1984
- Autor*in
- Orwell, GeorgeTiteux de la Croix, Sybille
- ISBN
- 978-3-96219-102-3
- Übersetzer*in
- Sachse, Harald
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Ameziane, Amazing
- Seitenanzahl
- 232
- Verlag
- Splitter
- Gattung
- Buch (gebunden)Comic
- Ort
- Bielefeld
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 29,80 €
- Bewertung
Teaser
Der Macht des Großen Bruders, der Partei, kann sich niemand entziehen. Gestaltet als Graphic Novel bietet die berühmte Erzählung „1984“ von George Orwell ein intensives und schockierendes Lese-Erlebnis.
Beurteilungstext
Erzählt wird die Geschichte von Winston, der unter der Diktatur der alle Lebensbereiche beherrschenden Partei leidet. Deren zynische und brutale Machtausübung hat aus den Erwachsenen und Kindern gefühllose Lebewesen gemacht, die Freude am Leid anderer Menschen haben.
Die Handlung wird anhand von eindringlichen Bildern, Dialogen und kurzen, erklärenden Texten weitgehend werkgetreu entfaltet und ist wie der Roman in drei Teile gegliedert. Auf dem Cover prangt ein großes Portrait von Stalin, dessen diktatorisches System zur Zeit der Entstehung des Romans weltpolitisch eine wichtige Rolle spielte. Nichtsdestotrotz birgt diese Fokussierung die Gefahr einer Einengung.
Die Graphiken sind überwiegend in düsteren Farben gehalten und unterstreichen die herrschende Gewalt sowie den allumfassenden Zerfall. Kaputte Gebäude, Bombeneinschläge und öde Straßenzüge zeigen eine lebensfeindliche Umgebung. Die Gesichter der Figuren sind überwiegend von Wut, Frustration, Angst und Entsetzen gezeichnet.
Die Mitte des Buches bildet die Liebesgeschichte zwischen Winston und Julia. Die graphische Darstellung der zugehörigen Szenen hebt sich kontrastierend von der übrigen Gestaltung ab. Die Bewegungen der Protagonisten sind auf einmal fließend; ihre Gestik und Mimik wirkt freundlich und gefühlvoll. Hier deutet sich an, dass die Liebe Macht hat, Fesseln und Ketten zu sprengen. So kann man als Leser*in eine Atempause von der dominierenden Grausamkeit einlegen. Umso erschütternder ist die letzte Begegnung von Winston und Julia in Szene gesetzt. Durch die Folter sind auch sie zu gefühllosen Wesen mutiert, die sich nichts mehr zu sagen haben. Ihre Mimik wirkt erstarrt, ihre Bewegungen statisch.
Einerseits kann die Graphic Novel jugendlichen Leser*innen, die sich an dicke Bücher nicht herantrauen, einen Zugang zu diesem wichtigen Roman eröffnen. Andererseits ist kürzlich von Frank Heibert eine neue Übersetzung erschienen, die auch für Jugendliche gut lesbar ist.
Durch die Gestaltung der Graphic Novel erhalten Jugendliche wenig Möglichkeiten, beim Lesen eigene Vorstellungen von den Figuren zu entwickeln. Die Übermacht destruktiver Bilder könnte eher abstumpfend wirken oder Abwehr erzeugen, anstatt Mitgefühl aufzubauen. Die graphische Umsetzung lässt den Leser*innen wenig Raum für eigene Interpretationsansätze. Auch wenn die negative Wirkmacht schrecklicher Bilder umstritten ist, hätten mehr Leerstellen, Andeutungen sowie mitunter auch weniger detaillierte Gestaltungen von Folter und Gewalt diesem Buch gutgetan.