Cleanland

Autor*in
Schäuble, Martin
ISBN
978-3-7373-4257-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
195
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2020
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Nach einer Pandemie mit Hunderttausenden von Toten entsteht „Cleanland“, wo die Menschen, dank einem hundertprozentigen Überwachungssystem sicher vor jeglicher Krankheit leben. Obwohl jeder Mensch nur eine registrierte Kontaktperson haben darf, geschieht es, dass Schilo sich in den „Cleaner“ Toko, der nachts ihre Wohnung desinfiziert, verliebt. Er hilft ihr aus dem sterilen Gefängnis hinaus in die normale, wenn auch von Krankheiten gefährdete Welt.

Beurteilungstext

Wenn man diesen Jugendroman zur Hand nimmt, erkennt man auf der Vorderseite ein Mädchen und auf der Rückseite einen Jungen jeweils mit einer Gesichtsmaske, wie sie heute im Zeichen von Corona allgegenwärtig ist. Zudem belehrt die Inhaltsangabe, dass der Autor die Folgen einer Pandemie „konsequent weitergedacht“ habe. Nach der Lektüre dieser Geschichte muss man dieser Behauptung energisch widersprechen. Zunächst werden die Lesenden ausführlich in den Alltag von „Cleanland“ eingeführt. So darf jeder Bewohner und jede Bewohnerin nur eine registrierte Kontaktperson haben. Alle müssen Schutzanzüge mit Visieren tragen und Abstand halten, dürfen nur auf vorher gebuchten Wegen „joggen“ oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Ständig und überall werden die Menschen mit Desinfektionsmitteln besprüht und irgendeine Organisation kontrolliert Herzschlag, Puls, Vitaminversorgung, Aufenthaltsort und -dauer… Einer Katastrophe gleich kommt zum Beispiel ein kleiner Riss im Schutzanzug, denn der bedeutet ein paar Wochen Quarantäne für die Betroffene und ihre Kontaktpersonen. Ganz schlimm ergeht es Personen, die sich nicht an die „Gesetze der absoluten Reinheit“ (GaR) halten. Sie werden, bis sie zur besseren Einsicht gelangt sind, in eine Anstalt eingewiesen, wo sie unter Umständen, die einem Konzentrationslager durchaus gleichen, isoliert werden. Schilo lebt zusammen mit ihrer Mutter und Großmutter in einer Wohnung und fühlt sich wohl und sicher, denn sie kennt ja nichts anderes. Sie pflegt eine innige Freundschaft mit ihrer Kontaktperson Samira und liebt deren fröhlichen, aber auch widerborstigen kleinen Bruder Oscar. Schilos Oma findet Wege, die strengen Regeln etwas zu umgehen, und ermutigt ihre Enkelin, den „Cleaner“ Toko, der jede Nacht ihre Wohnung reinigt, kennen zu lernen. Dazu muss sie wach bleiben und ihre vorgeschriebenen Schlaftabletten weglassen. Während ihres auf jeweils wenige Minuten reduzierten Zusammenseins verlieben sich die beiden. Im gleichen Zeitraum weist das „Ministerium für Gesundheit“ den kleinen Oscar und später auch Samira in die „Motivation Academy“ ein. Dank Tokos Vermittlung zu einer Organisation kann Schilo die beiden befreien und mit ihnen nach draußen ins „Sickland“ fliehen. Dort werden sie bereits vom totgeglaubten Opa von Schilo erwartet. Die Geschichte ist flott erzählt und schnell lesbar. Das seltsame Alltagsleben in „Cleanland“ wird sehr ausführlich beschrieben, die Liebesgeschichte nur gestreift, und die gefährliche Befreiung der Kinder aus dem Hochsicherheitsgefängnis wird zur Blitzaktion. Man fragt sich, ob der Autor einfach keine Lust mehr hatte, weiter zu schreiben? Oder sah er mit der Schilderung der „Gesundheits-Diktatur“ seine Mission als erfüllt an? Manches erinnert an die gegenwärtige Corona-Pandemie. Sehr vieles aber ähnelt den finsteren Verschwörungs-Theorien mancher „Querdenker“. Wie sie bleibt auch der Autor eine Aufklärung schuldig, wer hinter diesen Machenschaften steckt. Wer hat „Cleanland“ geschaffen? Wer übt die Macht über die Menschen dort aus? Wer hat die hochsensiblen Technologien dafür entwickelt? Wer darf überhaupt in diesem Land leben und wer muss oder kann draußen bleiben? Bestenfalls kann man diesen Roman als Liebesgeschichte unter schwierigen Bedingungen lesen. Schlimmstenfalls ist er eine Anregung für weitere Fantasien der Querdenker-Szene.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 15.03.2022

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