Wolkenkönigin
- Autor*in
- Fischer, Susanne
- ISBN
- 978-3-499-21801-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 224
- Verlag
- Rowohlt
- Gattung
- Erzählung/RomanTaschenbuch
- Ort
- Reinbek
- Jahr
- 2018
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 12,99 €
- Bewertung
Teaser
Corinna ist nicht verwöhnt vom Leben: Die Mutter ist Hartzerin, der kleine Bruder behindert, regelmäßig zieht die Familie in immer schlechtere Viertel um. Als es Corinna endlich gelingt, Freundschaften zu schließen, bringt eine in Drogengeschäfte verwickelte Unbekannte alles in Gefahr.
Beurteilungstext
Ihren Namen hat Corinna schon immer gehasst, und durch einen Zufall kann sie sich an ihrer neuen Schule in "Marie" umbenennen. Was sie nicht weiß: Eine andere Marie musste gerade die Schule verlassen. Es geht das Gerücht, sie sei an Einbrüchen und Drogengeschäften beteiligt gewesen. Corinna alias Marie scheint deren Platz einzunehmen. Sie sitzt in der Schule neben deren ehemals bester Freundin und verliebt sich ahnungslos in deren Freund. Irgendwann muss die Bombe platzen.
Corinnas kleiner Bruder Jona bringt mit seinen trotzigen Schreianfällen alle Beteiligten um den Verstand. Und weil Corinna ein "Händchen" für ihn hat, überlässt es die Mutter immer mehr ihr, sich um ihn zu kümmern - genau wie um den Haushalt, das Einkaufen und vieles andere auch. Die Mutter raucht und guckt optimistisch, wie Ich-Erzählerin Corinna sich ausdrückt, derweil sie in eine handfeste Depression schlittert. Corinnas Vater lebt in einem anderen, einem besseren Stadtteil. Er hat eine neue Frau und neue Kinder. Corinna und Jona sind in dieser Welt nur zu Besuch. Durch die ständigen Umzüge hat Corinna keine Freundinnen. Sie ist auf sich allein gestellt. Um so bemerkenswerter ist der Wandel, den sie im Laufe der Handlung vollziehen kann. Ist sie zu Beginn noch sehr vorsichtig, zurückgezogen und von negativer Grundeinstellung, gewinnt sie zunehmend an Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit. Der Schlüssel zu dieser Entwicklung sind ihre neuen Freundinnen Pauli und Schnalle. Vor allem Pauli lässt sich von Corinnas zunächst abweisender Art nicht abschrecken. Nach und nach lernt Corinna mehr Gleichaltrige kennen. Sie gewinnt Einblick in deren Wohnsituation und Familienverhältnisse und stellt fest, dass auch das Leben der anderen seine negativen Seiten hat. Vor allem Marc, zu dem Corinna eine enge Freundschaft aufgebaut hat, steht vor riesigen Schwierigkeiten. Er hängt immer noch an seiner Ex-Freundin Marie, obwohl die ihn nur ausnutzt. Der neue Freund seiner Mutter, ein Polizist, weiß um diese Kontakte und um vertuschte Straftaten aus Marcs Vergangenheit und erpresst den Jungen damit. Marc haut ab, und Marie reist ihm hinterher...
Susanne Fischer platziert ihre Erzählung am Rand der Gesellschaft. Viele ihrer Protagonisten sind arm, und wenn sie doch aus wohlhabenden Familien stammen, dann sind diese zerrüttet. Das Glück steht für die meisten auf wackligen Beinen, und um so wichtiger wird es, darum zu kämpfen. Ich-Erzählerin Corinna verwendet vor allem zu Anfang eine etwas schnoddrige Sprache, die sehr gut zu ihrer Figur passt. Sie ist eine bissige Beobachterin, nicht wortgewandt, aber mit einer starken, individuellen Ausdrucksweise. Ihre Erlebnisse sind so spannend, dass sie die Leser fesseln, und dabei doch so normal, dass viele davon jedem passieren können.
"Wolkenkönigin" ist eine spannende, sozialkritische Erzählung, dessen Hauptprotagonistin ein Menschentyp ist, der in der Jugendliteratur nicht oft zu Wort kommt. "Wolkenkönigin" ist ein absolut empfehlenswertes Buch.