Anders

Autor*in
Steinhöfel, Andreas
ISBN
978-3-551-56006-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schössow, Peter
Seitenanzahl
236
Verlag
Carlsen
Gattung
Krimi
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Unfall, wochenlanges Koma, nichts ist mehr wie vorher: Felix wird zu Anders - aber warum? Liegt das wirklich am Unfall und seinen Folgen oder gab es vorher ein Ereignis, das für Felix/Anders viel schlimmer als der Unfall war?

Beurteilungstext

Andreas Steinhöfel nutzt ein typisches Erzählmuster: Ein besonderes Ereignis verändert das Leben der Handlungsträger rigoros. Das Ereignis, das am Anfang des Buches steht, ist hier ein Unfall; Felix kommt an seinem 11. Geburtstag nach Hause, der Vater werkelt am Dach und lässt etwas fallen, Felix wird davon getroffen, läuft benommen um das Haus, genau vor das gerade einfahrende Auto der Mutter und wird noch heftig angefahren. Die Genesung dauert lange, 263 Tage liegt er im Koma.
Ein unwahrscheinlicher, ein tragischer Unfall. Dass es hier um die Ausnahme, nicht die Regel geht, wird an dem Unfall deutlich, es ist eben anders. Dieses Motiv zieht sich vielschichtig durch die Erzählung, das wird sich noch zeigen.
Im weiteren Verlauf gibt es ein Vorher und ein Nachher: Vor dem Koma und nach dem Koma. Nach dem Koma geht es Felix anscheinend wieder gut: Er kann alles, was er vorher konnte - nur die Erinnerung kommt nicht zurück und das nagt an ihm, denn irgendetwas war, etwas, das er einerseits verdrängen will, andererseits wissen möchte, das er aufklären möchte. Es bereitet ihm Unbehagen, und daher besteht er darauf, dass er fortan Anders heißt. Steinhöfel nimmt uns mit auf die Suche nach Puzzleteilen der Vergangenheit. Ähnlich wie schon in ""Rico, Oskar und der Tieferschatten"" wird nach und nach ein Puzzleteilchen der Wahrheit nach dem anderen hervorgeholt und von den Protagonisten zusammengefügt, parallel kann der Leser oder die Leserin auch eigene Puzzleversuche machen und weiß dadurch manchmal mehr als die handelnden Personen, kann sich aber mit seinen Versuchen auch irren.
Nicht nur Felix/Anders Leben verändert sich radikal. Da sind auch seine Mitschüler, Ben und Nisse, die offensichtlich Dreck am Stecken haben und sich davor fürchten müssen, dass Anders Erinnerung zurückkommt. Es sind wahrhafte Ekelpakete, aber sie können sich wandeln. Anders braucht sie als Mitsuchende und er verschafft sich bei ihnen Respekt.
Da sind die Eltern, die bis zum Unfall mit Felix eine glückliche Familie bildeten. Nun sind sie bemüht, mit der Situation zurechtzukommen, aber auch deutlich überfordert. Sie versuchen ihn zu behüten und daran zu hindern, sich selbst zu schaden. Dabei merken sie, dass sie vielleicht doch nicht als Paar so gut zusammenpassen; sie leben sich auseinander, ihr Leben wird anders.
Eckhard Stack hatte Anders einst Nachhilfeunterricht gegeben, ein alter Mann. Er hatte einen Hühnerstall, der kurz vor Felix Unfall abbrannte, so ist seine Existenz vernichtet. Anders nähert sich Stack und will mit ihm zusammen den Hühnerstall wieder aufbauen. Der Leserin/dem Leser ist schnell klar: Irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Brand und Anders gibt es, aber welchen?
Geschickt wechselt in der Erzählung die Fokalisierung, so dass mal die Sicht näher an der einen, dann wieder an einer anderen Figur ist. Die Wirkung ist verblüffend: Als Leserin/Leser können wir das Handeln der verschiedenen Personen und deren Motive nachvollziehen, die Vielperspektivität eröffnet Einblicke in die Vielschichtigkeit der Personen.
Die Auflösung am Ende des Buches ist letztlich wenig überraschend: Vor dem Unfall haben Felix, Ben und Nisse ohne ernsthaftes Motiv den Hühnerstall von Stack abgebrannt. In einer dramatischen Zuspitzung wird das am Ende aufgedeckt, so wird auch das Leben von Ben und Nisse nun ganz anders.

Steinhöfel gelingt hier ein vielschichtiges und erzähltechnisch spannendes Buch, das sich jedoch flüssig liest, das nicht ""Lesearbeit"" verlangt, sondern Lesevergnügen bereitet.

Begleitet wird die Erzählung durch unauffällige gelb-schwarze Illustrationen an den Kapitelanfängen. Peter Schössow nimmt darin die Stimmungen des jeweiligen Kapitels vorweg.

Es wird auch dieses Buch von Steinhöfel - zu Recht! - in absehbarer Zeit in manchen 5. oder 6. Klassen als Klassenlektüre dienen, es wird Unterrichtsmodelle geben und vielleicht ja auch eine Verfilmung - so ist zu hoffen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cja.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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