Das Buschbaby

Autor*in
Mwangi, Meja
ISBN
978-3-7795-0153-4
Übersetzer*in
Brückner, Thomas
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Ort
Wuppertal
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nicht nur, dass Ruben und seine Frau Kimberley ihr Baby in einem ominösen Buschkrankenhaus entbinden mussten, jetzt sitzen sie auch noch an einem unbekannten Grenzposten Tansanias fest und müssen feststellen, dass ihr Baby von schwarzer Hautfarbe ist. Kein Wunder, dass der Posten an Kindesentführung und Schmuggel denkt. Doch die erzwungene Beschäftigung miteinander lässt alle Beteiligten ihre Einstellungen von Grund auf überdenken, bis sich das Durcheinander auf verblüffende Weise löst.

Beurteilungstext

Seit die Zahl hierzulande veröffentlichter Bücher einheimischer Autoren aus Ländern der sogenannten 3. Welt steigt, eröffnen sich dem dazu bereiten Leser ungeahnte Einblicke in die Mentalität anderer Völker und Kontinente. Da bietet sich der Vergleich der Sichten europäischer oder afrikanischer Menschen auf afrikanische Lebensweise förmlich an, wobei es dem Europäer mehr oder weniger gelingt, seinen kolonialistischen Blickwinkel beiseite zu lassen. Hier geht es einmal den umgekehrten Weg. Der Afrikaner beschreibt den für ihn exotischen Weißen, wie er sich für sich betrachtet und im Umgang mit Afrikanern darstellt.
Und es sind wahrhaftig ungewohnte Einblicke, die dem Grenzbeamten da gewährt werden: Eine Frau, die Kinder, eigene und fremde, ablehnt und lieber an ihrer Karriere bastelt, noch dazu auf dem “sinnlosen” wissenschaftlichen Feld der Käferkunde. Ein Mann, der als Angestellter seiner Frau gehorchen muss, sich nicht für mehrere Frauen, Familie und Sippe interessiert, dafür aber wenigstens mit Motoren umgehen kann. All das ist nicht nur unverständlich für den Afrikaner, sondern in Teilen sogar beängstigend, hat er doch selbst eine ähnliche Problemsituation, die er aber mit völlig anderen Mitteln bereinigen will und muss. Dazu kommt die afrikanische Ehefrau, die gegen ihren Willen kinderlos bleibt, dafür aber in einer gottverlassenen Gegend das einsame Schicksal ihres Mannes teilen muss, doch nie auf die Idee käme, sich etwa von ihrem Mann zu trennen und selbstständig ihr Leben in die Hand zu nehmen - das wiederum zum kompletten Unverständnis ihrer amerikanischen Gegenspielerin.
Am Ende stellt sich vor allem eines heraus: Beide Gesellschaften, die westliche wie die afrikanische, funktionieren nur auf der Basis vorgespiegelter Tatsachen und allgemeinverbindlicher Lügen, die letztendlich beweisen, wie ähnlich sich die scheinbar so verschiedenen Gesellschaftsformen sind. Überall brauchen die Männer das Gefühl, dass ihre größere Körperkraft und ihr technisches Verständnis sie zum Anführer prädestiniert, überall sind die Frauen nicht nur die mental Stärkeren, sondern steuern auch durch Diplomatie und Wirken im Hintergrund die tatsächlichen Entwicklungen, und überall siegt letzten Endes der Einfluss der Natur und verhilft unterdrückten Bedürfnissen nach Nähe, Fürsorge und Fortpflanzung zum Durchbruch.
Solche tiefen Erkenntnisse und Wahrheiten baut Mwangi ganz unauffällig in seine Geschichte ein. Gespickt mit ironischen Details fließt die sich erst allmählich erschließende Geschichte zwischen abenteuerlicher Gegenwart und Erinnerungen hin, hält ohne Nervenüberreizung die Spannung einer Neugier auf den Fortgang und schließt am Ende den Bogen zu einer ganz anderen Erzählung, einem anderen Buch. Natürlich kann man das dem Klappentext entnehmen, es bleibt aber unerwähnt bis kurz vor Schluss, dass dieses Buch die “andere Seite” des Vorgängers “Happy Valley” beschreibt, mit dem es sich abschließend verbindet. Eigentlich ist das gar nicht notwendig und wichtig, aber es erhöht den Reiz der Geschichte und verbreitert wesentlich das Spektrum der vorgeführten Verhaltensweisen und Mentalitäten. Also: Auch ganz isoliert ein wertvoller Blick auf einen fernen Kontinent, doch zusammen ein Geniestreich.

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Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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