Wo die wilden Kerle wohnen

Autor*in
Sendak, Maurice
ISBN
978-3-257-00513-4
Übersetzer*in
Schmölders, Claudia
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Sendak, Maurice
Seitenanzahl
40
Verlag
Diogenes
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2006
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Sendak schafft eine Rahmenhandlung, wie er sie später noch häufiger nutzen wird, die nur einen kurzen bis sehr kurzen Moment überbrückt. Alle Seiten dazwischen, die ganze eigentliche Geschichte also, ist ein Augenblick im Kopf der Hauptperson. Hier ist es Max.

Beurteilungstext

Seine Mutter ist jetzt wirklich ungehalten. Den ganzen Tag lang spielt Max einen Wolf und bezieht auch noch den Hund mit ein. Der mag so gar nicht die Bekanntschaft machen mit der Gabel und entflieht. Eindeutig: Max überspannt den Bogen. Also Strafe: Kein Essen! Hungrig ins Bett!
Das macht einem richtigen wilden Tier, das sogar die eigene Mutter auffressen könnte, natürlich gar nichts. Dann wandert es (Max) eben aus. Hin zu den Freunden, den anderen "Wilden Tieren".
Sendak baut diese Sequenz sorgfältig auf. Sie beginnt mit fünf einseitigen Bildern (rechts), denen auf der linken Seite kurze Texte gegenüber gestellt werde. Es folgen drei doppelseitige Bilder, die unten abgesetzt Raum für den Text lassen, um sodann mit drei doppelseitigen Bildern, die keinen Platz für einen Text lassen, den Höhepunkt der Geschichte darzustellen. Gegengleich wird die Szenerie wieder abgebaut, bis sie wieder dort endet, wo wir Max zuletzt in seiner vertrauten Umgebung sahen, bevor seine Phantasie zu blühen begann. Und das ging so:
Zunächst wachsen aus den Pfosten seines Bettes und der Türpfosten Bäume, die seine Kinderzimmerdecke in einen ein Dach aus Laub verwandeln. Der zunehmende Mond hinter dem geöffneten Fenster beleuchtet die Szenerie, die sich bereits im nächsten Bild der Unwirklichkeit ergibt. Teppich und Bett sind nur noch als Schemen zu erkennen, weitere Pflanzen wachsen aus der Zimmerecke heraus. Im dritten Bild ist auch das Fenster verschwunden, der Mond beleuchtet eine lichte Waldlandschaft, in die sich ein uns abgewandter Max in seinem Kostüm mit erhobenen Vorderbeinen begibt. Das hat die Mutter jetzt davon. Dann gehe ich eben in die weite Welt hinaus, und ich habe keine Angst, denn meine Krallen werden mich beschützen!
Den Bruch machen wir zunächst sehr ungern mit, denn wir begeben uns mit Max und seinem Segelboot (es heißt wie er) auf weite Fahrt. Allein sein zufriedenes Gesicht mit dem fast zu einem Lächeln verzogenen Mund lässt uns folgen. Alles wird gut!, sagt dies Gesicht. Wir fahren dorthin, wo ich mich auskenne, heim!, sagt dies Gesicht.
Kaum haben wir uns darauf eingelassen, schon werden wir mit ihm überrascht. Ein Seeungeheuer ist der erste Bote der "Wilden Kerle", die uns gleich erwarten werden. Max empfängt sie mit einem Gesicht, das er wohl seiner Mutter abschaute, der er noch vorhin erzählte, er sei ein "Wilder Kerl". Die Rollen haben sich vertauscht.
So wie Max in Wirklichkeit natürlich kein böses und wildes Biest ist, so sind es auch die wilden Kerle nicht, denn trotz der (zumeist) spitzen Zähne und der Krallen wirken sie alles in allem rund und freundlich, eher gemütlich mit ihren großen Augen als schrecklich. Man mag sich gern vorstellen, welches Vergnügen es Sendak bereitet haben mag, den "wild things" nicht nur insgeheim Namen gegeben zu haben (Aaron, Bernard, Emil, Moishe und Tzippy), sondern ihnen auch noch charakteristische äußere Merkmale einiger seiner Verwandten. Einige seiner Kerle tragen fast ein ähnliches Kostüm wie Max, der es inzwischen auf eine Krone gebracht hat, denn er ist König der wilden.
Dennoch muss er sie nach dem großen Lärmen verlassen, nicht bevor er sie - ganz die Mutter - zuvor ins Bett schickte. >>"Schluss jetzt!", rief Max und schickte die wilden Kerle ohne Essen ins Bett.<< Dabei haben sie doch nur brav seine Anweisungen befolgt, anders als er selbst die seiner Mutter. Aber die Geschichte muss jetzt einem möglichst schellen Ende zugeführt werden.
Nach diesem Entschluss agiert Max zielgerichtet und ist ruck-zuck nach langer Überfahrt (der Mond ist gerade Vollmond geworden) zurück nach Hause.
Das Essen war noch warm. - Wie viel mehr Liebe und Geborgenheit darf es noch sein?

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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