Bingo! Rico, Oskar und die Tieferschatten - das Musical

Schlagwörter

• Abenteuer

Teaser

Der tiefbegabte Rico und der hochbegabte Oskar werden Freunde und versuchen den Kindesentführer Mister 2000 zu stellen, der in Berlin sein Unwesen treibt. Das Musical bietet einen neuen Zugang zu den beiden jungen Helden der Kinderliteratur mit rockigen Songs und einer Lesung des Autors.

Beurteilungstext

Rico Doretti lebt mit seiner Mutter in der Dieffenbachstraße 93 und ist ein tiefbegabtes Kind. Das liegt nicht an seinem Gehirn, wie er erzählt, sondern: ""In meinem Kopf geht es manchmal so durcheinander wie in einer Bingotrommel."" Dann kann er gar nicht mehr klar denken und muss warten bis sich die Bingotrommel wieder beruhigt hat. Was sich aber gerade nicht beruhigt sind die Nachrichten über den Aldi-Kidnapper Mister 2000 , der Kinder wegfängt und 2000 Euro von den Eltern erpresst. Noch mehr Angst hat Rico allerdings nachts vor den Tieferschatten im unbewohnten Hinterhaus….
Doch tagsüber macht Rico auch neue Entdeckung und Bekanntschaften. So zieht zum Beispiel Simon Westbühl in die Dieffe ein und er lernt Oskar, einen hochbegabten, aber ziemlich ängstlichen Jungen kennen. Er hat weniger Angst vor Mister 2000 oder den Tieferschatten als vor Unfällen. Deshalb trägt er auch ständig einen Sturzhelm. Oskar ist auf der Suche nach Mister 2000, doch als er entführt wird, ist es an Rico die Spuren weiter zu verfolgen und seinen Freund zu retten. Dabei muss er sich auch seinen tiefsten Ängsten stellen - und dann macht es Bingo! und er weiß, wo er Oskar finden kann.
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Bearbeitung des mit den Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Kinderromans ""Rico, Oskar und die Tieferschatten"" von Andreas Steinhöfel. Für dieses Hardcover-Buch hat der Autor selbst den Text gekürzt und nur auf die zentralsten Figuren beschränkt. So spielen z.B. die Nachbarn (Momsen, der Kiesling, Massoud und Julia oder Fitzke) keine Rolle. Vielmehr sind Rico und Oscar die zentralen Figuren, um die sich die Handlung aufbaut, die im Wesentlichen aber kaum verändert wurde. Lediglich Fitzkes rettender Steinwurf und kleine Episoden wie die der Fundnudel oder die Erklärungen, die Rico für unbekannte Wörter findet, fehlen. Dafür setzt das Buch auf die musikalische Umsetzung durch die Band Bananafischbones. Der Band gelingt es den etwas schnodderigen Sprachstil von Steinhöfel gekonnt in den Liedtexten umzusetzen. Die 11 Songs sind abwechslungsreich gestaltet und vor allem mit Gitarre und Schlagzeug instrumentiert. Sie sind meist einstimmig mit einem häufig einführenden oder in der Strophe benutzten Sprechgesang, denen der melodische Refrain gegenübersteht. Die Lieder sind durch die beiliegende CD und die Noten im Buch auch hörbar. Allerdings ist es für Kinder nicht so einfach, diese Lieder mit- oder nachzusingen, da sie häufig zu tief gesetzt und gesungen werden.
Zusätzlich wird auch der Text zwischen den Liedern von Andreas Steinhöfel selbst gesprochen, der sich mit der Band sehr harmonisch abwechselt. So ist es gleichzeitig auch möglich, den Text des Buches mitzulesen und hörend zu genießen. Als weitere mediale Ebene kommen die Bilder von Peter Schössow hinzu. Dieser hat auf ganzseitigen Bildern einzelne Szenen ins Bild gesetzt, wobei in den grafischen und am Computer kolorierten Bildern, die meist in Brauntönen gehalten sind, vor allem die Unterschiede der beiden Hauptfiguren sehr deutlich hervortreten (Rico ist groß und schlank, Oskar ist klein und hat dafür aber große Zähne und seinen Sturzhelm).
Insgesamt ist die Umsetzung als Musical durchaus gelungen und die Kürzung des Textes und der dafür eröffnete Zugang zur Geschichte auf unterschiedlichen medialen Ebenen auf jeden Fall reizvoll. Auch Wenigleser oder jüngere Kinder können sich so den Text erschließen, auch wenn natürlich gerade die Situationskomik von Steinhöfels Beschreibungen für alle, die das Original kennen, schon vermisst wird. Hinzu kommt aber die peppige musikalische Umsetzung, die manchmal auch durch die Sprechgesänge an Rap erinnert. Ein schönes Buch zum ersten Erobern dieser genialen Geschichte. Mann, Mann, Mann, kann man nur empfehlen, würde Rico sagen.