Yayoi Kusuma: Eine Welt voller Punkte

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Punkte, Punkte und nochmal Punkte in allen Variationen bestimmen das faszinierende Werk der weltberühmten japanischen Künstlerin Yayoi Kusuma. In diesem Bilderbuch vermitteln hervorragende Illustrationen ihr künstlerisches Schaffen. Die Kuratorin des Museum of Modern Art in New York beschreibt ihren Lebensweg.

Beurteilungstext

Yayoi Kusama wurde 1926 in Matsumoto auf der Insel Honshu in Japan geboren und verbrachte eine nicht unbeschwerte Kindheit. 1948 begann sie ihr Studium an der Kunsthochschule in Kyoto. Im Alter von 28 Jahren verließ sie Japan, um sich von den einengenden, strengen Traditionen zu befreien, die sowohl ihre Erziehung im Elternhaus als auch die Ausbildung an der Kunsthochschule bestimmten. Völlig auf sich allein gestellt, wagte sie einen Neuanfang in New York. „Hier in New York schien alles möglich.“
Charakteristisch für Yayoi Kusumas Werke sind unzählige farbige Punkte, sogenannte Polka Dots, die ihre Gemälde großflächig ausfüllen. „Ihre Bilder sahen so anders aus als die, die sie im Museum [Museum of Modern Art] gesehen hatte“. Aber sie blieb ihrem Stil treu und wagte schließlich eine Ausstellung ihrer Werke in einer New Yorker Gallerie, die ihr zum internationalen Durchbruch verhalf. Schnell wurde sie berühmt und ihre Punkte ließen sich vermarkten. Sie fanden sich auf Kleidung, Taschen, Sonnenbrillen und Geschirr sowie Kreationen von Skulpturen und Möbeln. Punkte wurden Gegenstand von Events und Installationen. Leuchtende Punkte reflektierten in verspiegelten Räumen oder „Sie erschienen als Tausende von silbernen Spiegelkugeln, verstreut über eine große grüne Wiese in Venedig …“ „Ihre Punkte bedeckten die Welt“.
Die Punkte symbolisieren die Vorstellung von grenzüberschreitender Auflösung des Gegenständlichen und die Illusion von Unendlichkeit. Diese Imagination beeinflusste Yayoi Kusama bereits in ihrer Kindheit. Symptome ihrer schon früh beginnenden psychischen Erkrankung haben sie wohl eher zu der Entwicklung ihres ganz eigenen Stils inspiriert, als kindliche Fantasie, wie der Text vermuten lässt. In einem an Kinder gerichteten Bilderbuch wäre diese Problematik aber auch nur schwer darstellbar.
Seit 1973 lebt Yayoi Kusama wieder in Japan und eröffnete 2017 in Tokio ihr eigenes Museum. Noch im Alter von fast 100 Jahren ist sie in ihrem Atelier künstlerisch produktiv.
Bereits das Cover voller bunter Punkte in verschiedenen Größen zieht die Blicke auf sich, ebenso wie die Künstlerin selbst mit den markanten knallroten Haaren und ihrem typischen, bepunkteten Kimono. Die großartigen Illustrationen füllen die Doppelseiten in gedeckten und leuchtenden Farben vollkommen aus. Überlagerungen schaffen beeindruckende Perspektiven und erwecken einen dreidimensionalen Eindruck. Die stilisierten Darstellungen mit viel Liebe für humoristische Details wirken real. Auf der letzten Seite sind die von der Illustratorin im Buch reproduzierten Werke von Yayoi Kusama und des Museum of Modern Art aufgeführt.
Der Autorin gelingt es eindrucksvoll, das Leben dieser Ausnahmekünstlerin auf einfache Weise mit Auslassungen, aber dennoch erstaunlich umfassend zu beschreiben. Die hervorragenden, farbenprächtigen Illustrationen bestimmen dieses künstlerisch gestaltete Bilderbuch und erwecken in BetrachterInnen aller Altersstufen den unmittelbaren Wunsch, selbst Originale von Yayoi Kusama zu betrachten.