Cleanland

Autor*in
Schäuble, Martin
ISBN
978-3-7373-4257-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
204
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
Buch (gebunden)DystopieErzählung/Roman
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2020
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein dystopisches Szenario, das gefährlich nahe an unsere aktuelle Situation heranreicht.

Beurteilungstext

Im futuristischen Europa befindet sich ein Staat namens „Cleanland“. Seine Bewohner*innen haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Die Gesundheit aller Menschen ist jetzt nicht nur oberstes Gebot, sondern auch Gesetz. Im Ministerium für Reinheit wurden zur Verhinderung weiterer Pandemien die fünf Gesetze der absoluten Reinheit verabschiedet. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen. Alle Bürger*innen halten Abstand zueinander. In der Öffentlichkeit müssen Protektoren in Form von Schutzanzügen getragen werden, Controller an den Handgelenken sind Pflicht. Dadurch wird die Gesundheit der Träger*in überwacht. Nachts werden die Straßen desinfiziert und in jeder Wohnung ist standardmäßig ein Saferoom für die ältere Generation sowie Infizierte vorhanden. Der Schulunterricht findet online statt. Schüler*innen, die Prüfungen oder Tests ablegen, finden sich in der Schulbasis in abgetrennten Bereichen ein. Zur Pflege sozialer Kontakte ist neben nahen Angehörigen nur eine registrierte Person zu gelassen. Körperliche Nähe ist einfach zu gefährlich, selbst in der Familie. Ein Opfer, das erbracht werden muss, um die Gesundheit aller zu erhalten. Liebe und Zuwendung gewinnen dadurch eine ganz neue Bedeutung. Wer seine Herzmenschen liebt, kommt ihnen nicht zu nahe… Die Unterbindung von Krankheitserregern fängt im eigenem Heim an. Nachts, wenn die Mieter*innen schlafen, gehen ausgebildete Fachkräfte, die „Cleaner“, ans Werk. Sie sind eine große Hilfe: Sie sorgen für den erholsamen Schlaf, sind „Nachtheiler“. Dass sie in die Wohnungen kommen, wird aktzeptiert, denn niemand hat hier etwas zu verbergen. Guter Schutz - über die Landesgrenzen hinaus - hat Priorität. Wer sich nicht daran hält, bekommt die Chance, sich zu bessern.
Doch außerhalb des reinen Staates beginnen die sogenannten „Sicklands“. Sickland wird als eine egoistische Staatsform angesehen. Denn dort achtet niemand die Gesetze der Reinheit.
Shilo, die Protagonistin des Buches, lebt glücklicherweise in „Cleanland“. Die fünfzehnjährige Teenagerin verbringt ihre reglementierte Freizeit am liebsten mit ihrer Kontaktperson und besten Freundin Samira. Durch die Gesundheitsgesetze fühlt sich die junge Frau geschützt. Die Zeit vor der großen Pandemie kennt sie nur aus Erzählungen ihrer Großmutter, die mit im Haushalt, in einem dieser Saferooms, lebt. Shilos Großvater ist, laut Aussagen ihrer Familie, verstorben. Alles in allem kann sich unsere Heldin als privilegiert betrachten, da ihre Mutter im Ministerium für Gesundheit arbeitet.
Alles scheint seinen Weg zu gehen, bis sich Shilo in Toko verliebt. Dieser ist Cleaner und lebt allerdings in Sickland. Fast zeitgleich bekommen Samiras kleiner Bruder Oscar sowie Samira selbst Probleme mit dem Gesetz. Dies und die Liebe zu Toko stellt alles Bisherige in Frage. Neue Erkenntnisse und streng gehütete Geheimnisse kommen ans Licht. Wie wird sich Shilo entscheiden? Wird sie die Kraft und den Mut haben, einen neuen Weg zu beschreiten?
Wie weit darf Infektionsschutz gehen? Martin Schäubles Roman hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Er zieht scharfe Parallelen zu unserer aktuellen Corona-Politik und lässt die Leser*in zwischen den Extremen wandeln. Auf der einen Seite ist da das Bedürfnis nach totaler Sicherheit und auf der anderen der Wunsch auszubrechen sowie die Frage, ob die Maßnahmen des Staates nicht einfach übertrieben sind. Der Gedanke „So will ich nicht leben!“ hat mich während des Lesens begleitet. Schäubles düstere Zukunftsvisionen spiegeln die Ängste unsere Gesellschaft wieder: Angst vor Einschränkung, Krankheit sowie Kontrollverlust.
Die Liebesgeschichte zwischen Shilo und Toko steht für das kritische Hinterfragen der politischen Maßnahmen. Sie ist außerdem ein Symbol der Sehnsucht nach Normalität. Sprachlich hat der Autor seine Idee lebhaft umgesetzt. Die Gefühle, Gedanken und Ängste der Protagonistin lassen sich gut nachvollziehen. Anfangs etwas langatmig bekommt die Handlung dann ein rasantes Tempo. Was bleibt, ist eine unheimliche Atmosphäre der gesamten Szenerie. Es ist ein eindringliches Buch.
Ich halte dieses Buch als Klassenlesestoff mit anschließender Diskussion für sehr geeignet. Es bietet allen Leser*innen die Möglichkeit, sich mit unserer derzeitigen gesellschaftlichen Lage auseinanderzusetzen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Heli; Landesstelle: Mecklenburg-Vorpommern.
Veröffentlicht am 01.04.2022

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