Anders

Autor*in
Steinhöfel, Andreas
ISBN
978-3-551-56006-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schössow, Peter
Seitenanzahl
235
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Neun Monate lag Felix im Koma, neun Monate später ertrinkt er fast und wird von einem Freund gerettet. Dazwischen liegt eine Zeit der Merkwürdigkeiten, Felix sieht die Aura der anderen Menschen, sie signalisiert ihm Krankheiten, Schmerz, Freude und Unehrlichkeiten. Da er das den Menschen mitteilt, irritiert er sie über alle Maßen. Am Ende aber tut er genau das Richtige.

Beurteilungstext

ANDERS heißt eigentlich Felix, der Glückliche. Das ist er durchaus nicht mehr, und er beschließt, sich fortan nur noch Anders nennen zu lassen. Er ist wirklich anders geworden, nicht nur wie er zuvor war, sondern ganz anders als alle anderen es sind. Unglückliche Zufälle stießen ihn ins Koma. Als er endlich aufwacht, ist er gleich ganz da - kann sich aber an nichts erinnern. Dafür ist er, der zuvor nur mühsam mit Hilfe von Nachhilfeunterricht den Anschluss halten konnte, auf einmal ein perfekter Rechner und glänzt darin in der Schule. Dafür kann er Vieles nicht mehr, was ihm vorher leicht fiel. Seine beiden Freunde kommen nicht mehr so recht an ihn heran, er tastet sich in die Welt vor, die ihm sehr fremd erscheint.
Die Erwachsenen spielen eine so wesentliche Rolle, dass es nicht so ganz klar wird, ob dies noch ein Buch für Halbwüchsige ist. Alle Charaktere sind prägnant gezeichnet: der Vater, der sich sehr um den Jungen bemüht und seine Frau immer skeptischer betrachtet. Die Mutter, die Ungewohntes erheblich beunruhigt und die deswegen alles in feste Bahnen gießen möchte, der Sohn, der sich dadurch zu sehr gegängelt fühlt. Ähnlich leben seine Freunde. Der alte Stack, der außerhalb lebt und deshalb abseits gestellt wird, trauert seiner vor langem verstorbenen Frau nach und seinen Hühnern, die unerkärlicherweise in ihrem Stall verbrannt sind. Die Lehrerin, die sich um Felix kümmern will, vom Chef und den Vorschriften darin stark gehindert wird. Die Ärztin, die sich intensiv um den kranken Jungen gekümmert hat und bei der sich Anders anders revanchiert, als sie es glauben kann.
Das Innenleben der Protagonisten ist erfrischend nüchtern, aber sehr differenziert und nachdenklich beschrieben, alle Handlung resultiert aus den Gedanken der - mit Ausnahme zweier Mütter und des Schulleiters - durchweg sympathischen und sehr unterschiedlichen Menschen.
Die märchenhafte neunmonatige Sondersituation des jungen Felix mündet in dem Märchen von der Nixe, die Fischer in den Tod reißt, weil sie ihren Sohn umbrachten. Felix begibt sich buchstäblich in dieses Märchen hinein, was ihn fast das Leben kosten soll. Nur die Freundschaft rettet ihn und wiederum den alten Stack mit Felix zusammen vor einem erneuten Flammentod. Hier wird der Plot fast zu einem Krimi. Aber wir haben es mit Kindern zu tun, 11- und 12-jährigen, die an eine Strafverfolgung nicht denken lassen. Zu verworren sind auch die Motive - der ihnen als dunkel erscheinende Anstifter verschwindet dann auch unspektakulär und glaubhaft.
Ja, es wird zu einem Märchen. Aber ein Märchen, das man in unserem Alltag jederzeit entstehen sehen könnte, wäre man mit der Gabe des Felix versehen, die Welt anders wahrzunehmen als es ""normal"" ist.
Steinhöfels Kunst, Menschen und ihr Inneres zu zeigen, ist bemerkenswert.
Die Vignetten Peter Schössows vor jedem Kapitel zeigen seelenlose, cleane Stadt(rand)landschaften, computergeneriert; lediglich das letzte Bild ist verwischt, löst sich auf und erzeugt genau die Spannung, die der Leser erwarten muss. Gerade vor dem Hintergrund der Bilder zuvor zeigt Schössow, dass in diesem letzten Kapitel das Wesentliche geschehen wird. Die Frau, die Steinhöfel geißelt, die Mutter des Anders/Felix, hätte ihre Freude an diesen Bildern gehabt. Nur nicht an dem letzten. Cjh14.09

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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