Als die Vögel vergaßen, Vögel zu sein

Autor*in
Garrido, Diaz
ISBN
978-3-905945-51-5
Übersetzer*in
Thiessen, Lydia
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Alvarez Hernandéz, Davis Daniel
Seitenanzahl
26
Verlag
Aracari
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Baar, CH
Jahr
2015
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wie die Vögel vergaßen, wer sie sind.

Beurteilungstext

Wir sehen einen kahlen Baum mit abgebrochenen oder abbrechenden Ästen, mit abgefallenen oder abfallenden Blättern, sehen eine Art Vogel mit Hose und Schuhen bekleidet auf einem abbrechenden Ast sitzen, sehen den Vogel den gesenkten Kopf von den abbrechenden Ästen und abfallenden Blättern abwenden, empfinden Mitleid und lesen den ersten Text: „Eines Tages wendeten die Vögel ihren Blick von den Zweigen und den Blättern ab und stellten sich ein anderes Leben vor“. Vermutlich ein besseres, denken wir und wir verstehen, weil wir verständig sind und wissen, wie das ist, sich aus dem Elend zu erlösen. „Sie (die Vögel) erklärten ihren Jungen das Wie und Warum von allem, was es auf der Welt gibt.“ Also Fortschritt, denken wir und blättern um. Sehen Vögel, die einsam und allein in großen Käfigen an kahlen Bäumen hängen und lesen: „Sie bauten die schönsten Nester, die man je gesehen hatte.“ So langsam wird uns klar, muss uns klar werden, dass es sich bei dieser Erzählung um ein Gleichnis gleich biblischen Gleichnissen handeln muss. Wir erinnern uns daran, auf dem Cover die Worte „Kleine philosophische Bibliothek“ gelesen zu haben und wir bemühen uns, weiter zu verstehen. Dass nämlich die Abwendung von der Natur und die Entwicklung von Kultur nicht selbstverständlich Nutzen bringt. Wir sehen Faule und Verfettete, die lieber in Flugmaschinen sitzen, anstatt selber zu fliegen, denken an Adipositas und Herzinfarkt, sehen den Falken vor einem Glas eingelegter Mäuse sitzen und denken an Massentierhaltung, sehen eine mit Vögeln vollgestopfte Ballongondel und denken an die Zunahme des Flugverkehrs, sehen die Vögel im Zoo vor einem Tiger, der gezwungen ist, auf einem Ball zu balancieren, lesen davon, dass die Vögel alles kontrollieren und beherrschen wollen, „fremde Länder, das Leben und sogar das Schicksal der Anderen“, brauchen längst nicht mehr nachzudenken, denn das Gleichnishafte drängt sich förmlich auf, sehen die Vögel sich gegenseitig totschießen oder in Depression versinken und hoffen auf das Ende des Buches. Das aber kommt als Happy End, schlicht und ergreifend wie ein Heimatfilm: „Zum Glück gab es aber irgendwo noch jemanden, der sich einfach nur wünschte, seine Flügel auszubreiten und fliegen zu lernen.“ Und da sitzt auf einem Zweig, an dessen Ende frische Blätter sprießen, eine hübsche, liebevolle Vogelmutter und das Vogelkind fliegt in die Arme des liebevollen Vogelpapa und alles ist gut. Die Liebe also ist die Kraft, die jedem Unglück widersteht. Wären da nicht die wunderbaren Zeichnungen, das Buch könnte als Kulturkritik für Anfänger in der kleinen philosophischen Bibliothek gleich neben dem Fernseher verstauben. Die Zeichnungen retten den Text, verbünden sich mit ihm und treiben doch ihr eigenes Spiel, das einer rätselhaft düsteren Komik, die zu entschlüsseln Freude macht.

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Diese Rezension wurde verfasst von bf.
Veröffentlicht am 01.04.2015

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