Das Blubbern von Glück
- Autor*in
- Jonsberg, Barry
- ISBN
- 978-3-570-16286-6
- Übersetzer*in
- Höfker, Ursula
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 256
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2014
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die 12jährige autistische Candice lebt in einer unglücklichen kleinen Familie und beschließt, durch verblüffende, auch lebensgefährliche Methoden, das Glück wieder zurückzuholen.
Beurteilungstext
Wieder einmal muss das gute alte Alphabet als Grundgerüst für eine Geschichte herhalten, auch ist ein Schulaufsatz als Aufhänger keine neue Idee. Doch die Konstruktion ist auf die Hauptperson perfekt zugeschnitten. Barry Jonsberg erzählt in diesem überschaubaren, verlässlichen Setting die berührende Geschichte der 12jährigen Candice, die beschließt, keine Mühen zu scheuen, um “Das Blubbern von Glück” in ihre unglückliche Familie zurück zu holen, das seit dem Tod ihrer Schwester verschwunden ist.
In der Schule ist Candice die klassische Außenseiterin, die keine Freunde hat, sich anders verhält als alle anderen, mit kaum jemandem spricht, von dem Mädchen, mit dem sie gerne befreundet wäre “Behindi” beschimpft wird, selbst ihre Brieffreundin Denille antwortet auf keinen ihrer Briefe. Dennoch mag sie alle und jeden und übergeht jede Kränkung gelassen und großzügig. Sie pflegt seltsame Eigenheiten, wie die absolut verlässliche Ordnung in ihrem Federmäppchen und ihre Lieblingslektüre: Lexika, die sie immer wieder von vorne liest. In allem was sie tut liegt großer Ernst und Genauigkeit, weshalb sie auch jedes Wort, jeden Ausspruch wortwörtlich nimmt, was zu Verwirrung und unbeabsichtigtem Witz führt. Als sie sich mit dem neuen seltsamen Jungen Douglas Benson anfreundet, erntet sie in der Klasse nur Spott: Die “zwei Bekloppten” hätten sich zusammengetan. Benson behauptet, aus einer anderen Dimension zu kommen und arbeitet täglich daran, in die andere Dimension wieder zurückzukehren, wofür er komplizierte Berechnungen und waghalsige dimensionsüberschreitende Sprungversuche unternimmt.
Jonsberg erzählt ausschließlich aus der Perspektive des Mädchens. Es gelingt ihm dabei ein vielschichtiges Porträt einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, wobei er die Außenwirkung der autistischen Wesenszüge der Protagonistin mit der Selbstverständlichkeit ihres Andersseins und ihrer Weltsicht kontrastiert. Er erhebt dabei ihr Anderssein zur Normalität, markiert aber durch Sprachwitz und Humor die Ebene, die Candice von ihren Mitmenschen dann doch unterscheidet. Wunderbar und beeindruckend daran ist, dass es Candice gelingt, das oft sehr negative Fremdbild, das die anderen von ihr haben, positiv in ihr Selbstbild zu integrieren. Durch diese Haltung öffnet Jonsberg einen neuen wertneutralen Horizont, der die unzähligen möglichen Dimensionen von Realität und Normalität aufzeigt.
Stellenweise agiert das Mädchen allerdings etwas zu pädagogisch, wirken ihre Gedanken zu erwachsen, zu reflektiert. Doch der Charme und die Komik, die sich durch ihr Denken ergeben, wiegen das zuweilen Altkluge auf.
Jonsberg erzählt eine anspruchsvolle Geschichte, die den Tücken, Falltüren und dem Widersinn von Sprache nachspürt und dabei mit großer Lebendigkeit und Empathie ein herzerwärmendes Plädoyer für Akzeptanz und Toleranz hält.