100 Prozent Jugendsprache 2017 : Das Buch zum Jugendwort des Jahres

Autor*in
Langenscheidt, Redaktion
ISBN
978-3-468-29878-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
Langenscheidt
Gattung
Taschenbuch
Ort
Berlin / München
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
4,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, Ihre eigene Sprache nicht mehr zu verstehen? Wenn nicht, wird es sich bei der Lektüre dieses Wörterbuches rasch einstellen. Die Jugendsprache ruft den Eindruck einer alchemistischen Apparatur hervor, in der die Wörter transformiert oder völlig neu erschaffen werden.

Beurteilungstext

Jugendsprache ist ein Konstrukt. Das wird auch an dieser Publikation deutlich. Sie stellt eine Auswahl von Internetbeiträgen dar, z. B. von der Webseite "www.jugendwort.de", die von einer unbekannten Redaktion zusammengestellt worden. Die Auswahlprinzipien werden nicht näher beschrieben, so dass darüber nur Vermutungen angestellt werden können. Welche Wörter werden beispielsweise auf der Webseite veröffentlicht? Wahrscheinlich sind es eher internettypische, beim Schreiben verwendete Ausdrücke. Die Publikation verspricht zudem den jugendlichen Lesern eine fachkundige Erweiterung des Wortschatzes. Durch die Lektüre sollen sie einen sprachlichen Vorteil (ein "Update") gegenüber ihren Altersgenossen erwerben können, mit dem sie sich ihnen gegenüber hervorheben können. Es sind dann vor allem ungewöhnliche Wörter. Die Publikation ist mit dem "Jugendwort des Jahres" verbunden und dort zählen Kreativität, Originalität, Verbreitung und Aktualität. Jugendsprache wird schon seit Jahrzehnten als Abweichung von der Standardsprache betrachtet und hier wird wahrscheinlich die Spitze des Eisbergs (oder sollte es besser die Spitze des Dorns im Auge heißen?) präsentiert. Doch wer legt die Kriterien fest und sind die Einschätzungen berechtigt? Das wäre eine Frage, die beim Lesen und beim Gespräch über die Wörter im Blick zu behalten ist. Eine andere Frage orientiert sich an den Forschungen zum Wortschatzerwerb. Ist die Publikation geeignet, um Wörter zu lernen?
Momentan herrscht die Vorstellung vor, das Wörter eigentlich weniger wie Schätze in einer Truhe kontinuierlich angesammelt werden, sondern bewegliche Netze bilden, die mal größer und mal kleiner sind. Die althergebrachte Form der alphabetischen Wortliste entspricht dieser modernen Vorstellung nicht. Ein Netz bildet sich z. B., wenn ein Wort mit vielen Sinnen erfasst wird. Bei einer Buchpublikation wird vor allem der Sehsinn angesprochen. Es zeichnet das Wörterbuch aus, dass die Einträge farblich gestaltet sind und bei einem neuen Anfangsbuchstaben Bilder die Bedeutung einzelner Wörter visualisieren. Denkbar wäre darüber hinaus eine Verknüpfung mit Audiodateien auf einer Webseite. In der Jugendsprache kommt es auch auf paraverbale Mittel an, d. h. der Tonfall, die Lautstärke und die Sprechgeschwindigkeit sind entscheidend. Neben der multisensorischen Wahrnehmung neuer Wörter ist für den Wortschatzerwerb die Aktivierung unterschiedlicher sprachlicher Bereiche förderlich. Wörter werden am besten gelernt, wenn sie in einem kommunikativen Kontext präsentiert werden und sie unter grammatischen oder phonetischen Gesichtspunkten in den Blick geraten. Die Publikation bietet immer eine Übersetzung ins britische oder amerikanische Englisch an, aber selten einen Satz oder einen kommunikativen Zusammenhang. Grammatische Fragen werden überhaupt nicht angesprochen und selbst eine Lautschrift, ansonsten bei Fremdsprachenwörterbüchern ein Muss, fehlt. Positiv kann hervorgehoben werden, dass zwischendurch immer mal wieder Wörter in einem Themenfeld dargestellt werden. Auch hier überwiegt allerdings eine alphabetische Ordnung. Denkbar wäre eine Anordnung, die sich an der Staffelung von Bedeutungsnuancen oder einer Subgliederung des Themenfeldes orientiert.
Sicherlich sind das zu strenge Beurteilungskriterien. Das Wörterbuch will vor allem unterhalten, aber vielleicht ist es gerade deswegen auch für Lernprozesse interessant, um Gedanken und Gespräche über Sprache anzuregen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ThoBi; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 02.04.2017

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