You in Five Acts

Autor*in
LaMarche, Una
ISBN
978-3-423-74046-3
Übersetzer*in
Singh, Stephanie
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
335
Verlag
dtv
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2019
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Im farbenfrohen Einband steckt die Geschichte von fünf Jugendlichen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden. In fünf Akten wird die Geschichte ihres Lebens an einer New Yorker Schauspielschule erzählt. Jeder der Jugendlichen bekommt eine eigene Stimme in diesem mehrperspektivischen Portrait von Freundschaft, Liebe und dem Leben. Wichtig: Triggerwarnung für eine emotionale Auseinandersetzung mit Drogenmissbrauch und Polizeigewalt.

Beurteilungstext

Der farbenfrohe Einband In Kombination mit dem Klappentext verspricht eine recht typische Teenie-Geschichte, wie man sie schon häufiger gelesen/gehört/gesehen hat. Die Prämisse von fünf Freunden an einer New Yorker Schauspielschule, die professionell tanzen möchten und mit ihren eigenen Problemen und dem Druck zu kämpfen haben, erweckt den Eindruck einer TV-Serie à la Dance Academy. Wie der Eindruck doch täuschen kann.

Beim ersten Durchblättern fällt auf, dass der Name des Buches tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes Programm ist. Das Buch ist aufgeteilt in fünf Akte und gestaltet wie eine Ballett- oder Opernaufführung. Zu Beginn ist einer Terminübersicht über das Schulhalbjahr zu finden, in dessen Verlauf wir die Protagonisten begleiten. Persönliche Notizen zu den Terminen machen neugierig. Jeder der fünf Akte wird aus der Perspektive eines der fünf Freunde erzählt. Auffällig ist die Konzentration auf zwei der Charaktere, die den Prolog (Ouvertüre genannt), einen Zwischenakt und den Epilog oder das Finale erzählen. Im Laufe des Buches kommen wir jedem der Charaktere näher und können für eine Weile durch seine Augen sehen. Jede der Figuren scheint dabei seine eigene Stimme zu haben.

Wir sehen aus den Augen Joys, Diegos, Livs, Daves und Ethans. Joy möchte die eine schwarze Balletttänzerin von eintausendsechsundachtzig Solotänzerinnen in amerikanischen Ensembles werden und trainiert dafür bis zum Äußersten. Diego denkt nicht an die Zeit nach dem Schulabschluss, die ihm wie ein schwarzes Loch vorkommt, und möchte nur Zeit mit Joy verbringen und mit ihr tanzen. Liv möchte das emotionale Loch in sich stopfen, das von ihren abwesenden Eltern und ihrem Exfreund gerissen wurde. Dafür ist ihr irgendwann alles recht, sei es Dave oder eine Tablette. Dave ist der Neue, der nicht mehr weiß, wer er sein möchte, dafür aber umso besser weiß, dass er Liv mag. Und Ethan, der Liv seit Jahren anbetet, Theaterstücke für sie schreibt und einsam ist. Sie alle haben es an die Janus-Academy geschafft und kämpfen in ihrem letzten Schulhalbjahr um ihren Abschluss und mit ihren eigenen inneren Dämonen.

Während wir mehr und mehr über die Figuren erfahren und ihnen näher kommen, läuft zu Beginn jedes Kapitels ein Countdown runter bis zum Tag X. An diesem Tag ändert sich alles für die Protagonisten. Diese erzählen ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive und in der Gegenwart, was es dem Leser ermöglicht, mitzufiebern. Jeder der Figuren spricht eine bestimmte Person direkt an. Hier kommt der Name des Buches ins Spiel. Die mit Du angesprochene Person wird nicht namentlich erwähnt, kann aber recht zügig aus dem Zusammenhang erschlossen werden. Es gibt für jede Person ein bestimmtes Du. Dieses beruht nicht immer auf Gegenseitigkeit, zeigt aber sehr eindrucksvoll die Fokussierung der Figuren auf bestimmte Charaktere.
Das Buch erinnert uns daran, dass das Leben Geschichten schreibt, die wir nicht erwarten würden. dabei scheint die Darstellung der Jugendlichen recht realistisch und glaubhaft. Der Schreibstil ist nicht gekünstelt, lässt jedoch an einigen wenigen Stellen die Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch erkennen. Sowohl die unerwiderte Liebe, die Seiten im Menschen zum Vorschein bringt, die dieser nicht erwartet hätte, als auch die Auswirkungen von Drogenmissbrauch auf das Umfeld werden thematisiert. dabei kommt die Frage nach Schuld und Verantwortung auf, wird aber nicht eindeutig und nur aus der Sicht der jeweiligen Figur beantwortet. Auch dies ist realitätsnah und bietet Raum für Gedanken. Allerdings muss an dieser Stelle wieder eine Triggerwarnung ausgesprochen werden, da es sich um eine sehr emotionale Auseinandersetzung mit der Thematik handelt.

„You in Five Acts“ bietet genau das, was der Name verspricht. Man nehme fünf Menschen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, die mit ihren eigenen großen und kleinen Problemen zu kämpfen haben und verbinde sie als Gruppe. Man füge Leistungsdruck, dysfunktionale Freundschaften, Hoffnungen und Drogen hinzu und wir haben eine ziemlich akkurate Beschreibung des Buchinhalts. Durch das mehrperspektivische Erzählen bekommen wir einen guten Überblick über die Geschehnisse, sehen aber auch nicht alles. Wir können erkennen, dass keiner der Figuren so perfekt ist, wie er auf den ersten Blick erscheinen mag. Das Buch gibt viel Stoff zum Nachdenken, „schließlich ist jeder von uns für jemand anderen ein “ (S. 295).

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 167; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 27.12.2019

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