Brüder - Mutig wie wir

Autor*in
Reynolds, Jason
ISBN
978-3-423-64068-8
Übersetzer*in
Fritz, Klaus
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
348
Verlag
Trias
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2020
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

"Regel Nummer eins", sagte Opa. "Ernie muss mit meiner Waffe schießen. Er ist mein ältester Enkel, und ich denke, es ist einfach richtig, wenn er den Sechsschüsser der Familie nimmt." (S. 267) Was wie ein Initiationsritus eines fast 14jährigen durch seinen blinden Großvater daher kommt, ist eine komplizierte Familiengeschichte und ein Ringen zwischen Angst, Mut, Schuld, Verzeihen und Versöhnung.
Aus der Perspektive des 11-jährigen Genie wird eine anrührende brüderliche Beziehung dargestellt. Die zwei schwarzen Jungen, die aus Brooklyn kommen, verbringen in Virginia auf dem Land 30 Tage bei den Großeltern. In diesen Tagen werden alte und neue Familienkonflikte geklärt, Lügen und Schuld eingestanden und damit ein Reifeprozess beschrieben, der nicht nur die beiden Jungen betrifft. Und dazu gehört auch, dass Jungen und Männer Angst haben dürfen!

Beurteilungstext

30 Tage auf dem Land - 30 Tage mit einem völlig anderen Tagesablauf als in der Stadt, mit wenig bekannten Großeltern und einer gänzlich unbekannten Lebenswelt.
Die Eltern von Genie (11 Jahre) und Ernie (fast 14 Jahre) haben Probleme miteinander "was Genie wusste nur Elternsprech war für vielleicht/möglicherweise/wahrscheinlich lassen wir uns scheiden. Sie sagten, sie bräuchten Zeit, um sich neu zu sortieren." (S. 15) Deshalb machen sie das erste Mal Urlaub ohne ihre Kinder auf Jamaika und lassen diese bei den Großeltern väterlicherseits. Und genau in dieser Familie gibt es alte ungelöste Konflike:
Der Vater und der erblindete Großvater reden nicht mehr miteinander, der Tod von Vaters älterem Bruder, der im Krieg als Soldat starb kommt erst langsam in dem Roman zu tage und die damit verbundene Schuld des Großvaters, dass dieser älteste Sohn zur Armee ging, weil der Großvater so waffenverliebt war.
Und es gibt neue Probleme:
Die Schuld Nr. 1 von Genie, weil er das von der Großmutter so geliebte Modellauto ihres ältesten Sohnes herunterfallen lässt, so dass ein Rad davon abbricht. Damit geht nicht nur das Auto kaputt, sondern in der Trauer um diesen Sohn viel mehr.
Die Schuld Nr. 2 von Genie, weil er als zu wenig Futter für die Vögel des Großvaters da war, einen dieser in Käfig gehaltenen Vögel einfach mit Apfelkernen fütterte und ihn dadurch vergiftete. Diese Schuldgefühle erdrücken Genie fast, er versucht die Angst und die Schuld zu vertuschen.
Und es geht um eine neue Schuld des Großvaters, der seinem älteren Enkel an dessen 14. Geburtstag das Schießen beibringen will: "Was auch immer passiert, mein Junge", warf Opa erneut ein, "du darfst nie, NIEMALS eine Waffe auf einen Menschen richten." (S.268) Durch den Rückstoß der Waffe verletzt sich Ernie und drei Zähne (also zweieinhalb) werden ihm ausgeschlagen. Zwei können im Krankenhaus wieder eingesetzt werden, doch der dritte angesplitterte muss weiter behandelt werden.
Durch dieses Ereignis wandeln sich die Brüderrollen: der "coole" ältere Bruder zeigt Angst und der ängstliche jüngere Bruder wird immer mutiger. Sowohl die älteren, wie die jüngeren Familienkonflikte werden gelöst, indem endlich miteinander geredet und einander zugehört und der andere verstanden wird. Das "Inseldasein" in dieser Familie wird endlich aufgelöst.
In dem teilweise spannenden - doch gerade zu Beginn langatmigen Roman wird in 21 Kapiteln eindrucksvoll dieser Entwicklungsprozess der Protagonisten dargestellt. Gut, dass sich dabei die Entwicklung auch auf die ältere Generation bezieht. Unterbrochen wird der konsequent in Erzählerspersektive aus der Sichweite des jüngeren Bruders geschilderte Jugendroman durch #Fragen, die Genie an Google hat und auf die er Antworten finden will. Diese #Fragen minimieren sich im Laufe des Romans. Empfehlenswert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von hel; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 08.02.2022

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