Baumschläfer

Autor*in
Duda, Christian
ISBN
978-3-407-75685-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
196
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Christian Duda erzählt eindringlich und intensiv die bedrückende Geschichte eines Jungen, der nach einem traumatischen Erlebnis den Boden unter den Füßen verliert.

Beurteilungstext

Marius Welt gerät endgültig aus den Fugen, als sein alkoholkranker Vater die Mutter brutal tötet. Marius versucht die Tat zu verhindern und überlebt nur knapp und schwer verletzt. Er und seine Schwester werden in ein Heim gegeben, doch dort findet Marius keinen Anschluss und keine Zuflucht. Er flieht und lebt von da an auf der Straße. Dort stirbt er schließlich auch im Schlaf – festgebunden auf einen Baum, an dem er sich gesichert hatte, um nicht abzustürzen. Er wird erst Monate später gefunden.
Die grausige Geschichte hat einen wahren Hintergrund, der Fall ereignete sich in den Jahren 2014 bis 2016 in Mönchengladbach und erfuhr dort viel Aufmerksamkeit. Christian Duda erzählt die Geschichte neu, indem er die recherchierten Fakten zusammenträgt und narrativ verbindet. Dabei legt er auch offen, dass er das Erfahrene interpretiert und so verknüpft, dass sich für ihn eine schlüssige Handlung ergibt, dass es sich hier aber keineswegs nur um eine dokumentarische, sondern um eine fiktionale Arbeit handelt.
Doch gerade das macht die Intensität des Stoffs aus, denn Duda wählt einen Erzählstil, bei dem er eine ohnehin dicht fokalisierte Außenperspektive permanent mit Gedankenfetzen verbindet, die sich immer wieder zwischen die erzählten Handlungsmomente schiebt und eine Art direkte Erlebnisdimension eröffnet. Damit nehmen wir lesenden Anteil an den Erlebnissen, aber auch am Erleben des Jungen, an seiner Verzweiflung, Irritation, seinen Konflikten und kurzen Momenten des Glücks. Es ist eine traurige und schmerzliche Geschichte, denn leichte Schuldzuweisungen funktionieren hier nicht. Sie rüttelt auf und stellt die Frage, was hätte anders laufen können – oder laufen könnte, denn der Fall ist leider kein Einzelfall. Eine schwere Denkaufgabe, die Christian Duda hier aufgibt – aber lohnenswert von der ersten bis zur letzten Seite. Sehr zu empfehlen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Michael Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 18.11.2022

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