Zähnchen, Zähnchen, auf das Dach!

Autor*in
Xun, Liu
ISBN
978-3-946986-05-8
Übersetzer*in
Weidel, Leonie
Ori. Sprache
Chinesisch
Illustrator*in
Xun, Liu
Seitenanzahl
36
Verlag
Edition Bracklo
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Gräfelfing
Jahr
2019
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,80 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Als Niuniu morgens erwacht, spürt sie gleich, dass sie ihren ersten Milchzahn verloren hat. Das muss sie sofort Opa erzählen, denn der weiß, was nun zu tun ist. Auf der Suche nach ihrem Opa durchquert Niuniu ihr altes chinesisches Wohnviertel und begegnet vielen bekannten Menschen, die in den baufälligen alten Gassen ihren Geschäften nachgehen. Doch genau wie die Zähne in ihrem Mund befindet sich auch ihr Wohnviertel im Umbruch von Alt zu Neu.

Beurteilungstext

Niuniu ist aufgeregt und stolz zu gleich - endlich hat sie ihren ersten Milchzahn verloren. Sofort macht sie sich auf die Suche nach ihrem Opa, denn der hatte ihr gesagt, dass der erste Milchzahn so schnell wie möglich auf das Dach des Hauses geworfen werden muss, damit sein ehemaliger Besitzer wächst und später ganz groß wird.
Niuniu verlässt das Haus und durchquert ihr altes, baufälliges Wohnviertel. Zwischen den eng aneinender gekuschelten Häusern und den bröckelnden Mauern trifft sie auf die vertrauten Bewohner ihres Viertels. Sie durchquert die enge Gasse, von deren Mauern die Farbe abgeplatzt ist, sodass Niuniu dort Tiger und andere wilde Tiere erkennen kann. Selbst der Tiger an der Wand staunt nicht schlecht über den ausgefallenen Zahn. Niuniu trifft die Schneiderin, Onkel Wang, den Friseur und viele andere Freunde und Nachbarn. Allen erzählt Niuniu von ihrer großen Neuigkeit und alle freuen sich mit ihr.
Schließlich findet sie ihren Opa, der sie gleich nach Hause begleitet. Beide durchqueren erneut die vertrauten Gassen, lauschen den bekannten Geräuschen, treffen auf Straßenverkäufer, Autos, Fahrradfahrer und viele Kinder, die vergnügt auf der Straße spielen. Auf dem Heimweg fallen Niuniu die seltsamen roten Kreise auf den Mauern auf. Ihr Opa erklärt ihr, dass diese Kreise den geplanten Abriss der alten Mauern und Häuser markieren. Im Hintergrund erkennt das Mädchen dann auch die Kräne und Hochhäuser, die sich über dem alten Viertel auftürmen.
Niunius Zahn fliegt in hohem Bogen auf das Dach des alten Hauses, das sie so treu beschützt, und das Mädchen wünscht sich nichts sehnlicher, als dass das alte Haus gut auf ihren Zahn aufpasst.

Die Geschichte erzählt vom Charme und von der Geborgenheit eines alten chinesischen Wohnviertels. Geräusche, Gerüche, Nachbarn und Freunde gehören ebenso dazu wie Fantasiegebilde auf verfallenen Mauern und abbröckelnder Putz. Das Leben findet auf der Straße statt, Nähe und Gemeinschaft sind deutlich spürbar. Doch diese menschliche Nähe und Gemeinschaft wird durch den herannahenden Fortschritt bedroht. Die Modernisierung verheißt ein neues Leben, aber wird das alte, gewohnte unwiederbringlich zerstören.
Dieser Umbruch ist auf den Bildern deutlich zu erkennen. Die aquarellfarbenen Bilder der Gasse und der Menschen, die mal in grau, mal in hellen, gemütlichen Farben die Geborgenheit eines bekannten und geliebten Zuhauses zeigen, beschönigen nicht den Verfall und die Renovierungsbedürftigkeit, zeigen aber gerade damit den besonderen Charme und die vertraute Atmosphäre. Man erkennt in jedem Bild die Liebe zum Detail. Auf den letzten Bildern türmen sich im Hintergrund dunkel und unheilvoll die gigantischen Hochhäuser und bedrohlichen Baukräne auf, in deren Schatten sich die kleinen Häuschen von Niunius vertrautem Wohnviertel zusammenkauern, als könnten sie so der Zerstörung entgehen.
Das Bilderbuch zeigt damit zwar Niunius freudige Erwartung eines neuen Lebensabschnitts - symbolisiert durch den verlorenen Zahn -, aber gleichzeitig auch ihre Angst vor der Veränderung. So sagt auch ihr Großvater, dass nach dem Umbau ein ganz neues Leben auf sie wartet. Die kleinen Gassen mit ihren vertrauten Menschen und Geheimnissen wird es dann nicht mehr geben und Niuniu fällt es schwer sich auf diese Zukunft zu freuen.
Ein feinfühliges, leises und doch emotional sehr berührendes Bilderbuch vom großen Umbruch und der Sehnsucht nach Vertrautem für kleine und große Leser ab 5 Jahren.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SoLe; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 15.01.2020

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