Bloody Mary – Die Geschichte der Mary Tudor

Autor*in
Gehrmann, Kristina
ISBN
978-3-551-79349-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Gehrmann, Kristina
Seitenanzahl
332
Verlag
Carlsen
Gattung
Comic
Ort
Hamburg
Jahr
2021
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
28,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Biografie von Mary Tudor aus einem anderen Blickwinkel erzählt.

Beurteilungstext

Prinzessin Mary ist die Tochter von Heinrich VIII. und Katharina von Aragon. Die Beziehung ihrer Eltern ist anfangs glücklich: Das Königspaar erfreut sich beim englischen Volk großer Beliebtheit und Mary wird zur Thronfolgerin erzogen. Doch eines fehlt: Katharina bekommt keine männlichen Nachkommen. Der impulsiv-cholerische Heinrich lässt das seine Frau spüren. Außerdem hat er inzwischen nur Augen für die Hofdame Anne Boleyn. Mit der Gründung der anglikanischen Kirche, deren Oberhaupt er ist, lässt sich der König von seiner Frau scheiden. Nun ist er frei für seine neue Favoritin. Da die Ehe mit Katharina nun keine Gültigkeit mehr besitzt, ist Mary ein Bastard. Für das junge Mädchen beginnt von da an ein stetiges Auf und Ab um die Gunst ihres Vaters. Sie muss mit ansehen, wie ihre Mutter gedemütigt und Anne hofiert wird. Das ganze Land leidet außerdem unter den religiösen Reformen. Heinrich VIII. verbietet katholische Riten. Er lässt Gotteshäuser plündern; seine Zerstörungswut überzieht ganz England. Wer sich ihm in den Weg stellt, wird gnadenlos eliminiert. Mary erlebt die Konflikte, die Hinrichtungen der Ehefrauen sowie die Launen und die Tyrannei ihres Vaters. Nach dessen Ableben wird sie Königin. Die zur fanatischen Katholikin gewordene Frau kämpft für die Rückkehr zum „wahren Glauben“. Dabei bedient sie sich genau der politischen Instrumente wie ihr Vater zuvor. So kommt unsere Hauptfigur zu ihrem berüchtigten Namen: „Bloody Mary“.

Das Leben der Mary Tudor wird hier in einer „Graphic Novel“ erzählt – frei übersetzt: ein Comicroman. Kristina Gehrmann lässt Mary Tudor aus der Ich-Perspektive berichten. Ihre Zeichnungen zu der Biografie sind einfach, aber präzise. Die Autorin vermittelt eindrucksvoll mittels breiter Farbpalette die Atmosphäre, die Emotionen und die verschiedenen Facetten der Handlungen. Die Leser*innen können den Verlauf der Story gut nachvollziehen. Szenen von Gewalt oder Verwundungen werden nur angedeutet. Kurz gesagt: Es wird kein großes Blutvergießen dargestellt. Die Gestaltungsweise ist kindgerecht und dennoch authentisch. Das wechselnde Farbenspiel lädt zum Weiterlesen ein. Der Schreibstil ist verständlich.

Kristina Gehrmann gewährt hier einen Blick auf eine grausame Regentin der Geschichtsschreibung. Wir dürfen die Heldin durch ihr Leben, ihre Gedanken und ihre Gefühle begleiten. Der schmale Grat zwischen der Liebe zu ihrer Familie und ihrem Bestreben, die auferlegten Pflichten zu erfüllen, ihre Zerrissenheit, ist besonders gut durch die Zeichnungen nachvollziehbar. Mary ist ein Charakter, welcher immer wieder aus der Bahn geworfen wird. Man versteht sie und das macht sie sympathisch, von ihren fanatisch motivierten Taten einmal abgesehen. Sie ist somit sehr menschlich dargestellt. Das wirft natürlich auch viele Fragen auf wie: Warum werden Menschen grausam? Zu wie viel Grausamkeit sind wir fähig? Wie viel Engstirnigkeit und Weitsicht haben wir in uns?

Jedes Kapitel im Comic, es sind insgesamt vier, beginnt mit einem englischsprachigen Vers. Diese Verse verleihen dem Geschehen eine persönliche Note – als seien sie von Mary selbst verfasst. Am Ende des Buches erwartet uns ein „Was wurde eigentlich aus…?“. Außerdem gewährt die Autorin einen Einblick in die Produktion ihres Werkes.

Ich empfehle diese Graphic Novel allen Leser*innen ab zwölf Jahren. Vielleicht eignet sich das Werk ja auch als eine veranschaulichende Variante zur Ergänzung des Geschichtsunterrichts.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Heli; Landesstelle: Mecklenburg-Vorpommern.
Veröffentlicht am 12.07.2023

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