Wo Milch und Honig fließen

Autor*in
McCleen, Grace
ISBN
978-3-421-04546-1
Übersetzer*in
Heller, Barbara
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
384
Verlag
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In ""Wo Milch und Honig fließen"" wird keineswegs vom Paradies erzählt, im Gegenteil. Ein junges Mädchen berichtet von ihrem Leben, das geprägt ist von ihrer Religionsgemeinschaft. Dennoch muss sie mit ihren Problemen selbst klarkommen, und da sie selbst so stark verwurzelt ist in ihrer wohl abgegrenzten Welt, bleiben die Lösungsvorschläge der Welt außerhalb ihr verborgen. Kein Buch für Jugendliche.

Beurteilungstext

10 Jahre alt ist Judith, die Ich-Erzählerin. Sie lebt allein mit ihrem Vater in einer englischen Kleinstadt. Kontakte gibt es nur zu ihrer Religionsgemeinschaft. Dass es sich dabei um Zeugen Jehovas handelt, wird nirgends erwähnt. Der streng gläubige Vater hat seinen Beruf und seine Berufung, Judith muss in sein Weltbild passen. So ist es nicht verwunderlich, dass Judith in der Schule eine Außenseiterin ist, sie wird gehänselt, verhöhnt, gemobbt. Judith flüchtet in ihre eigene Welt. Aus Abfällen baut sie sich ihr ""Land der Zierde"" und fühlt sich als ""Gottes Werkzeug"".
Als ein Mitschüler ihr androht, ihren Kopf in eine Kloschüssel zu stecken, wird ihre Angst übermächtig. Hilfe bekommt sie nicht, ihrem Vater ist das Lesen in der Bibel, das Predigen wichtig, die Not der Tochter nimmt er gar nicht wahr. Judith klammert sich an die Aussage eines Gastpredigers im Königsreichdienst, dass der Glaube Berge versetzen könne, und so betet sie in brünstig, dass etwas passieren möge, damit die Schule ausfällt und sie so ihrem Peiniger entgehen kann. Tatsächlich schneit es ungewöhnlich stark. Judith ist nun überzeugt, mit Gottes Hilfe Wunder vollbringen zu können und gerät noch tiefer hinein in ihre Fantasiewelt.
Judiths Mutter ist bei Judiths Geburt gestorben, eine Bluttransformation hätte sie retten können, ihr Glaube aber hat das verboten und statt dessen nach ""Harmagedon"" (Armageddon) ein Wiedersehen in einer besseren Welt versprochen. Wie ihr Vater erwartet auch Judith das Ende dieser alten Welt.
Der fanatische Glaube lässt Judith und ihren Vater auf eine Katastrophe zusteuern.

Weil in diesem Roman so unkritisch mit der Glaubensvorstellung umgegangen wird, halte ich ihn nicht geeignet als Jugendbuch. Zumindest in einem Anhang sollten sachliche Informationen zu den Zeugen Jehovas gegeben werden.
Jugendliche Leser sollten mit den Problemstellungen dieses Romans nicht allein gelassen werden, nachdenken allein genügt nicht. So sehr auch die Themen ""Außenseiter, Mobbing, Gewalt usw."" die von Jugendlichen sind, so darf es doch nicht am Aufzeigen oder wenigstens Andeutungen von Lösungswegen fehlen.

Die Sprache dieses Romans beeindruckt, weil tiefschürfende Gedanken in verständlicher Form geboten werden. Die Autorin verfügt über reiche Bibelkenntnisse, aber der Leser erhält einen Einblick in eine Welt, in eine Lebensführung, die ihn erschauern lässt. Sie ist fernab den Idealen der ""Zeit der Aufklärung"", die vor ca. 250 Jahren von Immanuel Kant formuliert wurden und die die bewusste oder unbewusste Unmündigkeit des Menschen in der Verneinung der eigenen Verantwortlichkeit deutlich macht.
In der heutigen Debatte, in der ""radikale"" Religionsauffassungen gegen die Ideale der demokratischen Gesellschaft im Staat gesetzt werden, ist es vielleicht ein wichtiges Buch. Ohne Begleitung oder das Setzen von Gegenpolen scheint es allerdings für Jugendliche nicht geeignet zu sein.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von TB.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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