Anders
- Autor*in
- Steinhöfel, Andreas
- ISBN
- 978-3-551-56006-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Schössow, Peter
- Seitenanzahl
- 236
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2014
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 16,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Ein Junge erleidet einen Unfall, fällt ins Koma, wacht nach 263 Tagen wieder auf und ist ein Anderer: Sieht anders, spricht anders, verhält sich anders und nennt sich ANDERS; trägt ein Geheimnis, an das er sich nicht erinnern kann und will und weiß doch, dass da etwas ist, das ihn – und nicht nur ihn – belastet.
Beurteilungstext
Dieser Junge, von dem gesagt wird, er sei vor seinem Unfall ein Langweiler gewesen, entwickelt Fähigkeiten, die man getrost als „übernatürlich“ bezeichnen mag. Er weiß, was er nicht wissen kann, sieht Menschen als Farberscheinung, sieht in sie hinein, durchschaut sie, erkennt Krankheiten, Unglück oder drohendes Unheil, spricht darüber, wohl um zu helfen und wird auf diese Weise zum Problem. Denn wer, bitteschön, will sich von einem Zwölfjährigen die Hand auflegen und über eine Lebererkrankung, einen seelischen Schmerz oder ein drohendes Unheil unterrichten lassen? Unter anderen Umständen könnte dieser Junge als Heiliger auftreten, biblische Sätze sagen und biblische Taten vollbringen, doch die Umstände sind nun mal nicht anders; nur ANDERS ist anders, alles Andere normal. Und so erfahren wir, dass dieser Junge leidet; nicht nur an einer Mutter, die ihn rund um die Uhr behüten und kontrollieren will, nicht akzeptieren kann, dass er nicht mehr der Felix ist, den sie vor dem Unfall gekannt hat. Er leidet, weil ihm der Kopf zu bersten droht unter den unaufhörlichen und gleichzeitigen Eindrücken kaskadischer Worte und disharmonischer Musik (S.104), leidet unter der Erinnerung an eine Tat, an die er sich nicht mehr erinnern kann, von der er aber ahnt, dass er sie begangen hat, er und seine Freunde Ben und Nisse. Doch bis er sich erinnern kann, muss er noch den Sturz vom Wipfel einer Buche überleben und aus dem tiefsten Nixenloch der Lahn gerettet werden.
So lesen wir ein spannendes, einfühlsames Buch, vielschichtig und raffiniert in einer Sprache geschrieben, die zuweilen unter metaphorischem Übergewicht in die Knie zu gehen droht, doch das verliert sich. Wir können nicht anders, wir müssen dieses Kind lieben und mit ihm den Wunsch, einmal anders zu sein, ohne uns zu verlieren.