Almuth und der Hühnersommer

Autor*in
Krügel, Mareike
ISBN
978-3-407-75715-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Garanin, Melanie
Seitenanzahl
190
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Weinheim
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wenn man es sich zur Aufgabe gemacht hat, alles und jeden zu retten, kann das Leben ganz schön kompliziert werden. Das stellt auch Almuth fest, die aufgrund der Krankheit ihres jüngeren Bruders mit der Familie aufs Land ziehen musste. Nicht nur die familiären Herausforderungen, sondern auch der alte Nachbar, die verschiedenen Nachbarhühner und ihre neuen Freunde Said und Joy sorgen für reichlich ungeplante Abwechslung.

Beurteilungstext

Kopfüber an einer Reckstange im Garten hängend hat Almuth kurz nach dem Umzug aus der Stadt aufs Land ihre erste Begegnung mit einem Nachbarhuhn, das vor dem Hahn fliehend durch den Garten saust. Die lustige Szene nimmt den Leser sogleich mit in die Geschichte und stellt Almuth in ihrer Passion als Retterin vor. Infolge dieser Huhnrettungsaktion lernt sie den Nachbarn, dem Huhn, Hahn und weiteres Federvieh gehören, kennen. Sie nennt ihn aufgrund seines Aussehens und Alters Öhi. Da sie häufig allein ist, verbringt sie von da an viel Zeit im Garten des Nachbarn, hilft beim Hühnerfüttern und beim Apfelbreikochen. Der Öhi erzählt ihr von seiner Frau, die verstorben ist und die er vermisst. Almuth kann den Tod nicht leiden. Aufgrund der Lungenkrankheit ihres kleinen Bruders Jonathan, der einige Zeit zuvor beinahe gestorben wäre, schwebt allzeit Angst und Sorge über Almuth und ihrer Familie. Der Umzug aufs Land war eine Folge davon.
Almuth wird als fröhliches Kind und aufgeweckte große Schwester beschrieben, die ihren Bruder immer aufheitern und zum Staunen bringen möchte. Die Autorin Mareike Krügel lässt in die Beschreibungen des Umgangs der Geschwister miteinander immer wieder mit einfließen, wie sehr Almuth ihren Bruder liebt und deshalb ohne Auflehnung oder Gegenwehr die Gegebenheiten akzeptiert: Der Umzug aus der ihr vertrauten Umgebung fand statt, ohne dass sie dazu gefragt worden wäre, die Eltern vernachlässigen sie aufgrund der vielen Arzttermine mit Jonathan. Die Zettel auf dem Küchentisch, die ihr sagen, dass sie mit Jonathan „los mussten“ und sie sich etwas zu essen machen solle, hasst sie ebenso wie jegliche Berührungspunkte mit dem Tod; sei es durch Erzählungen oder die Krankenhausfahrten Jonathans oder die toten Hühner des Nachbarn.
Dass sie ausgerechnet mit dem in sich gekehrten Said, der seinen ganz eigenen Weg gefunden hat mit Hänseleien von Mitschülern und der Übervorsicht seiner Mutter umzugehen, und der kessen Joy, die ihre kleinen Geschwister häufig zu versorgen hat und froh ist, mal aus dem Elternhaus herauszukommen, eine nächtliche Hühnerbewachungsaktion im Garten des Öhis macht, ist eine unterhaltsame Erzählidee der Autorin. Drei so verschiedene Charaktere, die einander ergänzen und sich gegenseitig unterstützen, finden aufgrund der gemeinsamen Erlebnisse neue Wege, um den familiären Gegebenheiten etwas entgegensetzen zu können.
Als der Öhi ins Krankenhaus eingeliefert wird, schmiedet Almuth mit Said, Joy und ihrem Bruder einen Plan, um den alten Mann aus dem Krankenhaus zu befreien. Diese gemeinsame Rettungsaktion gelingt vor allem dadurch, dass Jonathan, der sich im Krankenhaus bestens auskennt, mit von der Partie ist. Auch wenn der Öhi schließlich nicht wie geplant sogleich wieder mit nach Hause kommt, sondern sich behandeln lässt, so hat dieser Ausflug zur Folge, dass Almuths Eltern sich ihren Ängsten stellen, ihren Kindern mehr zutrauen und Johnathan ein kleines Stück mehr Freiheit im Hühnergarten des Nachbarn zugestehen.

Aufgrund vieler lustiger Szenen, interessanter Figuren und wegen des Blickes auf das oft unbeachtete Schicksal von Kindern, deren Geschwister eine Krankheit oder ein Handicap haben, ist das Buch von Mareike Krügel äußerst lesenswert. Empathie, Kreativität und Offenheit sind Charakterzüge, die allen Hauptfiguren auf ihre jeweils spezielle Art zu eigen sind. Mit Schülerinnen und Schülern diese im jeweiligen Kontext zu entdecken und Handlungen zu beschreiben und zu hinterfragen, ist gewinnbringend und bietet viele Möglichkeiten, kompetenzorientiert und kreativ im Unterricht zu arbeiten.
Mit diesem Buch gelingt es Mareike Krügel sehr gut und unaufdringlich, Sensibilität dafür zu wecken, dass viele Kinder ihre eigenen Ängste, Sorgen und Nöte haben, auch wenn man diese in der Schule oder beim Spielen vordergründig nicht bemerkt. Es ist ein Buch der Ermutigung und des Respekts vor der Stärke der Kinder, die ihren Alltag meistern – in einer ansprechenden Geschichte erzählt, die fröhlich, unterhaltsam und mitreißend ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Ivonne Schweitzer; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 21.12.2023

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