Rico, Oskar und das Mistverständnis

Autor*in
Steinhöfel, Andreas
ISBN
978-3-551-55783-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schössow, Peter
Seitenanzahl
335
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2020
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Andreas Steinhöfel kann es. Punkt. Der neuste Rico-&-Oskar-Roman steckt wieder voller Sprachwitz, Spannung und auch Gesellschaftskritik.

Beurteilungstext

Rico und Oskar sind eingeführte Figuren der Kinder- und Jugendmedienlandschaft. Neben den nun fünf Kinderromanen liegen vier Kindercomics, Hörbücher, Hörspiele, drei Kinderspielfilme, mehrere Musicals und Theaterfassungen und viele weitere mediale Formen vor. Tieferbegabungen sind eingeführt in die deutsche Kinderliteratur, die Dieffenbachstraße Nr. 93 in Berlin mit ihren Bewohner*innen ist bekannt.
Aber: Die immer noch recht kleine und überschaubare Welt von Rico ist bedroht: Der Spielplatz auf einer Baulücke soll verkauft und bebaut werden. Natürlich stecken dahinter dunkle Machenschaften und schwere Verbrechen. Menschen werden für diese Gentrifizierung manipuliert, es geht um viel Geld. Und Oskar hat sich (scheinbar) beleidigt zurückgezogen, weil er auf Ricos Freundschaften eifersüchtig ist. Daher wächst Rico über sich hinaus, denn die Recherchen erfordern zum Teil weite Wege durch Berlin, die für ihn mit seiner Orientierungsschwäche eine echte Herausforderung sind. Und dann gilt es noch, außerhalb Berlins, weit weg zu recherchieren...

Wer mehr über die Handlung wissen möchte, sollte das Buch einfach lesen. Hier soll vielmehr herausgestellt werden, warum dieses Buch gut ist - und tatsächlich auch besser als der vierte Band "Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch". (Vgl. auch meine Rezension zu dem Band: https://www.ajum.de/index.php?s=datenbank&id=151704198).

1. Rico entwickelt sich trotz aller seiner Einschränkungen wunderbar und tut viel dafür, sich seine Welt und - in der Entwicklung durch die fünf Bände - die Welt der anderen zu erobern. Er verschafft sich so Autonomie, die man ihm als Leser*in des ersten Bandes gar nicht zu getraut hätte. Das betrifft nicht nur seinen sehr reflektierten Umgang mit seiner Orientierungsschwäche, sondern auch die sich zart entwickelnden Liebesstränge, die mit der ricoschen Selbstverständlichkeit hingenommen aber kaum eingeordnet werden.

2. Es gibt ein ganz neues Erzählelement: Und das macht Rico ganz bewusst: "...ich möchte außerdem was Neues probieren. Wisst ihr, bei allem, was ihr - vor allem Oskar - hier in Berlin erlebt habt, war ich ja nicht dabei. Da kann ich ja nicht so tun, als wüsste ich alles genau, was geschehen ist und was ihr gedacht habt und dergleichen." Und so erschafft Steinhöfel eine zweite Erzähl(er)ebene, in der Rico diese Passagen in das Jahr 1907 setzt und sie als eigenen Roman deklariert: Rico Dorettis weltberühmter Roman "Oscars kapitale Abenteuer". Wunderbar ist einerseits, wie sich Ricos Vorstellung von der Welt um 1907 darin wiederfindet, aber auch, wie er zusammen mit anderen Kindern reflektiert, was alles abgeändert werden muss und wie wir mitten in die Erzählung eingeflochten den Zeitwechsel (gekennzeichnet durch Schriftwechsel und entsprechende Überschriften) vorgesetzt bekommen. Zunächst irritierend und etwas fremd, später dann mit viel Lesevergnügen.

3. Dass in diesem Kinderroman Gesellschaftskritik geübt wird, wird einem nicht mit erhobenem Zeigefinger vorgeführt und uns als Lesenden bleibt durchaus Freiraum, diese Gesellschaftskritik den eigenen Denkweisen anzunähern. Gentrifizierung, gesellschaftliche Ungleichheit, Kapitalismuskritik, das sehen wir durch die (scheinbar) naive Brille Ricos, aus einer konsequent kindlichen Sicht.

4. Der Band ist eine gute Mischung aus spannender Lektüre und literarischer Zumutung für Kinder ab etwa 9 Jahren. Das Erzählte wird für viele Kinder lesenswert sein, andererseits müssen für das Leseerlebnis Hürden genommen werden. Aber diese Hürden lohnen sich. Klar: Ob es ein Buch ist, das Kinder bewältigen können, denen das Lesen in Klasse 4, 5 oder 6 schwerfällt, kann man bezweifeln. Als Alternative gibt es aber auch hier schon ein Hörbuch aus dem Silberfisch-Verlag und auf Youtube vom Autor gelesene Ausschnitte, die als Lesebrücke in einer intermedialen Lektüre genutzt werden können (https://www.youtube.com/watch?v=_gX0lE6UEFI).

Also: Lesenswert, freizeit- und unterrichtsgeeignet, einfach klasse.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 27.02.2021

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