Zu Hause bei den wilden Tieren

Autor*in
Lieber, Susanne
ISBN
978-3-95728-758-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Braun, Dieter
Seitenanzahl
96
Verlag
Knesebeck
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialFachliteraturVorlesen
Preis
25,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Dieses Buch nimmt dich mit in die Wildnis, dorthin wo sie plötzlich genauso gemütlich erscheint wie dein Wohnzimmer! Besuch Nacktmull, Braunbär, Kugelfisch und noch einige andere Tiere in ihrer selbst gebauten Wohnung. Kannst du dir zum Beispiel denken, warum der Hüttengärtner, ein Vogel, so gern blaue Dinge sammelt, oder welches Tier sich jeden Abend ein neues Schlafnest mit weichen Kissen baut?

Beurteilungstext

Einundzwanzig wilde Tiere, genauer gesagt sie und ihren Lebensraum im engeren Sinne, porträtiert Susanne Lieber mittels eines jeweils recht anspruchsvollen Textes. Zuerst ist da aber immer das Bild – dann noch ein Bild, dann der Text. Auf einer ersten Doppelseite sehen wir das fast seitenfüllende Tier, z.B. eine riesige Spinne, die gerade etwas in einen Kokon wickelt, oder das große runde Gesicht eines Nacktmulls. Außer der Überschrift („Ein verblüffendes Material“, „Palast einer Königin“) finden sich hier ein, zwei einleitende Sätze, die witzig geschrieben sind und neugierig machen. Auf der folgenden Doppelseite wird dann jeweils ganzseitig das Tier und seine Wohnung (Höhle/Netz/Nest/unterirdischer Bau...) beschrieben und damit natürlich auch Verhaltensweisen des Bewohners. Die Texte bereiten trotz der Länge beim Vorlesen viel Freude, lesefreudige Kinder ab acht Jahren schaffen es vielleicht schon allein. Dabei helfen kann auf jeden Fall das Glossar am Ende des Buches. Wissens- und Wortschatzerweiterung erfolgt im ganzen Buch auf sehr unterhaltsame Art, auch weil es Susanne Lieber, studierte Innenarchitektin, wie nebenbei gelingt, das Gemeinsame an tierischen und menschlichen Wohnungen aufzuzeigen. Besonders schön, dass im zweiseitigen Glossar neben naturwissenschaftlichen Fachbegriffen (Biodiversität, Chitinpanzer, Symbiose) viele Begriffe aus der Menschenwelt auftauchen, die weiter vorn zur Veranschaulichung einer tierischen Behausung genutzt wurden (Latrine, WG, Refugium, Tiny House). Einen naturwissenschaftlichen Unterricht zum Rahmenplanthema "Wohnen" könnte dieses Buch bestimmt gut ergänzen und auflockern.
Schon das Cover dieses Sachbilderbuches hebt sich deutlich von anderen Exemplaren des Genres ab. Zwei stark stilisierte Biber mit kreisrunden Köpfen – hinter ihnen ein Himmel in Rosa, vor ihnen der Fluss als breites Rechteck in Mint. Erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennt man, dass das dunkelbraune Rechteck mit rosafarbenen Spitzen ein abgenagter Baumstamm sein soll. Das ist etwas ganz Besonderes – und bleibt nachhaltig in Erinnerung.
Wer die Illustrationen von Dieter Braun zum ersten Mal sieht, nimmt sofort die sehr starke Vereinfachung wahr. Geometrische Formen dominieren überall. Kreise, Dreiecke, Rechtecke und freie Formen wurden vom Künstler am Computer ineinandergeschoben und danach mit mehreren Farbschichten coloriert.
Dieser Illustrationsstil kommt nicht bei jedem an, kritisiert werden könnte vielleicht das Fehlen von Details oder die fehlende Naturtreue. Wenn man dies von jedem Sachbilderbuch erwartet, wird die Enttäuschung hier groß sein (siehe dazu in der AJuM-Datenbank die Null-Sterne-Kritik zu seinem ähnlich illustrierten Buch „Die Welt der Berge“). Wer sich hingegen gern auf neue, künstlerisch anspruchsvolle Bildimpulse einlassen will und auf fotorealistische Darstellungen weniger Wert legt, der könnte sich – wie ich – umgehend in Dieter Brauns Stil verlieben.

Anmerkung

Wer dem Illustrator Dieter Braun beim Entwerfen einer seiner tierischen Vektorgrafiken über die Schulter schauen möchte, dem sei der „Studiobesuch beim Illustrator Dieter Braun“ (zu finden auf YT) empfohlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kerstin Mittag; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 31.01.2024

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