Zeit der Lügen

Schlagwörter

• Familie
• Freundschaft
• Krieg
• Nationalsozialismus

Teaser

Freundschaftsgeschichte zwischen zwei heranwachsenden Mädchen in einem amerikanischen Internierungslager während des Zweiten Weltkriegs

Beurteilungstext

Die japanisch-amerikanische 17-jährige Haruko und die deutsch-amerikanische Margot landen beide mit ihren Familien 1944 in Crystal City einem US-Internierungslager und freunden sich an. Als sogenannte „Enemy Aliens“ wurden damals in den USA lebende Staatsangehörige feindlicher Nationen (wie z.B. Deutsche und Japaner) mehr oder weniger grundlos in verschiedene Internierungslager gebracht. Crystal City war das größte dieser Art in Texas. Die beiden Heranwachsenden besuchen dort gemeinsam die amerikanische Schule und erzählen sich Familiengeheimnisse. In manchen Situationen kommen sie sich näher und sind über ihre neuen Gefühle füreinander verwirrt. Mit einer dramatischen Wende endet der sehr gut recherchierte Roman und lässt die Leserschaft ein bisschen wehmütig zurück.
Ähnlich wie in ihren anderen Büchern schafft es Monica Hesse von Anfang an, eine Atmosphäre zu beschreiben, in die man sich sofort hineinversetzen kann. Hatte man als Leser vorher noch nie etwas von dem Internierungslager Crystal City gehört, so gelingt es ihr perfekt, alles so in eine spannende Geschichte zu verpacken, dass man am Ende das Gefühl hat, sich nun in dem Lager sehr gut auszukennen. Wieder einmal siedelt Monica Hesse ihren Roman in einer wahren Umgebung an – leider sind die Hauptfiguren Fiktion. Abwechselnd wird jeweils ein Kapitel aus der Sicht von Haruko und das nächste Kapitel aus der Perspektive von Margot erzählt. So kennt man beide Seiten, was besonders zum tragischen Ende hin reizvoll ist. Monica Hesse hat sehr gut recherchiert und thematisiert hier ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Für Leistungskurse in Geschichte oder Oberstufenkurse in Deutsch könnte ich mir den Einsatz des Romans gut vorstellen. Die zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen trägt dabei nur zur Spannung und als Leseanreiz bei. Eine Karte des Internierungslagers und das Nachwort „Anmerkungen zur historischen Genauigkeit“ von Monica Hesse geben weitere Erklärungen, warum sie überhaupt auf die Idee kam, diesen umfangreichen Roman zu schreiben. Sehr lesenswert!