Am liebsten aß der Hamster Hugo Spaghetti mit Tomatensugo. Tiergedichte

Autor*in
Hohler, Franz
ISBN
978-3-446-26055-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schärer, Kathrin
Seitenanzahl
63
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Lyrik
Ort
München
Jahr
2018
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Vierzig Tiergedichte, munter gereimt, mal lustiger, mal tiefsinniger - ein Gedichtband, der auch durch die Illustrationen von Kathrin Schärer attraktiv ist.

Beurteilungstext

Tiergedichte? Braucht es die noch? Ist dazu noch nicht alles gedichtet? Ja, das könnte man meinen, denn gerade in der Kinderlyrik gehören Tiergedichte seit dem 19. Jahrhundert zum Standard jedes Kinderdichters, jeder Kinderdichterin. Genannt seien Christian Morgenstern, James Krüss, Mascha Maleko, Christine Nöstlinger und Josef Guggenmos, die herrliche Tiergedichte für Kinder geschrieben haben. Daran wird sich Hohler messen lassen müssen.

"Ein Vogel namens ..." - so beginnen viele der Gedichte. Es folgen wenige Zeilen, mal haben die Gedichte vier, mal sechs, mal acht Zeilen. In der Regel bestehen die Verse aus Jamben und sind im Paarreim als zweizeilige Strophen angeordnet:

Ein Vogel namens Gur
Der hatte eine Uhr

Die viel zu langsam schlug
So hatt' er Zeit genug.

Dieses Muster wird breit entfaltet, variiert, erweitert. Damit bekommt der Gedichtband etwas, was ihn zusammenhält - es ist keine beliebige Sammlung, sondern ein Spiel um ein Grundmuster, das auch für Kinder als literarisches Gestaltungsmittel erfahrbar wird. Vielen der Gedichte ist der reimerische Spaß inhärent, die kleine Pointe nach wenigen Zeilen, die ein Schmunzeln hervorruft:

Ein Vogel namens Zech
Der hatte großes Pech.

Er pickte in ein Kabel
Da brannte ihm der Schnabel.

Bisweilen bleiben solche Reimereien etwas harmlos und blass. Doch zum Glück wird dieses Grundmuster immer wieder durchbrochen oder ihm wird etwas entgegengesetzt, etwa wenn der Dichter sichtet, dass die Tarantel wie ein Berserker wütet und sich das Lyrische ich in Klammern fragt: "(Was sind Berserker genau? Da frag ich morgen meine Frau.)" Nachdenklichkeit kann auch bei anderen Gedichten aufkommen, etwa wenn der Vogel namens Fisch mutig ins Wasser springt, sich dort wohlfühlt und ruft: "... mit meinem Namen/ Ist was Besonderes! Amen." So bleibt die Leerstelle, ob der Vogel das Vergnügen auch überleben wird. Am Ende des Bandes wird den vielen kleinen Gedichten ein längeres Gedicht entgegengesetzt: "Wenn du in die Berge gehst...", in dem an die Imagination appelliert wird, sich die Bergwelt als Meereswelt vorzustellen. Hier zeigt sich eine ganz andere Seite von Hohlers Dichtkunst, die viel ausführlicher in Vorstellungswelten führt, auch wieder herausholt und trotzdem mit uns spielt.

Eine besondere Wirkung bekommt dieser Gedichtband durch die Illustrationen von Kathrin Schärer. Ihre in Mischtechnik gezeichneten Tiercharaktere sind spätestens seit "mutig, mutig" und "Johanna im Zug" einem breiten Publikum bekannt. Dabei erscheinen die Tierfiguren auf den ersten Blick sehr realistisch und natürlich, haben bei genauerer Betrachtung aber in erheblichem Maße menschliche Züge, die sich in Gestik, Mimik und Kontextualisierung zeigen. Schärer nimmt in ihre Illustrationen jeweils die Kerne der Gedichte auf und setzt sie in Szene. Dadurch korrespondieren Text und Bild. Mal stehen sie nebeneinander, die Illustration folgt dem Text. Dann treten sie optisch hinter den Text zurück. Mal ergänzen sie auch Eigenes, etwa bei den schlafenden Siebenschläfern ein Igel-Buch. So geben die Illustrationen einen Mehr-Sinn. Und bisweilen arbeiten Text und Bild eng miteinander verzahnt:

Achtung! Dieser Berggorilla
Hütet eine alte Villa.

Die ist schon lange unbewohnt.
(Ob sich da das Hüten lohnt?)

Das Gedicht ist bescheiden oben links in die Ecke der Doppelseite gesetzt. Nahezu seitenfüllend schaut uns Betrachtende ein Berggorilla in die Augen, mit etwas unbestimmtem Blick: Wacht er? Ist er ratlos? Oder doch schon ein wenig wütend ob seiner nutzlosen Arbeit? Hier interagieren Text und Bild unmittelbar miteinander, sind voneinander kaum zu trennen, was auch im Gedicht durch die Deixis des bestimmten Artikels angelegt ist.

Dieser Band mit Tiergedichten von Franz Hohler ist insgesamt lesenswert, aber wie es bei Gedichtbänden oft der Fall ist, ist die Mischung der Gedichte so zusammengesetzt, dass wirklich hervorragende Texte zu finden sind, einige der Gedichte aber nicht mit den Tiergedichten der am Anfang genannten Autor*innen mithalten können. Durch die immer wiederkehrenden Grundmuster und die Illustrationen von Schärer wird aus der "Sammlung" ein in sich geschlossenes Gesamtwerk, bei dem es sich auch für Kinder lohnt, nicht nur einzelne Gedichte zu lesen, sondern den Band als Ganzes - zusammen mit Eltern oder auch als Individuallektüre. Oder vielleicht als Grundlage für eine allmorgendliche Gedichtlektüre in der Grundschule?

Christoph Jantzen

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 03.01.2019

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