Das Mädchen und der Wolf

Schlagwörter

• Gewalt
• Sexualität

Teaser

Das in Collagetechnik gestaltete Bilderbuch greift das Motiv des Märchens “Rotkäpchen und der Wolf” auf und interpretiert es neu. Kannibalismus und sexueller Missbrauch sind die versteckten Themen. Das Mädchen kann sich im letzten Moment aus der gefährlich Situation retten.

Beurteilungstext

Auf der linken Seite befinden sich Text und kleine Bildausschnitte, die rechte Seite ist ganz den Bildern vorbehalten. Die Scherenschnittartigen Formen (Dornenhecke, Nadelwald) und die Farben Rot und Schwarz weisen schon vor dem Text auf die Gefahren hin und bieten viele Anreize zur Deutung. Das unschuldige kleine Mädchen ist auf graustichigem weißen Papier mit feinen Bleistift- und Buntstiftstrichen am differenziertesten gestaltet. Der rote Wolf wirkt mit seinem roten Umhang und den spitzen Ohren wie Mephisto, das personifizierte Böse.
Er fragt das Mädchen aus, gelangt vor ihm in das Haus der Großmutter, frisst die Großmutter bis auf einen kleinen Rest und wartet im Bett auf die Kleine. Perfide bietet er ihr die letzten Reste der Großmutter als kleinen Imbiss an, bevor er sie auffordert, sich auszuziehen und ins Bett zu kommen.
Die merkwürdigen Dinge häufen sich, der Kleinen wird es zu unheimlich und es gelingt ihr mit Hilfe einer Ausrede zu fliehen. Auch die rote Schnur, die auf dem Bild eher einen langen Leine gleicht, die der Wolf ihr sicherheitshalber ums rechte Bein gebunden hat, kann sie lösen.
Das Bilderbuch ist fasziniernd und erschreckend zugleich. Die sparsame, aber sehr ausdrucksstarke Bildsprache fesselt und man glaubt, Augend und Ohren nicht zu trauen. Die Schlechtigkeit und Hinterhältigkeit des alten Wolfes ist genauso unerträglich eindrucksvoll dargestellt wie die naive Gutgläubigkeit des kleinen Mädchens.
Zum Glück gibt es die schwarze Katze, die im Vorbeihuschen eine Warnung ausstößt und zum Glück gibt es ein vorläufig gutes Ende. Das Buch ist m.E. sehr empfehlenswert, wenn es Erwachsene gemeinsam mit Kindern ansehen und besprechen. Auch in der 5. Klasse kann es im Motivvergleich zum Original eingesetzt werden. Sicher werden sich die Meinungen zum Inhalt des Buches aber teilen und nicht alle Leser werden Kindern die harte Konfrontation mit dem Bösen zumuten wollen. M.E. kann das Buch aber Kinder stark machen und dazu bringen, rechtzeitig den Rückzug anzutreten, wenn sie etwas nicht wollen.