Brüder: Mutig wie wir

Autor*in
Reynolds, Jason
ISBN
978-3-423-64068-8
Übersetzer*in
Fritz, Klaus
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
384
Verlag
dtv
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
München
Reihe
Hanser
Jahr
2020
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Den Großstadtkindern Ernie und Genie ist es bestimmt, den Großteil ihrer Sommerferien fernab der gewohnten Umgebung in der Einöde ihrer fast unbekannten Großeltern zu verbringen, damit sich ihre Eltern einer Beziehungskur auf Jamaica unterziehen können. Was gemächlich und scheinbar bedeutungslos beginnt, gipfelt in einer Erzählung über Familiengeheimnisse, Zusammenhalt und den Mut Nein zu sagen.

Beurteilungstext

Jason Reynolds deutet im Titel seines Jugendromans bereits an, worum es im Kern der Geschichte geht: eine Erzählung der Brüder Genie und Ernie, die durch verschiedenste Umstände fest miteinander verbunden sind.
Zum einen ist es die familiäre Situation, die sie verbindet. Die Ehe ihrer Eltern steckt in einer tiefen Krise. Um diese in Ruhe bearbeiten zu können, nehmen sie sich eine vierwöchige Auszeit und verreisen allein nach Jamaica. Die Kinder werden so lange bei den Großeltern, die sie leider kaum kennen, geparkt. In dieser Zeit, die sehr langsam erzählt wird, nähert sich der 14-jährige Teenager Ernie Tess, einem Mädchen aus der Nachbarschaft. Seine Erzählung tritt nur dezent in den Vordergrund, meist taucht Ernie ab und will – auch aufgrund der sich zuspitzenden Ereignisse nicht gesehen werden. Der drei Jahre jüngere Bruder Genie bestimmt die Narration, was auch in der Erzählperspektive deutlich wird. Er ist ein überaus neugieriges Kind, das so viele Fragen an das Leben hat, dass es diese in einem eigens dafür vorgesehenen Buch festhält. Auf einer Metaebene richtet er diese Fragen auch an die Lesenden, die so aufgefordert sind, über den Inhalt des Buches hinaus über Fragen des Lebens nachzudenken. Damit ist dem Autor Jason Reynolds besonders gut gelungen, die Charaktere auch auf der Textebene in Szene zu setzen.
Zum anderen verbindet ein schicksalhaftes Ereignis die beiden Brüder. Das schleppende Leben auf dem Land der Großeltern, welches gerahmt ist von Erbsen pflücken, Gemüse verkaufen und getrocknete Hundekacke beim Hoffegen über den Zaun zu schleudern, nimmt plötzlich Fahrt auf und bringt Konflikte in den sonst geordneten Haushalt der Großeltern. Während der erste Teil des Buches vergleichsweise langatmig ist, liest sich die zweite Hälfte weitaus flüssiger. Die Auseinandersetzung des jungen Genie mit den eigenen Spannungen zwischen Mut und Angst, Aufrichtigkeit und Betrug, Schweigen und Reden und auch der Fähigkeit zu vergeben wird fein verflochten und mit viel Fingerspitzengefühl dargestellt.
Dennoch hat der Stoff nicht vollumfänglich überzeugt. Insbesondere der erste Teil des Buches zieht sich gefühlt unendlich hin, was sicher auch der beschriebenen Erzählzeit geschuldet ist. Leser*innen sollten also hier ein Stück Durchhaltevermögen mitbringen. Obgleich sich die Geschwistergeschichte sicher auch auf ein weibliches Geschwisterpaar übertragen ließe, sind viele der beschriebenen Ereignisse doch sehr auf Jungs gemünzt. An dieser Stelle hätte ich ein wenig mehr Diversität in den Charakteren gewünscht, dass es auch für die weibliche Leserschaft Anregungen zur Lektüre bietet, wenngleich die aufkommenden Fragen universeller Art sind.

Alles in allem ein gemächlich erzählter Sommerroman, der beinahe unbestimmt verortbar wäre: ein altes Bauernhaus im Wald, ohne Internet und jugendliche Unterhaltung. Einzig die typisch amerikanische Flora und Fauna fällt sprachlich aus dem Rahmen. Geeignet für Leser:innen, die Familiengeheimnisse mit Vergnügen verfolgen, gerne in langsamen Erzählzeiten verweilen und denen Spannung weniger wichtig ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von raika; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 23.08.2022

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