Das Mädchen und der Wolf
- Autor*in
- Carrer, Chiara
- ISBN
- 978-3-85452-147-1
- Übersetzer*in
- Löcker, Dorothea
- Ori. Sprache
- Italienisch
- Illustrator*in
- Carrer, Chiara
- Seitenanzahl
- 26
- Verlag
- Picus
- Gattung
- BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
- Ort
- Wien
- Jahr
- 2009
- Preis
- 14,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Ein altes Märchen anders erzählt und eigenwillig illustriert.
Ein Mädchen bringt der kranken Großmutter Milch und warmes Brot. Unterwegs begegnet es dem hinterlistigen Wolf und das altbekannte Märchen nimmt seinen veränderten Lauf.
Beurteilungstext
Chiara Carrer legt mit dieser modernen Märchenadaption zu: "Rotkäppchen und der Wolf" ein spannungsgeladenes Bilderbuch vor, das dann aber doch ein gutes, märchenhaftes Ende findet.
Beim Vergleich mit dem Ursprungstext bleiben nur wenige Übereinstimmungen. Hier bringt das Mädchen Milch und warmes Brot, es pflückt Farne statt Blumen, der Wolf frisst die Großmutter bis auf einen Rest sofort auf-was könnte dieser schaurige Rest sein? Diese Frage beantwortet eine vorbeilaufende Katze, denn das vom Wolf empfohlene Essen, besteht aus dem Rest der Großmutter.
Ihre Kleidung wirft das Mädchen auf Geheiß des Wolfes ins Feuer, jedes Mal mit dem Spruch: Du wirst es nicht mehr brauchen. Spätestens hier entsteht ein starker Gruseleffekt, denn das Märchen ist bekannt. Nur der erwachsenen Betrachter denkt auch an Verführung und Missbrauch, der kindliche Betrachter, rechnet mit dem Gefressenwerden.
Auch die bekannten Sprüche weichen stark vom Ursprungsmärchen ab und erfüllen erst mit dem "Damit ich dich fressen kann" die Erwartung.
Endlich bekommt die Geschichte eine Wendung, mit dem dringenden Wunsch "Pipi zu machen", lässt der Wolf das Kind, angebunden mit einer roten Schnur, nach draußen und die Flucht ist möglich. Bis der Wolf es bemerkt, ist das Mädchen schon kurz vor dem eigenen, sicheren Heim und kann dem Bösen die Tür zuschlagen.
Gewitzt und doch bedrohlich, diese Mischung wird mit starken Farbkontrasten noch intensiver. Der Wolf in teuflischem, bösem Rot, schwarze unheilvolle Bäume und Wände, strahlendes Weiß, um die Gegensätzlichkeiten noch zu verstärken. Das Mädchen im beigen Papierschnitt bewegt sich durch die kulissenhaften Bilder, leicht gerötete Wangen zeigen ihre Anspannung.
Hier ergänzen sich moderner Illustrationsstil und veränderte Handlung gut.
Die mitunter halb geschlossenen Vorhänge lassen den Betrachter nicht immer alles sehen, die Deutung liegt bei ihm.
Das Mädchen befreit sich ohne fremde Hilfe. Sie ist mutig und lebenstüchtig. Das ist auch die Botschaft der Geschichte, sie benutzt ihren Verstand und ist nicht wirklich dem Bösen ausgeliefert. Das gefällt dem kindlichen Betrachter ab 6, der sich auch ganz von der kulissenhaften Illustration beeindrucken lässt.