in farbenfrohen und amüsanten Bildern die Welt des NEINhorns dar und transportiert vor allem Mimik und Emotionen der handelnden Figuren. Die Zeichnungen stechen durch kräftige Farbtöne und Sprechblasen hervor, die an Graphic Novels erinnern. Jeder dargestellte Ort ist charakterisiert durch eine dominante Farbe und hat dadurch einen Wiedererkennungswert. Dabei verlaufen die Illustrationen nicht parallel zum Schrifttext, um den schriftlichen Inhalt abzubilden. Vielmehr können die Leser*innen viele Details in den Bildern finden, die im Text nicht genannt werden.

Der Schrifttext ist zunächst in Reimform gehalten und besticht sowohl inhaltlich als auch gestalterisch durch seine Komik. Immer wieder finden sich beispielsweise Rechtschreibfehler, die durchgestrichen und korrigiert wurden oder Dialoge, die einen zum Lachen bringen: „Am Fluss traf es einen Waschbären. […] ‚Willst du dich auch waschen? Soll ich ein wenig Platz machen?‘ Das NEINhorn grummelte: ‚Nein! Denn ich will nicht sauber sein.‘ Und dann ärgerte es sich, weil es aus Versehen gereimt hatte.“ Die Charaktereigenschaften des NEINhorns sind sowohl auf der Fiktions- als auch auf der Metafiktionsebene präsent. Es verweigert sich nicht nur innerhalb der Handlung, sondern macht explizit auf die Reimform aufmerksam und widersetzt sich dieser. Diese Momente machen immer wieder bewusst, wie gekonnt Marc-Uwe Kling Humor in seinem Buch einsetzt.

Besonders interessant ist die harmonische Verbindung von Bild- und Textebene, die nicht nur durch Symbole wie Pfeile oder Sprechblasen erkennbar ist. So ist die Welt der Einhörner nicht nur pink und babyblau dargestellt, sondern sie verwenden auch eine blumige Sprache. Einhörner sind „gliglaglücklich“ und essen „gezuckerten Glücksklee“ und schlafen auf „Kuschelwölkchen“. Auch der Wendepunkt der Geschichte, in welchem das NEINhorn beschließt, den Herzwald zu verlassen, ist sowohl farblich als auch sprachlich erkennbar. Die Reimform verschwindet und die Bilder sind nicht mehr nur in hellblau und rosa gehalten, sondern blau, schwarz, grün und gelb. Doch auch das Handlettering macht die Verbindung deutlich. In Dialogen, die durch Sprechblasen gekennzeichnet sind, besitzt jede Figur ihre eigene Schriftart, Größe und Farbe. Für die Leser*innen, Betrachter*innen und Zuhörer*innen ergeben sich dadurch viele witzige und spannende Momente, die Lust aufs Weiterlesen machen.

Wie man es von Kling durch andere Werke wie „Die Känguru-Chroniken“, „Der Tag, an dem Oma das Internet kaputt gemacht hat“ oder „Der Ostermann“ gewohnt ist, verwendet er auch hier jede Menge Ironie, ohne moralisierend zu werden. Das Nein-Doch-Spiel wird im Buch nie pädagogisch aufgegriffen oder gewertet. Es ist kein Erziehungsratgeber, der den Leser*innen einen bestmöglichen Umgang mit Neinsager*innen empfiehlt. Auch das NEINhorn erwidert auf die Nachfrage, ob die Geschichte eine Moral braucht, nur ein herzliches „Nein“.

Der Altersangabe von 3-6 Jahren kann ich mich nicht anschließen. Ich würde das Buch auch Erwachsenen empfehlen, da die Wortwitze und die Thematik nicht nur Kinder ansprechen. Es eignet sich zum Vor- aber auch zum Selberlesen, da sowohl die Leser*innen als auch die Zuschauer*innen/ Zuhörer*innen in den Genuss der Wortwitze kommen, die sich nicht nur aus der Schreibweise, sondern auch aus den Illustrationen ergeben.

Das NEINhorn ist eine erfrischende, witzige Geschichte, die für die Leser*innen aber auch Zuhörer*innen viele lustige Momente bereithält. Ein empfehlenswertes Bilderbuch, bei dem man immer wieder Neues entdecken kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gre; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 02.01.2020

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