Alles wird gut, immer
- Autor*in
- Vereecken, Kathleen
- ISBN
- 978-3-8369-6061-8
- Übersetzer*in
- Blatnik, Meike
- Ori. Sprache
- Holländisch/Niederlä
- Illustrator*in
- Völk, Julie
- Seitenanzahl
- 144
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,00 €
- Bewertung
Teaser
Ein behutsam und gleichzeitig nicht verharmlosend verfasster Roman über den Zweiten Weltkrieg, geschrieben aus der Sicht einer Jugendlichen, die mit ihrer Familie in Belgien lebt.
Beurteilungstext
Das Buch beginnt und endet damit, dass Alice die Welt in ihren Händen hält, die Welt in Form einer kugeligen Blechdose, gefüllt mit Bonbons. In der Anfangsszene haben sie und ihre Geschwister Clara, Jules, Rosa und Oscar von ihren Eltern diese Dose geschenkt bekommen und Alice kann gar nicht aufhören, sie in ihren Händen zu drehen und mit den Fingern über ihr Heimatland Belgien und die anderen, so winzig klein wirkenden Länder zu fahren. In der Endszene gräbt sie den Globus vorm Apfelbaum vor dem Haus aus, nachdem sie Jahre zuvor Briefe und Fotos in ihm versteckt und ihn vergraben hat. Zwischen diesen beiden Situationen liegt der Zweite Weltkrieg, der in „Alles wird gut, immer“ aus Alices Perspektive geschildert wird. Der Krieg kommt langsam in das Buch und die Leser*innen werden so behutsam, wie es geht, an dieses schwere Thema herangeführt. Zu Beginn der Geschichte ist noch unsicher, ob es überhaupt einen Krieg geben wird: Tante Anna, von den Kindern Tantanna genannt, kommt aus der Hauptstadt Brüssel zu Besuch und beruhigt Alice und ihre Familie, dass es keinen Krieg geben werde. Doch kurze Zeit später kommen die ersten geflüchteten Familien, nach und nach werden es immer mehr und irgendwann sind Alice und ihre Familie auch in ihrer Stadt nicht mehr sicher und fliehen selbst. Kathleen Vereecken gelingt es, Alices Erlebnisse des Krieges nicht beschönigend und dennoch kindgerecht darzustellen. Die Schreibweise aus Sicht der circa zwölfjährigen Ich-Erzählerin ermöglicht jungen Leser*innen, sich mit ihr zu identifizieren, womit das Buch gut geeignet erscheint, um sich beispielsweise im Unterricht mit dem Thema des Zweiten Weltkrieges auseinanderzusetzen. Den Titel des Buches bildet ein Satz, den Alices Mutter immer und immer wieder sagt, der sich durch das ganze Buch zieht und von Alice nach dem Tod ihrer Mutter wieder aufgegriffen wird: „Am Ende wird immer alles gut. Wie gern würde ich nach wie vor daran glauben. Das ist die liebenswerteste Lüge, die ich kenne. Die Lüge meiner Mutter.“ Trotz aller Schwere des Krieges ist das Buch immer wieder voller Hoffnung und Alice kann zumindest für einige Momente zwischendurch der Realität entfliehen, gemeinsam mit ihren Geschwistern oder ihrer besten Freundin Johanna spielen und dabei die Welt um sich herum vergessen. Und am Ende sagt sie: „Ich bin nicht unglücklich. Und manchmal bin ich glücklich, ohne Einschränkung glücklich. Vielleicht heißt das doch, dass alles gut geworden ist. Jedenfalls so gut wie. Das ist viel.“ Illustriert ist das Buch mit einigen Schwarzweißzeichnungen von Julie Völk, die einzelne der im Text beschriebenen Situationen bildlich umsetzen. Auch alle Anfangsbuchstaben der insgesamt 23 Kapitel sind mit einer kleinen Illustration versehen. Die Syntax ist recht einfach gehalten, der Satzbau hauptsächlich parataktisch und die Wortwahl entspricht dem Alter der Ich-Erzählerin. Insgesamt ist Kathleen Vereecken mit diesem Roman eine sehr behutsame und dennoch nicht verharmlosende Umsetzung des Themas Zweiter Weltkrieg für junge Leser*innen gelungen, die absolut zu empfehlen ist!
Johanna Altmann